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Gebucht wird am „Stand 47“
12.09.10

Gebucht wird am „Stand 47“

In andere Länder reisen konnten die Besucher beim „Fest für Körper und Sinne“ in Wiesbaden

 

Ausgabe 37 vom 12. September

Oberbürgermeister Müller, Weihbischof Löhr und Dr. Söling (von links) eröffnen das Fest zusammen mit Obelix. Der macht schon mal neugierig auf die Länderreise. Foto: Barbara Reichwein

Von Barbara Reichwein

Bei diesem Fest ist alles ein wenig anders. Da wird gebärdet, gedolmetscht und laut gelacht. Wiesbadens Oberbürgermeister, Helmut Müller, bekommt herzhafte Schulterschläge. Und Weihbischof Thomas Löhr wird mitten in der Predigt mit Applaus überrascht.

Auch die Musik ist unverwechselbar: Dafür sorgt die Band Conny P. aus dem Konrad-von-Preysing-Haus. Das „Fest für Körper und Sinne“ lädt im Bistum Limburg alle zwei Jahre Menschen mit und ohne Behinderung dazu ein, Grenzen zu überwinden. Das ist in der Bonifatiuskirche und auf dem Schlossplatz in Wiesbaden abermals auf fröhliche Art und Weise gelungen.

Applaus dafür, dass Jesus immer da ist

Dabei geht es im Evangelium zunächst um Traurigkeit. Verloren und einsam sehen sie aus, die zwei Bewohner aus dem St. Vincenzstift Aulhausen. Sie stellen mit ihrem Spielkreis die Situation der Jünger auf dem Weg nach Emmaus dar. Plötzlich kommt Jesus hinzu. Im glänzend roten Gewand bricht er für die Zwei am Tisch das Brot. Als sie ihn erkennen, ist die Freude groß und sie umarmen ihn innig.

Vom Vertrauen darauf, dass Jesus immer da sei, auch in der größten Traurigkeit, spricht anschließend Weihbischof Löhr. Diese Botschaft kommt offensichtlich gut an: „Applaus“ ruft einer der beiden Jünger und klatscht zustimmend in die Hände. Andacht und Rührung sind dagegen beim Schluss des Gottesdienstes den Teilnehmern ins Gesicht geschrieben, die den persönlichen Segen annehmen.

Auf dem Schlossplatz sind derweil schon die Bänke gut gefüllt. Bei freundlichem Sonnenschein zeigt sich nicht nur der Oberbürgermeister zur offiziellen Eröffnung davon überzeugt, dass es wieder „ein tolles Fest“ wird. Es sei ein wesentlicher Beitrag zu seinen Traum von einer „Stadt für alle Menschen“.

Dass das nur „Mit uns“ gehen kann, unterstreicht programmatisch das Motto, das nicht nur behauptet, sondern umgesetzt wird: „Hier stellen Menschen mit Behinderung selbst ein Fest auf die Beine und zeigen: Wir können das auch!“, freuen sich Joachim Mast, Vorsitzender des Arbeitskreises der Wiesbadener Behindertenorganisationen, und Jochen Straub vom Bistum Limburg. Zusammen mit der Stadt bilden sie den Dreierbund, der zum vierten Mal das Fest in Wiesbaden ausrichtet.

Während auf der Bühne Chöre-, Tanz- und Trommelgruppen die Stimmung anheizen – und der Direktor des St. Vincenzstiftes, Dr. Caspar Söling, als Moderator Entertainerqualitäten unter Beweis stellt –, bilden sich an „Stand 47, dem Reisebüro“, schon erste Schlangen. Fünf Kontinente können gebucht werden, Reiseleitung, Proviant und ein Erinnerungsfoto inbegriffen. Da finden sich den ganzen Tag über Reiselustige. Und wer sich nicht recht traut, wird von der Bühne herunter ermuntert: „Einfach mitgehen, mutig sein, Spaß haben!“

„Von Neusehland bis zum Mobilland“

In jedem Land wird eine Behinderung thematisiert: Überall gibt es Möglichkeiten, mitzumachen und ein bisschen zu spüren, wie sich das Leben der Anderen anfühlt. Im „Land der Stille“ wird mit Hingabe, und ganz ohne Worte, gemalt. Nebenan üben Reisende Gebärdensprache. Im „Land des Lächelns“ können Märchen erraten werden, in „Neusehland“ wird zur Selbsterfahrung unter der Augenbinde und mit dem Blindenstock eingeladen. Rollstuhl- Fahren sieht deutlich leichter aus, als es ist: Das kann im „Mobilland“ erprobt werden. Hier kommt auch die junge Wiesbadenerin ins Staunen, die eben noch mit ihrem Tanzpartner auf der Bühne beim Rolli-Dance mitgemacht hat. „Das hätte ich nicht gedacht“, meint sie. Und der Freund vom Tanzsportclub Blau-Orange, selbst auf den Rollstuhl angewiesen, freut sich sichtlich über die Anerkennung. Im „Land der Individualität“ in dem das Leben mit psychischer Behinderung im Mittelpunkt steht, setzt sich Weihbischof Löhr beherzt an den Webstuhl. „Man muss nur über seinen Schatten springen“, bringt er die Botschaft des Festes auf den Punkt. Barrieren wirkten anders, wenn sie am eigenen Leib erfahren würden.

Dass viele Festbesucher diese Erfahrung gemacht haben, ist zum Schluss unüberhörbar. Begleitet von lautem Tröten und viel Beifall, wird symbolisch die Mauer, die Menschen mit und ohne Behinderung trennt, zum Einsturz gebracht.

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