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Umzug mit dem Bus
11.07.10

Umzug mit dem Bus

Vor 50 Jahren kamen die Katharinenschwestern nach Frankfurt und übernahmen ein Krankenhaus

 

Ausgabe 28 vom 11. Juli

Die Geschäftsführung des St. Katharinen-Krankenhauses mit der Ordensfrau in der Mitte: Frank Hieke, Schwester Oberin M. Ludgera Stolze und Dr. Alexandra Weitzel. Foto: Barbara Brüning

Von Barbara Brüning

Das St. Katharinen-Krankenhaus in Frankfurt-Seckbach ist 50 Jahre alt geworden. Das Hospiz St. Katharina fünf Jahre. Schwester M. Ludgera Stolze ist Geschäftsführerin beider Einrichtungen.

An dem großen runden Tisch sitzt Ludgera Stolze. Vor sich eine kleine Wasserflasche und ein Glas. Ihre klaren blauen Augen sind fest und freundlich auf ihr Gegenüber gerichtet. Die kleine Frau in grauer Ordenstracht ist 76 Jahre alt. Täglich um halb zwei ist sie hier zu finden: im Verwaltungsgebäude des St. Katharinen-Krankenhauses auf dem Hügel zwischen den Frankfurter Stadtteilen Seckbach und Nordend. Schwester Ludgera ist zusammen mit Frank Hieke und Dr. Alexandra Weitzel Geschäftsführerin des Krankenhauses.

Dass sie einmal die Geschicke eines solch großen Krankenhauses mitbestimmen würde, hat sie sich sicher nicht träumen lassen, als sie mit 23 Jahren in den Orden der Katharinenschwestern eintrat. Geboren in Waldeslohe im Kreis Warendorf, arbeitete sie als Lebensmittelverkäuferin und war auf der Suche nach einem Orden, der zu ihr passte. „Auf die Katharinenschwestern bin ich dann bei einem Ausflug gestoßen“, erzählt die Ordensschwester. Das war 1958. Ein entscheidendes Jahr nicht nur für Ludgera Stolze. Auch für ihren Orden stellten sich die Weichen neu.

Studium in Ordenstracht

In Rhothenfelde im ostpreußischen Ermland hatten die Ordensschwestern nach dem Krieg ein Behelfskrankenhaus auf die Beine gestellt, um die vielen Verletzten des Krieges und die Flüchtlinge zu versorgen. „Doch irgendwann war diese Aufgabe sozusagen erledigt“, berichtet Stolze. Und so begannen die Verhandlungen mit der Stadt Frankfurt, in der damals Bettenmangel herrschte. 1960 zogen die Ärzte, Pfleger und Pflegerinnen samt der Verwaltung einfach um. Alle zusammen in einem Bus. Auch Mobiliar und Inventar gingen mit auf die Reise. Sie fuhren nach Frankfurt, wo das neue Krankenhaus schon darauf wartete, dass alle einziehen und weiter arbeiten sollten. Und kaum war die Belegschaft da, konnten sie mit der Arbeit beginnen.

Schwester M. Ludgera hatte inzwischen in ihrem Orden eine kaufmännische Ausbildung absolviert. Für die Leitung der Apotheke in dem Frankfurter Krankenhaus wurde noch eine studierte Pharmazeutin gesucht. „Und diese Aufgabe sollte ich übernehmen“, erinnert sie sich. So kam es, dass sie in den Jahren 1966 bis 1969 mitten in der heißen Phase der Studentenunruhen in ihrer Ordenstracht ihr Studium in Frankfurt absolvierte. Und schon 1970 für 22 Jahre die Leitung der Apotheke übernehmen konnte.

Viele Neuerungen in Medizin und Pharmazie, in Gesetzgebung und Verwaltung hat sie eingeführt und mitgetragen, bis sie 1993 als Provinzoberin nach Münster berufen wurde. Um dann mit 68 Jahren wieder als Geschäftsführerin des Katharinen-Krankenhauses nach Frankfurt zurückzukehren.

Im äußeren Erscheinungsbild sind die Schwestern mit ihrer schlichten Tracht nicht mehr so präsent wie zu Gründungszeiten. Aber ihr Geist prägt dieses Krankenhaus bis heute. Dieser Geist wirkt in Schwester Ludgera, die die Geschicke des Krankenhauses wesentlich prägt, ganz besonders.

Ihr Engagement geht über die Sorge für das körperliche Wohlbefinden der Patienten hinaus: „Wir achten jeden Menschen in seiner Einmaligkeit und schaffen die Bedingungen, die für die Heilung und/oder Linderung seiner Beschwerden förderlich sind. Besondere Aufmerksamkeit schenken wir der Begleitung der Sterbenden“ , heißt es in den Leitlinien des Krankenhauses.

„Ein Krankenhaus ist aber aus ökonomischen Gründen gezwungen, schwerstkranke Menschen, die nur noch gepflegt werden können, zu entlassen“, erklärt die Geschäftsführerin. Andererseits sei oft klar, dass eine Betreuung zu Hause nicht gewährleistet werden könne. Selbst Pflegedienste seien oft überfordert. Oder die Angehörigen kommen mit dem bevorstehenden Tod nicht zurecht. Da sei ein Hospiz oft die einzige Lösung. So musste es der Ordensschwester ein ganz besonderes Anliegen sein, sich für die Gründung eines Hospiz in Frankfurt einzusetzen.

Hospiz als einzige Lösung

Vor sieben Jahren wurde der Hospizverein Sankt Katharina gegründet. Das Weißfrauen- und das Katharinenstift sind die Gesellschafter. Als das Hospiz vor fünf Jahren seine Türen öffnete, war es das erste in Frankfurt. Auch heute gibt es in der ganzen Stadt nur 24 Betten für Sterbenskranke. Die Räume sind hell und einladend, sie haben alle eine Tür zum Garten, es gibt ein großes einladendes Bad, einen freundlichen Aufenthaltsraum und eine Küche, in der liebevoll die Lieblingsspeisen der Gäste zubereitet werden können.

So gibt es in diesem Jahr gleich zwei Jubiläen zu feiern: Vor genau 50 Jahren öffnete das Katharinen-Krankenhaus seine Türen für die ersten Patienten, und seit fünf Jahren ist das Hospiz Sankt Katharina auf dem Gelände des Katharinen-Krankenhauses in den ehemaligen Räumen des Wohnheims der Schwestern zu Hause. Geschäftsführerin ist auch hier Schwester M. Ludgera Stolze zusammen mit Frank Hieke.

Schwester Ludgera ist eine ruhige Frau. Still und bescheiden wirkt sie, auch wenn das Leuchten in ihren Augen ihr Temperament verrät. Im Zentrum der Aufmerksamkeit möchte sie nicht stehen. Aber das dürfte zu den wenigen Dingen gehören, die ihr manchmal nicht ganz gelingen, da sie im Triumvirat der Geschäftsführung des Krankenhauses neben der Pflege, der Seelsorge und der Bücherei auch für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist.

Ausstellung im Erdgeschoss des Krankenhauses mit Fotos und Zeitdokumenten über die Katharinenschwestern in Ostpreußen, ihren Umzug, den Neubeginn und die Entwicklung des Krankenhauses in Frankfurt

Hintergrund

Vorbild Regina Protmann

Das Sankt Katharinen-Krankenhaus ist ein Akutkrankenhaus mit Schwerpunktversorgung: In den Abteilungen Innere Medizin, Urologie, Geriatrie, Chirurgie und Neurologie stehen 350 Planbetten sowie sechs tagesklinische Betten zur Verfügung. Mit Anästhesie, Radiologie und der Laboratoriumsmedizin ist das Krankenhaus auch Bestandteil der Frankfurter Notfallversorgung. „Als katholisches Krankenhaus fühlen wir uns der ganzheitlichen Versorgung und Betreuung unserer Patienten verpflichtet. Nach den Regeln und dem Vorbild Regina Protmanns, der Gründerin der Ordensgemeinschaft der Katharinenschwestern, gehört es zu unseren Aufgaben, für alle Kranken und Bedürftigen, die unsere Gesundheitsdienstleistungen in Anspruch nehmen wollen, da zu sein“, ist auf der Homepage nachzulesen.

2005 ging das Hospiz Sankt Katharina als erstes stationäres Hospiz in Frankfurt mit neun Betten in Betrieb. Seit 2008 sind es zwölf Betten. Die durchschnittliche Verweildauer der etwa 530 Hospizgäste von 28 bis 99 Jahren betrug 30,3 Tage. „Sie haben hier alles erlebt. An manchen Tagen gab es Freude, an anderen Trauer. Manchmal wurde gefeiert. Sie verbrachten ihre letzte Lebenszeit mit Angehörigen und Freunden oder ganz für sich. Manche haben im Hospiz neue, sehr intensive Kontakte zu anderen Gästen oder zu haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern geschlossen“, erläutert Hospizleiterin Katrin Pithan. (pm/bp)

Auskunft: St. Katharinen-Krankenhaus, Telefon 069/46030, www.sankt-katharinen-krankenhaus.de; Hospiz Sankt Katharina,
Telefon 069/46032101, www.hospiz-sankt-katharina.de

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