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Wohnen unter Reichen
09.05.10

Wohnen unter Reichen

Im Bezirk Hochtaunus wird über bezahlbaren Wohnraum debattiert

 

Ausgabe 19 vom 9. Mai

Von Eva Wilke

Wer Arm ist, hat im Hochtaunus- Kreis Probleme, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Für Sozialhilfe-Empfänger verschärft sich die Lage durch veraltete amtliche Vorgaben darüber, was angemessen ist.

Vorstandsmitglied Christoph Diringer bringt das Anliegen der Ökumenischen Wohnhilfe im Taunus auf den Punkt: „Die Debatte darüber, in welcher Gesellschaft wir hier leben wollen, muss geführt werden.“ Für die Ökumenische Wohnhilfe im Taunus ist eine Schlüsselfrage in dieser Debatte die nach bezahlbarem Wohnraum. Seit mehreren Jahren versuche die Ökumenische Wohnhilfe im Taunus, die politisch Verantwortlichen zum Umdenken anzuregen, wie Geschäftsführer Marcus Krüger erläuterte. Bisher ohne Erfolg.

Nach der Veröffentlichung von zwei Armutsberichten für den Hochtaunus und einem Runden Tisch, zu dem die Bürgermeister des Kreises geladen waren, unternimmt die Wohnhilfe, unterstützt von der Liga der freien Wohlfahrtsverbände und den beiden christlichen Kirchen, nun einen weiteren Versuch. „Dieses Mal machen wir einen konkreten Vorschlag“, sagt Diringer.

Zwischen fünf und acht Euro Kaltmiete

Was sich innovativ anhört, sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein: die Bewertung dessen, was ein angemessener Preis für Wohnraum ist, anhand aktueller Marktdaten. Im Hochtaunus- Kreis, so Krüger, wären das je nach Wohnort zwischen fünf und acht Euro Kaltmiete und zwei Euro Nebenkosten pro Quadratmeter Wohnfläche.

Im Main-Taunus-Kreis, in dem die Ökumenische Wohnhilfe im Taunus ebenfalls aktiv ist, ist diese Berechnungsgrundlage seit einem entsprechenden Urteil des Bundessozialgerichts für die Behörden 2008 gängige Praxis. Im Hochtaunus-Kreis dagegen, der nach Starnberg der Kaufkraftstärkste Landkreis der Republik ist, operieren die Behörden mit einer Wohngeldtabelle, deren Daten auf dem Jahr 1996 basieren und 2002 lediglich nach dem offiziellen Umstellungskurs auf Euro umgerechnet wurden. Rein rechnerisch dürfte danach ein allein lebender Sozialhilfe-Bezieher in Bad Homburg höchstens zwischen 5,80 und 8,30 Euro Warmmiete, also Miete einschließlich Nebenkosten, pro Quadratmeter ausgeben.

Völlig unrealistisch aus Sicht des Vermittlungsexperten Krüger. „Es mag sicherlich vereinzelt Wohnungen zu diesem Preis geben.“ Die Regel sei das jedoch nicht. Das beweise allein schon die Tatsache, dass selbst Sozialwohnungen zumeist nicht zu solch niedrigem Mietzins zu haben seien.

Sozialer Wohnungsbau wird vernachlässigt

Aber es geht der Wohnhilfe bei ihrem Vorstoß nicht nur um den akuten Bedarf von Sozialhilfe- Empfängern und Flüchtlingen: Aktuell werden etwa für drei Flüchtlingsfamilien Wohnungen unterschiedlicher Größe gesucht, wie Vorstandmitglied Diringer betont. Auch beispielsweise Erzieherinnen, die im Kreis dringend gebraucht würden, hätten Schwierigkeiten, bezahlbare Wohnungen zu finden. Seit langem vernachlässigen viele Kommunen auch im Hochtaunus den sozialen Wohnungsbau. Für diese Region fehlt genauso wie für Hessen insgesamt bisher eine offizielle Sozialberichterstattung, auf deren Grundlage geplant werden könnte. Für Experten wie Marcus Krüger ist das jedoch kein Argument, untätig zu sein. „Vor drei Jahren habe ich davon gesprochen, dass 100 – vor allem kleine – Wohnungen fehlen. Mittlerweile sind es einige mehr.“

Alleine bei der Wohnhilfe sind derzeit 134 Haushalte, in denen insgesamt 346 Menschen leben, gemeldet, die angemessenen Wohnraum suchen. „Ein Drittel davon verwenden derzeit Geld, das eigentlich für den Lebensunterhalt gedacht ist, um die Miete ihrer derzeitigen Wohnung zu bezahlen.“ Zur Erinnerung: Der Regelsatz für den Lebensunterhalt eines Alleinstehenden liegt bei 359 Euro, einem Kind stehen zwischen 215 bis 287 Euro zu.

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