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Die Armut ist geblieben
27.09.09

Die Armut ist geblieben

Erhard Eppler spricht sich beim Tag der Caritas dafür aus, den Nächsten im Blick zu haben

Hauptredner am Tag der Caritas: der frühere Bundesminister Erhard EpplerFoto: Bärbel Faustmann

Von Bärbel Faustmann

Limburg. Ein kleiner, hagerer, Mann steht hinter dem großen Rednerpult. Was er zu sagen hat, zieht alle in den Bann. Über Marktwirtschaft, Politik, Ökologie und Ökonomie und zu guter Letzt über Gott spricht Dr. Erhard Eppler. Der ehemalige SPD-Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit von 1968 bis 1974 und spätere Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentags referiert am Tag der Caritas in der Limburger Stadthalle.

„Nachhaltig – solidarisch – sozial

„Nachhaltig solidarisch – sozial an morgen denken“, lautet das Motto des Abends. Eppler geht zunächst einmal auf den Begriff der Nachhaltigkeit ein. Das Wort tauchte erstmals 1703 in einem forstwirtschaftlichen Bericht auf. „Es bedeutete ganz einfach: Wir dürfen in den Wäldern nicht mehr schlagen, als nach wächst“, klärt Eppler auf. Genau dies bezieht er auf seine Rede. Das Wirtschaftswunder von Deutschland, es war für Eppler kein wirklicher, kein nachhaltiger Reichtum. Im Bundestagswahlkampf von 1965 warnte er bereits vor einer festgefahrenen Entwicklung, die keine Zukunft habe. 15 Jahre später lag der Abschlussbericht der „Nord- Süd-Kommission 1980 – Die Armut ist geblieben“ – vor. Der Bericht zeigt die katastrophale Situation in den Entwicklungsländern auf und unterstützt zudem die Forderungen der UNO zur Schaffung einer gerechten und neuen Weltwirtschaftsordnung. Nach Aussagen Epplers stagnierte der Prozess zur Armutsbekämpfung. „Margret Thatcher in Großbritannien und Ronald Reagan in den USA setzten lieber auf den Marktradikalismus. Es hieß, die Märkte sind klüger als die Politik und sollen sich selbst regulieren“, so Eppler. Eine Entwicklung, die nachhaltig nicht durchführbar war. Die Widerlegung dieser Ideologie zeige die aktuelle Banken- und Finanzkrise. „Jetzt musste die Politik den Markt retten“, stellte Eppler fest.

Gerechtes deutsches Sozialsystem Wie sieht es heute mit der Nachhaltigkeit aus? Erhard Eppler ist überzeugt, dass dieses Prinzip nicht zu Ende gedacht ist. Er verweist auf die Schulden, die künftige Generationen zu tragen haben. Er verweist auf die Ressourcen der Erde, die nicht um jeden Preis ausgeplündert werden dürfen. Das deutsche Sozialsystem hält er für gerecht: „Bei uns stehen Gesunde für Kranke, Junge für Alte und Arbeitende für nicht Arbeitende ein.“ Aber er warnt auch. War es im 20. Jahrhundert die überbordende Macht des Staates so kann daraus im 21. Jahrhundert ein handlungsunfähiger, erpressbarer und schließlich zerfallender Staat werden. Die heutige Gewalt finde sich nicht in Kriegen zwischen Staaten sondern im Staat selbst wieder. „Wenn keiner mehr weiß, wer noch gegen wen kämpft, dann trifft es immer die Schwächsten “, sagt Eppler.

Er ist ein wenig neidisch, dass er sich als Nichtkatholik eben nicht auf Enzykliken stützen kann. Menschen, die jeden Abend um ihr Seelenheil für den nächsten Tag beten, sind ihm suspekt. Es gelte den Nächsten im Blick zu haben. Einer trage des Anderen Last. „Das ist Nachhaltigkeit.“ Das Publikum zollt ihm stehenden Applaus, auch dafür, dass der Hauptreferent seinen Respekt vor Altbischof Franz Kamphaus bekundet. „Er ist einer der überzeugendsten Diener Christus, der mir in meinem langen Leben begegnet ist.“

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