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Frauen in der frühen Kirche
06.06.10

Frauen in der frühen Kirche

Mitglieder der Gemeinde Frauenfrieden und der Frankfurter kfd rücken bedeutende Christen ins Bild

 

Ausgabe 23 vom 6. Juni

Von Barbara Brüning

Überlebensgroß hängen die Bilder von zwölf Frauen der frühen Kirche an zwölf Pfeilern der Frauenfriedenskirche in Bockenheim. Sieben Frauen der Gemeinde und der katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) im Alter von 17 bis 78 Jahren haben sie sichtbar gemacht.

„Über zwei Monate haben wir recherchiert, wie es ihnen ergangen ist“, erzählt Marianne Berberich, Vorsitzende der kfd Frankfurt. Dabei haben sie so Manches zu Tage gefördert, was sie selbst überrascht hat.

Mit der Ausstellung der Frauenporträts wurde in diesem Jahr die traditionelle Frauenfriedenswallfahrt eröffnet. Jeden Monat wird eine Veranstaltung folgen, die einer der zwölf Frauen gewidmet ist. Ein thematischer Gottesdienst und ein Workshop mit Gesprächsrunden zu dem Thema waren ebenfalls Teil der Eröffnungsveranstaltung. „Wir wollten das, was wir erfahren haben weiter geben, damit die Frauen wieder mutig werden. Wir wollten aufzeigen, was wir heute machen dürfen und was noch nicht. Im Gegensatz zu den Frauen der urchristlichen Gemeinden. Die haben Hausgemeinden geleitet, was so viel heißt, dass sie dasselbe getan haben wie die Priester“, erklärt Berberich.

Workshop mit Forderungen

Es stehe nirgendwo, dass es nur Frauen geben soll, die berufen sind, fährt sie fort. Auf dem Workshop wurden Forderungen formuliert: So sollen sie zum Beispiel Diakoninnen werden können und der Zwangszölibat soll wegfallen. „Wir wünschen uns auch eine Priesterweihe für Frauen, obwohl uns das noch in weiter Ferne scheint.“

Unter all den Porträts sticht das von Junia heraus. Es hat einen dunklen Hintergrund. Junia ist gefesselt. Ihre Hände sind mit einem Strick noch oben gebunden. Aber ihr Blick ist kämpferisch. Ungebrochen. Marianne Berberich hat alles zusammengetragen, was sie über Junia gefunden hat. Sie sei von Jesus zur Apostelin berufen worden und habe mit ihrem Mann Andronikus in Rom gelebt. Paulus berichtet, dass sie und ihr Mann zusammen mit ihm im Gefängnis waren. Er nennt sie eine „hervorragende, eine ausgezeichnete Apostelin.“ Doch halt! Genau genommen steht im 16. Kapitel des Römerbriefs nicht Junia sondern Junias. „Den Namen Junias hat es aber in der gesamten Antike gar nicht gegeben,“ erzählt Berberich. Irgendwann im Laufe der Kirchengeschichte sei der Name geändert, die Frau zum Mann geworden. In der Bibelübersetzung in gerechter Sprache habe man das korrigiert, erzählt sie.

Die Rolle der Protagonistinnen

Während des Gottesdienstes sind die Frauen in die Rollen ihrer Protagonistinnen geschlüpft und haben in Ichform von ihrem Leben erzählt. Marianne Berberich stellte Phöbe dar. „Ich war Diakonin, war vermögend und einflussreich,“ erklärt sie. „Ich habe den Armen beigestanden und konnte mich einsetzen für Leute, die sich nicht wehren können. Als Paulus mitbekam, dass ich nach Rom reisen musste, hat er mir den Brief an die Römische Gemeinde anvertraut.“ (Römer 16,1).

Die Gottesmutter Maria, Hanna, die Prophetin, Martha und Maria aus Bethanien, die Frau am Jakobsbrunnen, Maria Magdalena, Prisca, die Missionarin und Glaubenslehrerin, Lydia, die erste Christin Europas, die vier Töchter des Philippus und Thekla, die\&p| erste Märtyrerin und Missionarin lächeln still an ihren Säulen und scheinen gebannt zuzuhören.

Am 12. Juni, 19 Uhr, beginnt die Veranstaltungsreihe im Rosengarten der Frauenfriedenskirche in Frankfurt-Bockenheim. Ein Abend zum Hören und Singen wird es sein. Titel: „Wäre Gesanges voll unser Mund.“

Hintergrund

Friedensmahl

Die Frauenfriedenskirche in Bockenheim wurde 1929 geweiht. Sie entstand auf Initiative von Hedwig Dransfeld, die 1919 alle deutschen Frauen zu einer großen Spendenaktion für die Kirche aufgerufen hatte. Sie sollte ein Friedensmal, eine ganz auf Christus ausgerichtete Cruzifixuskirche und Gedächtniskirche für die Gefallenen des ersten Weltkriegs sein. Damit gehört die Kirche neben dem Bartholomäusdom und der Paulskirche zu den drei Kirchengebäuden von überregionaler Bedeutung, die eng mit der Geschichte verknüpft sind.

Dransfeld, geboren 1871, war eine der großen Vorkämpferinnen der Frauenbewegung und die erste Vorsitzende des Katholischen Deutschen Frauenbundes.
www.frauenfrieden.de
www.frauenbund.de

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