Die Kirchenzeitungen für die Bistümer Fulda, Limburg und Mainz
 Startseite -  Verlag -  Stellenangebote -  Inhalt -  Impressum -  Kontakt 
„Alles auf eine Karte gesetzt“
31.07.11

„Alles auf eine Karte gesetzt“

Anton Kalteyer: Erneuerung der Gemeindepastoral mit der Priestergemeinschaft

 

Ausgabe 31 vom 31. Juli 2011

Mit einer Tischmesse hat Pfarrer Anton Kalteyer im Kreis von Freunden und Weggefährten sein diamantenes Priesterjubiläum gefeiert. Foto: privat

Anton Kalteyer (links) bei seiner Primiz. Foto: Diözesanarchiv Mainz

Von Jürgen Strickstrock

Er gehört zu den Pionieren einer erneuerten Sakramentenpastoral: Anton Kalteyer (84). Der Priester, der im Ruhestand in Dietzenbach lebt, hat sein 60-jähriges Weihejubiläum gefeiert.

Als Pfarrer der Rüsselsheimer Pfarrei St. Christophorus, die er 36 Jahre lang geleitet hat, war Kalteyer früh von dem Gedanken beseelt, junge Menschen in den Reichtum des Glaubens einzuführen. Lebhaft erinnert er sich an seinen ersten Weißen Sonntag 1960 mit 100 Kommunionkindern. In der großen Gruppe habe er sich mehr als „Dompteur“ denn als Glaubenslehrer gefühlt.

So nahm er damals Kontakt mit den Dominikanern in Saint Avold auf, die Kinder in kleinen Gruppen unter Führung von Laien auf die Erstkommunion vorbereiteten. Die Erfahrungen in Frankreich führten bei den Seelsorgern der Rüsselsheimer Pfarreien, die sich zu einer Priestergemeinschaft zusammengeschlossen hatten, zu der Einsicht: „Wir müssen bei den Eltern beginnen.“ Deshalb erhöhten sie die Zahl der Elternabende in der Kommunionvorbereitung kontinuierlich aus der Überzeugung: Die ersten Verkünder des Glaubens sind die Eltern.

Durch die intensive Elternbildung sollten nach und nach die Gemeinden geistlich erneuert und damit lebendiger werden. Aus der Gemeinde kam 1967 die Anregung, mit Müttern und Vätern kleine Gruppen zu bilden und beim Alltag der Kinder anzuknüpfen.

Kommunionkurs „Für euch – für dich – für alle“

Die einzelnen Katechesen wurden bei den Elternabenden besprochen. 1974 gab Kalteyer das Werkbuch „Hinführung der Kinder zur Eucharistie“ heraus. Aus der Praxis erwuchs auch in Zusammenarbeit mit den Diözesanverantwortlichen für die Gemeindekatechese, Rainer Stephan und Gabriele Werner, der später weit verbreitete Kommunionkurs „Für euch – für dich – für alle“. Die Priestergemeinschaft entwickelte auch einen Firmkurs und setzte sich für ein höheres Firmalter von16 Jahren ein. Darin wurden die Geistlichen von der Würzburger Synode (1971 bis 1975) bestätigt, der Kalteyer als Mitglied angehörte.

Neben der Erneuerung der Katechese, für die er auch als Dozent am Seminar für Gemeindepastoral und an der Katholischen Fachhochschule in Mainz wirkte, hat Kalteyer auf den verschiedensten Feldern der Pastoral viel bewegt, besonders im Bereich der Caritas. Alles Handeln folgte aus der Grundüberzeugung, dass Gemeindeleben nur als Leben in Gemeinschaft gelingen kann, in der jeder nach seinen Möglichkeiten Verantwortung übernimmt.

1959 hatte Bischof Albert Stohr drei Priester mit der Seelsorge im Stadtgebiet von Rüsselsheim beauftragt: die Pfarrer Karlheinz Beichert und Anton Kalteyer und den Kaplan und späteren Religionslehrer Klaus Landenberg. 15 Jahre später war die Priestergemeinschaft auf acht Mitglieder angewachsen. In derselben Zeit stieg die Zahl der Einwohner von 22 000 auf 62 000. Damit wuchs auch die seelsorgerliche Not, unter deren Druck die Priestergemeinschaft noch enger zusammenrückte und alle Fragen der Seelsorge gemeinsam besprach. Mentor der Gründungsjahre war der Rektor des Spätberufenen-Konvikts in Mainz, Ernst Plum; Weihbischof Josef Maria Reuß war ein maßgeblicher Förderer.

Geprägt von der Gemeinschaft des Prado

Die Priester griffen immer wieder Anregungen aus den Gemeinden auf. Viele Gemeindemitglieder beteiligten sich am Neubau der 1963 geweihten Kirche St. Christophorus. Das anschließend errichtete Pfarrzentrum beherbergte unter anderem Kindergarten mit Hort, Altenbegegnungsstätte, Jugendheim, Krabbelstube, Versammlungsort für Alkoholiker und psychisch Kranke sowie Räume für die Priestergemeinschaft. Von ihr angestoßen wurden auch die Betriebsseelsorge bei Opel und der Verein Lebenshilfe für behinderte Kinder. Kalteyer hatte die Gabe, Menschen zusammenzuführen und sie für die Mitarbeit zu gewinnen.

Die Spiritualität der Priestergemeinschaft wurde zur Kraftquelle für alle Beteiligten. Von Anfang an stand sie unter dem Einfluss der Gemeinschaft „Vereinigung der Priester des Prado“, die der Diözesanpriester Antoine Chevrier (1996 seliggesprochen) 1856 für die Armenseelsorge in Lyon gegründet hatte. Prado war der Name eines früheren Tanzlokals, das Chevrier für die Seelsorge erworben hatte. Die Rüsselsheimer Priestergemeinschaft pflegte einen lebendigen Austausch mit Prado-Priestern in den europäischen Nachbarländern, vor allem im Elsaß. Tragende Elemente der Gemeinschaft waren Bibelstudium, Stundengebet und die Lebensbetrachtung im Licht des Evangeliums.

Im Dezember 1989 wurden die fünf noch verbliebenen Mitglieder der Rüsselsheimer Priestergemeinschaft im Mainzer Dom als deutsche Zelle in den Prado aufgenommen. Gleichzeitig traten die Mainzer Missionare Alfons Blumenfeld und Gunter Bee dem Prado in Brasilien bei. Zurzeit zählt die Vereinigung des Prado weltweit etwa 1300 Mitglieder in mehr als 20 Nationen. Hinzu kommen Schwestern im Prado und Institute der Laien.

Anton Kalteyer betonte anlässlich seines diamantenen Priesterjubiläums, wie viel er der Gemeinschaft des Prado zu verdanken habe, ohne dass dies in all den Jahren laut wurde. Bei seiner Priesterweihe, auf die er sich schon als Kriegsgefangener im Stacheldrahtseminar von Chartres vorbereitet hatte, wählte er als Weihespruch den Text: „Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott in ihm.“ (1 Johannes 4, 16). Zur Aufnahme in den Prado in der Ostkrypta des Mainzer Doms hatte Kalteyer das Gleichnis vom „Schatz im Acker“ ausgesucht (Matthäus 13, 44- 45). Gott habe ihm die Chance gegeben, „alles auf eine Karte zu setzen“. Dafür sei er dankbar. Auch heute ist er noch vielfältig aktiv, obwohl er durch ein Diabetesleiden beeinträchtigt und seit einer Bandscheibenoperation an den Rollstuhl gebunden ist.

Ihr Draht zu uns

Redaktion

Liebfrauenplatz 10
55116 Mainz
Tel. 06131 / 28755-0
Fax 06131 / 28755-22
Mail: info@kirchenzeitung.de

Abonnenten

Tel. 06431 / 9113-24
Fax. 06431 / 9113-37
Mail: vertrieb@kirchenzeitung.de

Anzeigen

Tel. 06431 / 9113-22
Fax. 06431 / 9113-37
Mail: anzeigen@kirchenzeitung.de