„Eine große Portion Nächstenliebe“

Gottesdienst für Menschen mit Demenz

Ein Anruf bei Diakon Stefan Faust (40) aus Gau-Algesheim. Er bietet ab Mai einmal im Monat im dortigen Albertusstift einen Gottesdienst für Menschen mit Demenz an.

Frage: Was unterscheidet diese Gottesdienste von den übrigen?

Faust: Menschen mit Demenz haben eine stark verlangsamte und eingeschränkte Wahrnehmung. Das Konzentrieren auf einen Ablauf, das wir uns antrainiert haben, verliert sich wieder: Es kann zu spontanen Handlungen kommen wie etwa plötzlichem Aufstehen – wie bei kleinen Kindern. Die neue Gottesdienstform arbeitet mit Reizen auf einer Ebene, die ein Mensch mit Demenz noch wahrnehmen kann.

Und die wären?

Das ist insbesondere die Musik. Orgel oder Soloinstrumente wie Flöte oder Gitarre kommen zum Einsatz. Wir arbeiten verstärkt mit Symbolen zum Anfassen. Am Karfreitag gibt es etwa ein Holzkreuz, das die Kranken in die Hand nehmen können. Dadurch „begreifen“ sie den Gottesdienst im wahren Sinn des Wortes. Schließlich legen wir viel Wert auf den persönlichen Kontakt. Bei der Begrüßung wird die Hand gereicht, die- oder derjenige beim Namen genannt. Der Friedensgruß wird intensiv ausgetauscht und es gibt einen Segen mit Handauflegen.

Warum haben Sie sich zu diesem Gottesdienst entschieden?

Diese Gottesdienstform wurde vom Caritaswerk St. Martin in Mainz ins Leben gerufen und fi ndet bereits mit Erfolg im Altenzentrum Maria Königin in Mainz-Drais statt. Im Albertusstift sehen wir ebenfalls einen großen Bedarf, dass Menschen mit Demenz gemeinsam mit ihren Angehörigen Gottesdienst feiern können, der abgestimmt ist auf ihre Bedürfnisse und Sehnsüchte.

Für Gau-Algesheim suchen Sie noch freiwilligen Helfer. Was müssen diese mitbringen?

Ganz wichtig: eine große Offenheit für alte Menschen. Und eine große Portion Nächstenliebe.

Anruf: Anja Weiffen

Kontakt: Stefan Faust, Telefon 0 67 25 / 24 21