Die Kirchenzeitungen für die Bistümer Fulda, Limburg und Mainz
 Startseite -  Verlag -  Stellenangebote -  Inhalt -  Impressum -  Kontakt 
Eine Beziehung braucht Zeit
06.03.11

Eine Beziehung braucht Zeit

Wenn Menschen sich entscheiden, Christ zu werden

 

Ausgabe 10 vom 6. März 2011

Die meisten Erwachsenen-Taufen finden in der Osternacht statt. Dann werden dem Täufling auch die Sakramente der Erstkommunion und der Firmung gespendet. Foto: kna-bild

Von Anja Weiffen

Erwachsenen-Taufe – wie geht das? Am 12. März findet im Mainzer Dom die Zulassungsfeier mit Weihbischof Ulrich Neymeyr für die Erwachsenen-Taufe statt. Die Zulassungsfeier ist einer von mehreren Schritten, der bis zur Taufe nötig ist.

Fotos, die Taufurkunde und die Taufkerze – Erinnerungen an ein Ereignis, an das sich die meisten gar nicht erinnern können. Vielleicht erzählen die Eltern später von der Taufe. Viele Christen sind als Baby getauft und übernehmen den Glauben von den Eltern.

Manchmal aber läuft es anders: „Rund 120 Erwachsenen-Taufen gibt es pro Jahr im Bistum“, sagt Rainer Stephan, Leiter des Referats Gemeindekatechese und Erwachsenenkatechumenat im Bischöflichen Ordinariat in Mainz. Die Vorbereitungszeit dauert in der Regel ein Jahr. Menschen haben heute vor allem auch durch das Internet die Möglichkeit, sich unverbindlich darüber zu informieren, wie man Christ wird. Das Internet ist eines der Tore auf dem Weg zur Taufe, sagt Stephan. Ein weiteres ist der Kontakt zum Pfarrer einer Gemeinde.

Austausch in einer Gruppe ist wichtig

Ein Beispiel aus Worms: „Ich war positiv überrascht, als sich bei mir im Spätsommer 2010 gleich zwei Studierende gemeldet haben, die sich taufen lassen wollen“, erzählt Pater Thomas Möller, Dominikaner und seit anderthalb Jahren Pfarrer der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) Worms.

Der Ordensmann ist in dieser Position erstmals mit erwachsenen Taufbewerbern konfrontiert. Ein Glücksfall für den Pater, denn meist sind es Einzelpersonen in Gemeinden, die sich für den Weg zur Taufe, für das „Katechumenat“, entscheiden. Ein Glücksfall deshalb, weil für die Taufvorbereitung der Austausch in einer Gruppe wichtig ist, auch wenn es eine Kleingruppe ist.

„In diesem Fall ist es eine große Chance, individuell auf die Taufbewerber einzugehen“, sagt Pater Thomas. Er ist froh über die intensive Auseinandersetzung mit den beiden Studierenden, „die sich bewusst für diesen Weg entschieden haben“. „Das ist kein Taufkurs im Schnellverfahren.“

Auf dem Weg zur Taufe geht es zuerst einmal darum, Wissen zu vermitteln darüber, woran und was Christen glauben. „Die Taufbewerber gehen unbefangen an die Themen heran. Es gibt zum Beispiel Fragen, die ich mir so noch nie gestellt habe. Das fordert mich heraus“, erzählt der Dominikaner.

„Dass ich nicht allein bin, von etwas getragen werde“

Sehr lange sei die Kleingruppe am Anfang an der Gottesvorstellung hängengeblieben. „Wir Christen glauben ja nicht an irgendetwas, sondern an einen personalen Gott, der mit uns in Beziehung treten möchte, der uns ein Immanuel (Gott mit uns) sein möchte“, betont Pater Thomas. Daher gehe es in der Taufvorbereitung nicht nur um Wissensvermittlung, sondern auch um das Einüben einer Beziehung, und zwar der zu Gott.

Wie geschieht das? Der Pater nennt vor allem das Gebet. „Zum Beispiel, indem ich mich in die Gebetstradition der Psalmen hineinbegebe.“ In diesen bewährten Gebeten werde das Gottvertrauen von anderen Menschen und eine Glaubensnähe spürbar. Eine weitere Möglichkeit, die Beziehung zu Gott einzuüben, sieht Pater Thomas in dem Blick auf das eigene Leben. „Sich zu fragen, ob es darin Momente gab, an denen ich erfahren habe, dass ich nicht allein bin, dass ich von etwas getragen werde.“

Da eine Beziehung Zeit braucht, weiß der Pater, dass die Gottesbeziehung auch noch nach der Taufe wachsen muss. „Die beiden Studierenden etwa haben mit der Hochschulgemeinde gleich eine Gemeinschaft, in der sie den Glauben leben können.“

Notwendig: die innere Freiheit zur Entscheidung

Im Gegensatz zum Einüben des Christ-Seins in der Familie müssen sich Erwachsene, die Christen werden wollen, alles selbst aneignen. „Dafür stehen diese Menschen dann auch bewusst hinter ihrer Entscheidung“, bemerkt er. Notwendig sei jedoch die „innere Freiheit“, den Weg zur Taufe wirklich einschlagen zu wollen.

Infos zur Erwachsenen-Taufe im Internet: www.katholisch-werden.de, www.mach-dich-auf-und.com

Zur Sache

Erwachsenen-Taufe: vier Stufen

  • Phase der Erstverkündigung: Begegnungen oder Ereignisse können der Auslöser für ein Interesse an der Taufe sein. Zu Beginn geht es um den Austausch mit einer Kontaktperson, um eine unverbindliche Einführung in den Glauben. Abschluss ist die Feier der Aufnahme in den Katechumenat (Vorbereitung zur Taufe).
  • Phase der entfernteren Vorbereitung: Inhalte sind das Kennenlernen der christlichen Botschaft, Einüben in das Beten, in die Teilnahme am Gottesdienst und in die gelebte Nächstenliebe. Abschluss: Feier der Zulassung zur Taufe.
  • Phase der näheren Vorbereitung: Sie fällt meist in die Fastenzeit. Sie ist die Zeit der Umkehr und die Phase der Entscheidung für Christus. Abschluss ist die Taufe in der Osternacht zusammen mit Erstkommunion und Firmung.
  • Phase der mystagogischen Vertiefung: Hier hat die Ver-arbeitung der Eindrücke von der Tauffeier ihren Platz. Die Neugetauften erfahren zudem die Zugehörigkeit zur Gemeinde. (wei)

Ihr Draht zu uns

Redaktion

Liebfrauenplatz 10
55116 Mainz
Tel. 06131 / 28755-0
Fax 06131 / 28755-22
Mail: info@kirchenzeitung.de

Abonnenten

Tel. 06431 / 9113-24
Fax. 06431 / 9113-37
Mail: vertrieb@kirchenzeitung.de

Anzeigen

Tel. 06431 / 9113-22
Fax. 06431 / 9113-37
Mail: anzeigen@kirchenzeitung.de