Die Kirchenzeitungen für die Bistümer Fulda, Limburg und Mainz
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„Ich könnte ein Buch schreiben über das, was ich im Dom erlebt habe“
12.07.09

Maria Vella erledigt seit 20 Jahren die Putzarbeiten im Mainzer Dom. Foto: Anja Weiffen

Es ist acht Uhr morgens, im Dom ist es still und ein Duft von „frisch geputzt“ durchweht das Kirchenschiff. Maria Vella, verantwortlich für die Sauberkeit im Dom, nutzt jeden Freitag die frühe Morgenstunde, bevor die meisten Besucher kommen, um die Marmorböden zu säubern. „Wir schrubben mit großen Besen eine Mischung aus Sägemehl und Öl über den Boden, das poliert den Marmor.“

Seit 20 Jahren erledigt sie, meistens zusammen mit ihrer Schwester oder mit einer Aushilfe, die Putzarbeiten im Mainzer Dom. Jeden Tag steht eine andere „Ecke“ auf ihrem Arbeitsplan: mittwochs die Sakristei, donnerstags der Westchor und montags der Ostchor. Für die 41-Jährige ist die Kirche „schon fast ein zu Hause geworden“. „Ich verbringe hier schließlich acht Stunden jeden Wochentag“, sagt die gebürtige Sizilianerin, die seit 30 Jahren in Deutschland lebt.

Die Stammbesucher des Doms kennt Maria Vella – zumindest ihre Gesichter und ihre Rituale. „Ein älterer, gehbehinderter Mann beispielsweise kommt jede Woche mit seinem Rollator in den Dom, schaut sich die Statuen an und geht wieder“, erzählt Maria Vella. Es gebe viele, die regelmäßig den Dom besuchen. Im Jubiläumsjahr, „in dem wesentlich mehr los ist“, wie sie sagt, seien es aber insbesondere die Touristen, die verstärkt von der Bischofskirche angezogen würden. Und die Betenden? „Sie kommen vor allem morgens, wenn es ganz ruhig ist. Meistens nehmen sie am Gottesdienst teil und bleiben noch eine Weile“, berichtet die Italienerin.

Allerdings gehe es nicht immer so friedlich zu. Maria Vella hat in ihren 20 Jahren im Dom auch Aufregendes erlebt: „Vor vielen Jahren kam ein Mann mit einer Pistole in den Domkreuzgang und randalierte. Zum Glück griff die Polizei rechtzeitig ein; Munition hatte der Mann – Gott sei Dank – nicht gehabt. Ich könnte ein Buch über alles das schreiben, was ich hier schon erlebt habe“, sagt sie.

Ihr Lieblingsplatz im Dom: der Marienaltar mit der Madonnenfigur, die die „schöne Mainzerin“ genannt wird. Ihre Begründung: „Der Altar zieht mich irgendwie an, das liegt wohl daran, dass ich Maria heiße.“ Anja Weiffen

© Annegret Burk