Die Kirchenzeitungen für die Bistümer Fulda, Limburg und Mainz
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Von Napoleon Gnaden
21.11.09

Foto: Anja Weiffen

Am 21. November 1803 geben die französischen Besatzer den Mainzer Dom, der durch Beschuss schwer beschädigt worden war, wieder in katholische Hand zurück. Seit 1797 hatte kein Gottesdienst mehr darin stattgefunden, 1801 waren sogar Teile der Ausstattung öffentlich versteigert worden.

Es ist Bischof Joseph Ludwig Colmar, der nach schwierigen Verhandlungen, das Gotteshaus „rettet“ und sich für seine Wiederherstellung einsetzt.

Colmar war der erste Mainzer Bischof, dem kein Erzbistum mehr unterstand und der folglich kein Erzbischof war. Die französische Besatzungszeit hatte die kirchlichen Strukturen verändert. Weil Colmar von Napoleon als Bischof eingesetzt worden war und aus bürgerlichem Haus stammte, hatte er bei den Mainzern einen schweren Stand.

Gleichwohl steht Colmars Grabdenkmal im Dom und ähnelt denen seiner erzbischöflichen Vorgänger. „Offensichtlich sind die neugotischen Formen“, erklärt Kunsthistorikerin Ulrike Glatz. „Sie greifen die der alten Grabdenkmäler aus dem Mittelalter, aus der Gotik, wieder auf.“ Typisch sei die stehende Figur mit Mitra, Buch und Krummstab. „Die Elemente wie Säulchen und Kapitelle sind aber vereinfacht dargestellt.“

Bildhauer Joseph Scholl, der Colmars Denkmal erst 16 Jahre nach dessen Tod schuf, stellte den „Retter des Doms“ auf ein biblisches Fundament. Unter den Füßen Colmars: der Apostel Paulus, der den Athenern predigt.

Anja Weiffen

© Annegret Burk