Die Kirchenzeitungen für die Bistümer Fulda, Limburg und Mainz
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Der Teufel ist gut versteckt
27.11.09

Foto Paavo Ondreka

Der Teufel im Mainzer Dom? Ludwig Maria Bickel hat ihn eines Nachts entdeckt, als er – damals Geschäftsführer des Ketteler- Kollegs – mit Studenten 1975 die Nachtwache für die Jubiläumsausstellung „1000 Jahre Mainzer Dom“ hielt. Und nicht weit von dem Gehörnten identifizierten die jungen Leute auch den weithin bekannten „Schweinehund“ – zumindest eine Gestalt, die ihrer Vorstellung von diesem real nicht existierenden Tier entsprach. Dr. Wilhelm Jung, damals Direktor des Dom-Museums, wollte den stolzen Entdeckern erst keinen Glauben schenken. „Er dachte wohl, unsere Phantasie hätte uns einen Streich gespielt – oder wir hätten dem Alkohol zu sehr zugesprochen“, meint Bickel. Aber der Teufel wich nicht von der Stelle und hielt auch der nüchternen Betrachtung des Museumsdirektors stand. Warum bis dahin niemand ihn und seinen Schweinehund gesehen hatte – das mag an der eher dunklen Umgebung liegen, in der sie sich (wen überrascht es) aufhalten: Die zwei Gestalten sind, höchstwahrscheinlich von Steinmetzen, in die Wand neben jenem Ostportal geritzt worden, das nur an hohen Festtagen benutzt wird. Wer sie dort aufspüren will, sollte eine Taschenlampe mitbringen.

Ungewöhnlich sind solche Steinmetz-Graffiti keineswegs. Die Bezeichnung Graffiti (Einzahl: Graffito) kommt aus der Sprache der Archäologen und bezeichnete zunächst ausschließlich die in Stein gekratzten Mitteilungen der „Graffi ti- Aktivisten“ früherer Jahrhunderte. Ihnen verdankt die Menschheit wohl ihre ersten Schriftzeichen.

Maria Weißenberger

© Annegret Burk