Die Kirchenzeitungen für die Bistümer Fulda, Limburg und Mainz
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Mainzerin mit bischöflichem Begleitschutz
05.12.09

Foto: Anja Weiffen

Sie ist schön, und die Mainzer verehren sie. Der Kerzenschein gleich neben dem Haupteingang zieht die Dombesucher an, und vor ihrem Altar in einer Seitenkapelle nehmen sich viele Zeit für die Andacht. „Ihre Maria“ wollen die Einwohner der Bischofsstadt für sich gewinnen. Irgendwann entstand ihr Kosename: Schöne Mainzerin.

Zwar ist der von Bischof Ketteler 1875 gestiftete Altarschrein, der die Skulptur der Muttergottes beherbergt, neugotisch. Die Madonna mit dem wallenden Haar aber ist sehr viel älter und in spätgotischem Stil geschnitzt. In der Zeit zwischen 1510 und 1520 soll sie geschaffen worden sein.

Der Beiname der Marienfigur weise auf den „Weichen Stil“ hin, erklärt Ulrike Glatz, Kunsthistorikerin in Mainz. Die spätgotische Kunstrichtung, die bereits um 1400 begann, zeichnet sich besonders durch die „Schönen Madonnen“ aus – ein Typus von stehenden Marienfiguren mit verträumten Gesichtern und fließenden Gewändern, die ihr Kind mit der linken Hand liebevoll umfassen.

Das Kind der Mainzer Madonna greift nach Weintrauben in der Hand der Mutter. Außerdem hält der kleine Jesus einen Vogel in der Hand, der nach ihm pickt – ein Hinweis auf die Passion.

Umrahmt werden Mutter und Kind von zwei Bischöfen. „Die Figuren des heiligen Martin zu ihrer Rechten und des heiligen Bonifatius zur Linken. Alle drei sind aller Wahrscheinlichkeit nach für den Mainzer Dom geschaffen worden“, sagt Ulrike Glatz.

Die Wissenschaftlerin erklärt: „Die Figuren gehören zusammen, was daran zu erkennen ist, dass die Bischöfe sich zu Maria und Jesus hinwenden. Der heilige Martin ist an seiner Mitra mit der Szene der Mantelteilung zu erkennen.“

Ein Geheimnis bleibt aber bis heute, wer der Schöpfer der drei Skulpturen aus dem Spätmittelalter ist.

Anja Weiffen

© Annegret Burk