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Die Ethik in den Chefetagen
26.06.11

Die Ethik in den Chefetagen

Religionskurs der Edith-Stein-Schule Darmstadt trifft HSE-Vorstandsvorsitzenden Albert Filbert

 

Ausgabe 26 vom 26. Juni 2011

Mit den Schülern an einem Tisch: Albert Filbert, Vorstandsvorsitzender des Energieversorgers HSE. Schulleiter Manfred Göbel hält sich im Hintergrund. Foto: Rebecca Keller

Von Rebecca Keller

Der Vorstandsvorsitzende des Darmstädter Energieversorgers HSE, Albert Filbert, sitzt inmitten von zwölf Schülerinnen und sechs Schülern des Kurses „Katholische Religion“ von Schulleiter Manfred Göbel und beantwortet offen und ausführlich jede Frage. Der Besuch des Managers bildete den Auftakt der bundesweiten Schüleraktion „Chef für einen Tag“.

Acht Unternehmen in ganz Deutschland haben sich zur Verfügung gestellt, jeweils einen Schüler am Ende des Auswahlverfahrens für einen Tag in die Rolle des Chefs schlüpfen zu lassen. Die Edith-Stein-Schule ist eine von zwei Schulen in Hessen, die es in die Endrunde mit insgesamt acht Schulen geschafft haben.

Anfang Oktober werden die Schüler an einem Chef-Casting teilnehmen, das die Personalberatung Odgers und Berndtson leitet. Bei diesem Verfahren zur Feststellung des Managerpotenzials von Führungskräften werden vor allem „Soft Skills“ wie Kreativität, Flexibilität, Team- und Durchsetzungsfähigkeit getestet. „Wir legen das Augenmerk auf die Intelligenz, die Vita und die Persönlichkeit“, so Klaus Hansen von Odgers und Berndtson, „es kommt letztlich aber auf den Gesamteindruck an.“ In jedem Fall spielen Ethik und soziale Kompetenz eine große Rolle.

Besonders reizvoll: die Welt des Bosses kennenlernen

Der Chefredakteur von Focus-Money, Frank Pöpsel, bemerkte denn auch, dass es etwas „absolut Neues“ sei, dass sich ein Religionskurs beworben hat. Der Schüler Nico Kleinhofen betonte, dass Wirtschaftsethik Thema in der Oberstufe sei, also der ethisch-religiöse Blickwinkel auch in Wirtschaftsfragen stets mit einbezogen werde. Für ihn sei es besonders reizvoll, „die Welt des Bosses kennen zu lernen“ und dass ihm diese Erfahrung auch bei späteren Bewerbungen zugutekomme.

Die Schüler der Jahrgangsstufe 12 der Edith-Stein-Schule sind gut vorbereitet, haben zwei Moderatorinnen ausgewählt und ihre Fragen in vier Themenbereiche gegliedert. Dass die 18 Schüler um den Tag auf dem Chefsessel der HSE konkurrieren, war ihnen nicht anzumerken, wollten sie doch erst einmal die Gelegenheit nutzen, den Menschen Albert Filbert kennen zu lernen. Der 57-Jährige erzählte von seinem Werdegang, dass er sehr früh geheiratet habe und Vater geworden sei, neben Schule und Studium als Industriearbeiter Geld verdient habe. Hier habe er ein Unternehmen „von unten her“ erlebt, während er nach dem Studium als Vorstands-assistent bei den Neckarwerken das Unternehmen „von der Spitze her“ her kennen lernte.

Nachdem Filbert einen Einblick in seinen Tagesablauf gegeben und sein Unternehmen und dessen Führungsposition als atomstromfreier Energieversorger vorgestellt hatte, war man schnell bei aktuellen Fragen der Energiepolitik, die den Schülern auf den Nägeln brannten.

Seit langem auf Gas als Brückentechnologie gesetzt

Die Meinung, dass Deutschland kein Strom-Importland werde, auch wenn die Atomkraftwerke abgeschaltet seien, vertrat Filbert gegenüber den Schülern überzeugend. „Wir stehen vor einem Systemumbau in der Energiewirtschaft“, so Filbert. Dezentrale Solar- und Windkraftanlagen lösten zentrale Großkraftwerke immer mehr ab, weshalb „intelligentere Netze“ zur Stromverteilung nötig seien. Sein Unternehmen habe schon vor langer Zeit anstatt auf Kernenergie auf Gas gesetzt, um Schwankungen regenerativer Energiegewinnung ausgleichen zu können.

Auch nach dem Umgang mit den Arbeitnehmern und einer gerechten Bezahlung fragten die Schüler. Hier betonte Filbert, dass er sich – nicht zuletzt aufgrund seiner eigenen frühen Erfahrungen in der Arbeitswelt – stets darum bemühe, seine Mitarbeiter ernst zu nehmen und im Veränderungsprozess seines Unternehmens mitzunehmen. Er legte auch offen, was man bei der HSE verdiene. Ethisches Handeln spiele sowohl in der Personalführung als auch im Umgang mit der Umwelt eine wichtige Rolle. Auf die Frage von Jasmina Herrmann, ob er für den Ausstieg aus der Atomenergie auf die Straße gehen würde, antwortete der Vorstandschef diplomatisch: Mit Verweis auf das im Juli zu beschließende Ausstiegsgesetz, das voraussichtlich den kompletten Atomausstieg bis 2022 vorsehen werde, betonte Filbert, seine Interessen auf politischem Wege kundzutun: etwa in Schreiben an die Bundeskanzlerin oder als Teilnehmer beim Energiegipfel der hessischen Landesregierung.

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