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Die Lehre der kleinen Schritte
15.11.09

Die Lehre der kleinen Schritte

Katholikenrat diskutiert auf seiner Herbstvollversammlung über Ökumene

Den Boden bereiten: Bevor die Ökumene-Experten Stellung nehmen, besprechen die Versammelten unter sich die Fragen, die im Vorfeld von den Räten eingereicht wurden. Foto: Tobias Blum

Sie räumten manches Vorteil aus der Welt: Ökumene-Referent des Bistums, Monsignore Dr. Anton van Hooff (links), und der evangelische Pfarrer Jörg Bickelhaupt. Beauftragter für Interkonfessionelle Fragen, Zentrum „Ökumene“ der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Foto: Tobias Blum

Von Anja Weiffen

Mainz. Die Trennung der Kirchen kann nicht die Zukunft sein, waren sich die Versammelten einig. Aber wie könnte eine „Einheit des Geistes“, die bereits der Apostel Paulus zum Maßstab erhob, aussehen? Der Katholikenrat ließ sich von Experten über das „komplexe Gebilde“ Ökumene aufklären.

Geht vor Ort mehr, als offiziell erlaubt ist? Die Frage, die unter anderem zur Debatte stand, wird von den Räten beantwortet: Ja, heißt es zunächst von den Mitgliedern. „Wissen Sie denn, was offiziell erlaubt ist?“, kommt sogleich die Gegenfrage der Referenten an die Räte.

Der Katholikenrat hatte den bevorstehenden 2. Ökumenischen Kirchentag (ÖKT) 2010 in München zum Anlass genommen, um Ökumene zum zentralen Thema seiner Herbstvollversammlung im Erbacher Hof in Mainz zu machen. Die eingeladenen Referenten von evangelischer und katholischer Seite nahmen Stellung zu unklaren Punkten.

„Es mangelt an Wissen und Transparenz“

Die Gegenfrage trifft den Kern: In den Tischgruppen wurden unter anderem Vorgehensweisen wie etwa gemeinsame Gebete als Beispiel für dieses „mehr, was erlaub ist“ herangezogen. Diese sind jedoch bereits möglich. „Es mangelt an Wissen und Transparenz“, findet nicht nur ein Vertreter des Dekanats Seligenstadt.

Gespannt lauschen die Versammelten den Ausführungen von Monsignore Dr. Anton van Hooff, Ökumene-Referent des Bistums, und Pfarrer Jörg Bickelhaupt, Beauftragter für Interkonfessionelle Fragen vom Zentrum „Ökumene“ der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Bickelhaupt geht auf das Abendmahlverständnis der evangelischen Christen ein. „Hier gibt es oftmals Vorurteile in beiden Konfessionen. Bei den Evangelischen sei das Mahl ,rein symbolisch‘, bei den Katholischen werde etwas ,verwandelt‘.“ Es komme jedoch darauf an, wie der Begriff Symbol verstanden wird, betont Bickelhaupt und sagt: „Luther begriff das Abendmahl als Realpräsenz Christi in Brot und Wein, so wie auch Jesus gleichzeitig Gott und Mensch ist.“

Monsignore van Hooff weist in dem Zusammenhang auf ein Konsenspapier von evangelischer und katholischer Seite hin, in dem bereits festgehalten wird, dass die Verständnistraditionen der beiden Konfessionen zwar verschieden, aber nicht kirchentrennend seien.

Auffassungen vom Amt sind unterschiedlich

Ein Punkt, in dem sich mehr Differenzen zeigen: die Auffassung vom Amt. So seien bei den Katholiken Priester durch ihre Weihe ihrem Wesen nach von anderen Christen zu unterscheiden. Bei den Evangelischen seien Pfarrer Personen, die zur Sakramentsverwaltung bestimmt sind. „Ein ordinierter Pfarrer ist nicht jemand, der etwas kann, was andere nicht könnten“, sagt Bickelhaupt.

Ökumene mit zwei Geschwindigkeiten

Trotz der Unterschiede – Ökumene- Referent van Hooff weiß um die Fortschritte, die schon gemacht worden sind. Ziel sei es, irgendwann gemeinsam das Abendmahl feiern zu können. Er habe jedoch den Eindruck, dass es auf dem Weg dorthin zwei Geschwindigkeiten gebe: eine der Theologie und Kirchenleitungen und eine andere an der Basis.

Insgesamt aber sei in der Ökumene „bereits mehr möglich als viele denken und wissen“, sagt der Referent. Und weiter: „Dies bringt mit sich, dass man eigentlich nicht ständig fragen muss, was ist erlaubt und was nicht. Wir müssen nur begründen, was wir nicht gemeinsam dürfen.“

Praktische Anregungen zu dem, was möglich ist, gebe es etwa in der Pastoralen Richtlinie Nr. 16 des Bistums, in der Charta Oecumenica oder im Ökumenepapier „Tun, was uns eint“, das auf der Internetseite des Bistums zu finden ist. Van Hooff appelliert: „Wir dürfen nicht nach den ganz großen Schritten schielen, sondern die Schritte tun, die jetzt im ökumenischen Miteinander gefordert sind.“

Workshop vom 14. bis 16. Januar 2010 zur Vorbereitung des ÖKT, mitorganisiert vom Katholikenrat. Infos im Internet unter: www.evangelische-akademie.de

Zur Sache

Kroatische Gemeinden

Auf der Versammlung des Katholikenrats stellte Delfa Sergo stellvertretend für die Gemeinden anderer Muttersprache die Kroatischen Gemeinden vor. Im Bistum gebe es davon fünf: Mainz, Rüsselsheim, Darmstadt, Offenbach und Gießen – jeweils auch mit „Filialen“. „Unsere Pfarrer halten zwei bis drei Gottesdienste jeden Sonntag“, sagte die Kroatin. Stolz seien die Gemeinden darauf, dass sie genug eigene Pfarrer aus Kroatien haben.

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