Die Kirchenzeitungen für die Bistümer Fulda, Limburg und Mainz
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Der sanierte Eingang zum Paradies: „altes Unrecht wieder gut gemacht“
28.06.09

Die Paradiespforte, der Eingang zum Dom am Leichhof, ist an den meisten Tagen nur vormittags geöffnet. Foto: Anja Weiffen

Versteckt wirkt dieser Eingang zum Mainzer Dom, eingezwängt zwischen den Häusern am Leichhof und unter einem Vorbau kaschiert. Dabei hat das Leichhofportal, wie der Eingang zum südlichen Westquerhaus heute genannt wird, einen klingenden Namen: Paradiespforte.

Dieses Prachtportal, das die Kunsthistoriker dem Jahr 1235 zuordnen, war lange Zeit unentdeckt und vermauert. Ursache war der Blitzschlag und nachfolgende Brand im Jahr 1767, der den Westturm und die unteren Teile des Doms in Schutt und Asche legte. Dabei brannte auch die Zugangshalle zwischen Dom und der früheren Taufkirche St. Johann ab, die heute zur evangelischen Johannisgemeinde gehört.

Am Ende dieses überdachten Gangs, der beispielsweise noch auf dem Stadtplan des Kartografen Gottfried Mascop aus dem Jahr 1575 zu sehen ist, befand sich die Paradiespforte. Sie gewährte zu ebener Erde Eingang in die Bischofskirche. Nach dem Brand wurde die Halle zwischen Dom und St. Johann – damals Paradie genannt – nicht wieder aufgebaut, und die Paradiespforte verschwand hinter Verblendungen.

Erst Anfang des 20. Jahrhunderts wurden Teile des alten Portals wiederentdeckt, und die Diskussion um seine Freilegung begann. Anstoß dazu gab der Prälat und Domkustos Friedrich Schneider.

Er machte 1902 in einem Brief an das Domkapitel bereits auf die Paradiespforte aufmerksam und schlug ihre Sanierung vor. „Es würde damit ein altes Unrecht wieder gut gemacht und ein neuer werthvoller Beitrag zur Ausgestaltung dieses jetzt so unscheinbaren Einganges zum Westchor ans Tageslicht gezogen“, schrieb er. Schneider rührte auch in der Öffentlichkeit die Werbetrommel für seine Idee, kam aber nicht zum Zuge.

Erst 1925 bis 1928 im Rahmen der großen Domrenovierung wurde Schneiders Vision umgesetzt. Mauern wurden entfernt, neue Säulen eingesetzt und Teile erneuert, so dass die alte Pracht wieder zum Vorschein kam.

Heute treten Besucher dort unter dem thronenden Christus in den Dom ein. Flankiert wird die Christusfigur links von der Gottesmutter, rechts von Johannes dem Täufer und außen von zwei heiligen Erzbischöfen, die den heiligen Martin und den heiligen Bonifatius darstellen könnten.

Anja Weiffen

© Annegret Burk