Die Kirchenzeitungen für die Bistümer Fulda, Limburg und Mainz
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Töne sind wie Billardkugeln
09.05.09

Foto: Anja Weiffen

Hat der Dom eine schlechte Akustik? Dies ist jedenfalls die landläufi ge Meinung vieler Dombesucher. Domorganist Albert Schönberger (Foto) ist ganz anderer Ansicht: „Der Dom hat eine ganz natürliche, ja sogar phänomenale Akustik“ Nur sei sie so komplex, dass man ihr nicht immer Rechnung tragen würde, meint der Musiker. Beispielsweise stimme Sitz und Aufteilung der Orgel, im West- und im Ostchor, nicht mit dieser „Architektur der Akustik“ überein. Dadurch kann sich vieles wie ein Klangbrei anhören. Töne und Schallwellen prallen wie Billardkugeln an Wänden und Pfeilern ab. Meist erreicht ein Ton den Hörer erst nach dem zweiten „Abprallen“. Schönberger erklärt: „Hohe Töne sind schneller, tiefe verbreiten sich erst einmal im südlichen Seitenschiff.“ Dadurch gebe es keinen optimalen Platz im Dom, an dem man die beste Musik genießen kann. „Im Abstand von fünf bis sechs Bänken hört jeder etwas anderes.“ Die Nachhallzeit ist mit sechs bis elf Sekunden enorm hoch. Von Funk und Fernsehen sei der Dom deswegen gefürchtet.

Wie stellt sich der Domorganist auf die Akustik ein? „Die Auswahl der Stücke und eine entsprechende Interpretation sind wichtig. Ich muss regelrecht tricksen“, erklärt er. „Akkordflächen sind günstig für den Dom, polyphone Klänge eine Herausforderung, und moderner Musik nimmt der Dom die Schärfe.“ Am liebsten spielt Schönberger nachts. „Dann ist die Luft frei von Geräuschen und man hört die Motoren der Orgel. Dann suche ich die Verbindung zum Dom und konzipiere meine Musik.“

Anja Weiffen

© Annegret Burk