25.01.09
Viele Reaktionen auf Protest
Foto: privat
Eine „Flutwelle“ von Reaktionen, darunter „außerordentlich viel Zuspruch“, hat Professor Marius Reiser erreicht, nachdem er seine Kritik am „Bologna-Prozess“ in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung öffentlich gemacht hatte. Reiser, der seit 1991 an der Universität Mainz Neues Testament lehrt, kündigte an, nicht mehr Professor sein zu wollen, da mit dem neuen System der Bachelor- und Masterstudiengänge Professoren wie Studenten „die alte akademische Freiheit“ fast vollständig genommen werde. Ziel der Universität muss es laut dem 1954 geborenen Reiser sein, den Geist zu bilden, so dass Studenten zu „selbständig denkenden und handelnden Personen“ würden. Durch „erzwungene Raster“ sei es aber für ihn als Professor nicht mehr möglich, „das zu machen, was ich für sinnvoll halte, dann, wann ich es für sinnvoll halte“. Auch die Studierenden verlören die Freiheit zu wählen, welche Vorlesungen sie besuchen und welche Schwerpunkte sie setzen wollten. Damit einher gehe eine „Niveau-Senkung“. Der Neutestamentler kritisierte den Vatikan und die deutsche Bischofskonferenz, die sich auf den „Bologna-Prozess“ eingelassen hätten, statt die Universität als „Hort der Freiheit“ zu verteidigen: „Sie hätten sich weigern können, die große Bewunderung aller Intellektuellen für die Kirche wäre ihnen sicher gewesen.“ Reiser stellt sich vor, in Zukunft als Privatgelehrter zu leben. (nen)
|