Die Kirchenzeitungen für die Bistümer Fulda, Limburg und Mainz
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Nepomuks „Seelenbund“ kümmerte sich um die Sterbenden
23.10.09

Die hölzerne Skulptur des heiligen Nepomuk, die nachträglich vergoldet wurde, diente als Bruderschaftsbild der Nepomukbruderschaft und stand im Ostchor des Mainzer Doms. Heute befindet sich das barocke Kunstwerk in einem Flur des Mainzer Priesterseminars. Foto: Anja Weiffen

Nichts mehr ist von seiner Verehrung im Dom zu ahnen: 76 Jahre lang traf sich eine Bruderschaft im Namen des heiligen Nepomuk im Ostchor der Mainzer Bischofskirche.

Johannes Nepomuk wurde 1350 im böhmischen Pomuk geboren. Wegen eines kirchenpolitischen Streits ließ König Wenzel den Generalvikar des Prager Bischofs foltern und in die Moldau werfen. 1729 wurde der Märtyrer heilig gesprochen – unter anderem dank der großen Fürsprache des Mainzer Erzbischofs Lothar Franz von Schönborn.

Bereits ab 1700 begann in Europa ein Kult um den „Brückenheiligen“. „Warum er plötzlich zum ,Modeheiligen‘ wurde, lässt sich nicht bis ins letzte klären“, schreibt Helmut Hinkel, Direktor der Mainzer Martinus-Bibliothek, der über den Heiligen in der Domstadt geforscht hat.

1721 brachten die Jesuiten in Mainz die Nepomuk-Verehrung in Schwung, dann gründete der damalige Dompfarrer Caspar Adam Betz von Arenberg die Nepomukbruderschaft – eine Laiengemeinschaft aus Frauen und Männern, die zum größten Teil aus der Dompfarrei kam. Der „Seelenbund“, dem viele Handwerker und Händler angehörten, widmete sich besonders den Sterbenden und nahm an Beerdigungen teil.

Da der Dom auch Pfarrkirche ist, wurde der Pfarraltar im Ostchor des Doms als Bruderschaftsaltar genutzt. Die Gemeinschaft löste sich 1803 auf. Eines der wenigen Relikte: eine Holzstatue des Nepomuk, die im Ostchor gestanden hatte. Der damalige Dompfarrer Matthäus Scheuer nahm die Skulptur während der Französischen Besatzung in seine Obhut. Heute steht die Figur im Priesterseminar. Anja Weiffen

© Annegret Burk