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Nicht zusehen – eingreifen
26.09.10

Nicht zusehen – eingreifen

Betriebsräte beschäftigten sich mit den Ursachen von Mobbing – und Möglichkeiten zum Vorbeugen

 

Ausgabe 39 vom 26. September

Rund 150 Frauen und Männer aus Betriebs- und Personalräten sowie Mitarbeitervertretungen waren zum Diözesantag in den Erbacher Hof gekommen. Fotos: Hans-Georg Orthlauf-Blooß (2), Tobias Blum (1)

John Cowan gehört zu den Begründern der Mobbing-Hotline Frankfurt-Rhein- Main. Unter der Nummer 0175/7447425 können Betroffene dienstags und donnerstags von 17 bis 19 Uhr anrufen. Weitere Informationen: www.mobbingfrankfurt.de

Pfarrer Thomas Schmidt ist „Arbeiterpriester“: Er ist hauptberuflich als Betriebsratsvorsitzender bei Neckermann in Frankfurt tätig.

Von Maria Weißenberger

Wenn Mobbing Menschen zugrunde richtet, liegt es vor allem daran, dass niemand eingreift. Das sagte der Psychologe und Psychotherapeut John Cowan beim Diözesantag für Betriebs- und Personalräte sowie Mitarbeitervertretungen kirchlicher Einrichtungen im Erbacher Hof in Mainz.

Wie sehr das Thema die Vertreter von Mitarbeitern in allen Bereichen der Arbeitswelt beschäftigt, zeigte die Zahl der Teilnehmer: Rund 50 Prozent mehr als in früheren Jahren waren gekommen, wie Richard Kunkel, Betriebsseelsorger in der Region Oberhessen, bei der Begrüßung betonte.

Das Thema bekannt zu machen, ist das Mindeste

Was sie tun können, um dem Mobbing an ihren Arbeitsplätzen gegenzusteuern und Mobbingopfern zu helfen? Sich selbst zu schulen, das Thema im Betrieb anzusprechen und Ansprechpartner für Betroffene zu benennen – das ist das Mindeste, wie Cowan erklärte. Optimal wäre es, eine Betriebsdienstvereinbarung abzuschließen, um so die Sensibilität für das Thema in der Unternehmenskultur zu verankern.

Was ist unter Mobbing zu verstehen? Cowan, Mitbegründer der „Mobbing-Hotline“ Frankfurt, machte in seinem Vortrag deutlich, wie sich die Definition dieses Begriffs im Lauf der Zeit gewandelt hat. Das englische „to mob“, von dem sich das Wort Mobbing ableitet, beschreibt, dass sich eine Gruppe von Menschen gegen einen Einzelnen wendet. Nach aktuellen Definitionen gehen Fachleute davon aus, dass Mobbing auch von Einzelnen, nicht selten Vorgesetzten, ausgeht. Ob unter Kollegen oder zwischen Vorgesetzten und Untergebenen: Kennzeichnend für Mobbing, erklärte Cowan, ist, dass der angegriffene Mensch unterlegen ist. Wenn die Konfliktparteien gleich stark sind, könne man nicht von Mobbing sprechen. Auch einmalige Vorfälle könne man nicht als Mobbing bezeichnen. Kennzeichnend sei, dass Angriffe und Schikanen systematisch und über einen längeren Zeitraum stattfinden.

Konflikte nicht unter den Teppich kehren

Der Entstehung von Mobbing, das machten Cowans Ausführungen deutlich, kann durch die Entwicklung einer Streitkultur im Betrieb vorgebeugt werden. Denn Mobbing liege immer ein Konflikt zugrunde. Im Gegensatz zum offenen Konflikt, in dem die Beteiligten sich auseinandersetzen, um eine Lösung zu finden, gehe es beim Mobbing um „verdeckte Konflikte“. Daher sei es wichtig, bereits bei ersten Spannungen einzugreifen.

Gezielte Maßnahmen sind auch im Sinne der Krankenkassen, wie Mitarbeiterinnen der Barmer GEK aufzeigten. In den vergangenen fünf Jahren, sagten sie, haben sich die Fehlzeiten wegen psychischer Störungen um 51 Prozent erhöht; die Behandlungskosten sind seit 2002 um 32 Prozent gestiegen. Konflikte am Arbeitsplatz führten nicht selten zur „Arbeitsplatzflucht“. Erkrankung und soziale Isolation, das machte auch John Cowan deutlich, sind häufige Folgen von Mobbing; immer wieder treibt es Menschen gar zur Selbsttötung.

Zur Sache

Von Jesus Streiten lernen

„Fürchte dich vor keinem Streit“, heißt es in einem Kirchenlied von Eugen Eckert. In diesem Sinne ermutigte Pfarrer Thomas Schmidt die Betriebsräte zum Aufbau einer Streitkultur. Ein gestuftes Verfahren für Konflikte habe bereits Jesus den Jüngern empfohlen, als er ihnen Regeln für den Umgang mit Sündern in der Gemeinde gab: zuerst das Gespräch „unter vier Augen“, bleibt dies erfolglos, sollen weitere Zeugen hinzugezogen werden (Matthäus 18, 15-20). (mw)

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