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Ohne Ecken und Kanten
01.11.09

Ohne Ecken und Kanten

Modernes Pfarrzentrum für Gemeinde St. Michael in Nieder-Ramstadt bei Darmstadt

Sie freuen sich über den Abschluss der Bauarbeiten: Rita Bibinger (rechts), Koordinatorin während der Bauphase, und Hildegard Kirchner- Ronczka (links), Leiterin der Bibliothek im neuen Gemeindezentrum. Foto: Julia Jendrsczok

Von Julia Jendrsczok

Nieder-Ramstadt. Licht durchflutet den Raum, und viele Fenster in unterschiedlicher Höhe geben den Blick auf die Kirche frei. Die Planung des neuen Gemeindezentrums „Don Bosco“ in St. Michael hat Jahre gedauert. Das Haus selbst wurde in einem Jahr Bauzeit fertig gestellt.

Auffällig sind die abgerundeten Formen des einstöckigen Gebäudes. „Der Neubau schmiegt sich wunderschön an die Kirche an und ist sehr liebevoll ausgedacht“, schwärmt Hiltrud Kirchner- Ronczka. Die Leiterin der katholischen Öffentlichen Bücherei freut sich besonders über den Neubau. Im alten Don Bosco-Haus bestand die Bücherei aus Regalen an den Wänden und war in einem Raum mit Mehrfachnutzung untergebracht. „Jetzt hat die Bücherei einen abgeschlossenen Raum, der völlig neue Möglichkeiten eröffnet“, sagt sie.

Alle Räume sind ebenerdig und barrierefrei

Farblich haben die Architekten im neuen Gemeindezentrum Akzente gesetzt. Beim Eintritt in das Foyer fällt der Blick auf eine in Violett gestrichene Wand mit einer offenen Verbindung zur Küche. Rechts neben dem Eingang befindet sich der große Pfarrsaal, von dem die Bücherei durch eine bewegliche Trennwand abgeteilt ist. Etwas abgeschieden auf der linken Seite des Eingangs ein kleinerer Gruppenraum. Alle Räume sind ebenerdig, und der Bau ist barrierefrei, damit Menschen mit Behinderung leichten Zugang haben. „Darauf legen wir großen Wert, schließlich sind wir hier in direkter Nachbarschaft zur Diakonie, einer Einrichtung der evangelischen Behindertenhilfe“, betont Pfarrer Hendrick Jolie.

Koordiniert hat die baulichen Arbeiten Rita Bibinger. Pfarrer Jolie beauftragte sie als Ansprechpartnerin für alle am Bau Beteiligten. „Die Aufgabe ist ein Teil von mir geworden. Durch die vielen Gespräche mit Architekten, Handwerkern und Gemeindemitgliedern ist mir der Bau ans Herz gewachsen“, sagt die stellvertretende Verwaltungsratsvorsitzende. Dem Pfarrheim ging das Jugendhaus Don Bosco voran, das in den 1960er Jahren erbaut worden war. Es bestand aus einem großen Raum, der mit einer Faltwand unterteilt werden konnte.

Der Gebäudezustand hätte umfangreiche Sanierungsmaßnahmen erfordert, deshalb entschied sich die Gemeinde für einen Neubau. „Wir wollten bewusst ein Zentrum für die Leute schaffen, damit sie hier ihr Gemeindeleben gestalten können und nicht nach Darmstadt fahren müssen“, sagt Bibinger. Der Entwurf für das Pfarrheim stammt aus dem Architekturbüro Ruby in Darmstadt. „Der Neubau umspielt die Kirche. Wir haben bewusst Putzfarbe und Oberfläche der Kirche aufgenommen und dazwischen einen Platz geschaffen, der verbindet“, erklärt Architekt Rüdiger Ruby. Die Kosten für den Neubau betragen 800 000 Euro. Die Diözese bezuschusst den Bau mit 350 000 Euro, die Pfarrgemeinde brachte den Rest auf.

Zuversichtlich trotz der Kirchenaustritte

Rita Bibinger: „Trotz des allgemeinen Trends von Kirchenaustritten sind wir zuversichtlich, dass sich hier junge Familien ansiedeln werden und unsere Gemeinde so lebendig bleibt. Dafür ist der Neubau wichtig.“

Chronik

Sehr Flexibel

Die Pfarrgemeinde Sankt Michael in Nieder-Ramstadt wurde vor 60 Jahren gegründet. Die Region war ursprünglich über Jahrhunderte hinweg protestantisch geprägt. Erst als nach dem Zweiten Weltkrieg Heimatvertriebene unter anderem aus dem Sudetenland zuzogen, gründete sich eine katholische Gemeinde. Dieser Personengruppe war es ein wichtiges Anliegen, eine Kirche zu bauen. Deshalb wurde hier 1959 eine Kirche errichtet.

Die Gemeinde ist daher insgesamt noch sehr jung. „Das hat Vorteile und Nachteile“, sagt Pfarrer Hendrick Jolie und weiter: „Es gibt noch nicht so festgefahrene Traditionen, die Leute sind sehr flexibel. Anfangs fehlte der Rückhalt am Ort. Mittlerweile pflegt die Gemeinde gute Kontakte zum Beispiel zur evangelischen Gemeinde.“

Nachgefragt

„Den Leuten ein Signal geben“

Pfarrer Hendrick Jolie erklärt die Hintergründe zum Bau des Zentrums

Die Vorbereitungen für das Gemeindehaus haben lange gedauert. Warum?

Die Planungen laufen bereits seit zehn Jahren. Da unsere Gemeinden heutzutage weitgehend demokratisch organisiert sind, gab es komplizierte Gesprächsprozesse. Es galt die Interessen aller zu berücksichtigen und den teilweise widersprüchlichen Anforderungen gerecht zu werden. Das Resultat sehe ich als respektablen Kompromiss an. Die Zeit wird zeigen, ob es sich bewährt und sich die Erwartungen erfüllen.

Wie ist die Gemeindestruktur?

Unsere Gemeinde liegt in einer Wachstumsregion in Hessen. Durch unsere besondere Lage am Rande des Rhein- Main- Gebietes verzeichnen wir einen hohen Zuzug aus den Innenstädten. Unsere Gemeinde besteht aus sehr unterschiedlichen Personengruppen. Einen Teil bildet die in der Tradition des Glaubens tief verwurzelte Gruppe der Heimatvertriebenen, die hier nach dem Zweiten Weltkrieg ihre neue Heimat gefunden hat. Andererseits haben wir einen Zuzug von jungen Familien, oft akademisches Publikum, durch unsere Nähe zur Wissenschaftsstadt Darmstadt. Deshalb ist ein Gemeindezentrum besonders wichtig, um Begegnung und Austausch dieser unterschiedlichen Gruppen möglich zu machen.

Wie konnten Sie in Krisenzeiten die Geldgeber überzeugen?

Da ich Seelsorger für vier Gemeinden bin, kann ich nicht ständig in jeder Gemeinde präsent sein. Deshalb habe ich auf den Bau eines neuen Zentrums für Nieder-Ramstadt gedrängt. Man muss den Leuten ein Signal geben, dass dass unserer Diözese etwas an der Region liegt.

Interview: Julia Jendrsczok

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