Die Kirchenzeitungen für die Bistümer Fulda, Limburg und Mainz
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Ein „kernhaft betender Mann
10.10.09

Bischof unter dem Kreuz: Das Grabmal für Paul Leopold Haffner im Dom schuf Professor Georg Busch im Jahr 1902. Foto: Paavo Ondreka

Lange muss das Bistum Mainz auf einen Nachfolger von Bischof Ketteler (1850 - 1877) warten. Neun Jahre. Es herrscht Kulturkampf. Zu groß sind die Dispute über die Kirchen- und Schulgesetze. Erst 1885 sind unter Bismarck allmählich die antikirchlichen Gesetze – beginnend in Preußen – überdacht und verändert worden. Nun kann das Domkapitel aus Mainz eine Kandidatenliste für den neuen Bischof in den Vatikan schicken. Abgelehnt. Erst der alleinige Kandidat Paul Leopold Haffner (1829 – 1899), Domkapitular und seit 30 Jahren Professor am Mainzer Priesterseminar, findet das Gefallen von Papst Leo XIII.. Am 25. Juli 1886 wird er als Nachfolger Kettelers zum Bischof geweiht.

Ein Philosoph, den das Volk versteht. Der Schwabe Haffner ist einer der drei führenden Köpfe der „zweiten Mainzer Theologenschule“ im 19. Jahrhundert: Domdekan Johann Baptist Heinrich, der Dogmatiker, Regens Christoph Moufang, der Moraltheologe, und Haffner, der Philosoph. Er konnte – so schreiben die Historiker – das philosophische Gedankengut „klar gefasst“ präsentieren. „Dabei halfen ihm seine Menschenkenntnis, sein Gespür für Zeitströmungen, seine Schlagfertigkeit und vor allem sein schwäbischer, manchmal etwas derber Humor“, schreibt Ludwig Falck in der Festschrift zum Domjubiläum 1975.

Das Grabmal Haffners liegt ganz versteckt im Eckchen: im rechten Querschiff vor dem Eingang zur Gotthard-Kapelle.

Geschaffen hat die Figur des unter dem Kreuz knieenden und betenden Bischofs der Künstler Georg Busch (1862 – 1943). Der Münchener Professor stammte aus Steinheim am Main. Ein Spross der im Bistum aktiven Altarbauer- und Bildhauerfamilie. Die Werke Buschs schmücken Dome zwischen Paderborn und Regensburg. „Sein ganzes Leben hindurch hat er einem gesunden Realismus gehuldigt, der alles Seelische in Gesichtsausdruck und Gebärde zu Formen verdichtet.“ So würdigt ihn „Der Katholik“ 1937. Und an anderer Stelle heißt es: „Die deutsche Kunst besitzt sehr wenig Darstellungen eines kernhaft betenden Mannes. Busch gelang dieser Wurf im Grabmal für Bischof Haffner.“

Johannes Becher

Alle Folgen der Serie unter: www.kirchenzeitung.de

© Annegret Burk