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„Orchideen“ ernst genommen
23.01.11

„Orchideen“ ernst genommen

Mainzer Gymnasium Theresianum fördert Musik- und Sportinteressierte mit neuem Klassenkonzept

 

Ausgabe 4 vom 23. Januar 2011

Musik bekommt einen neuen Stellenwert am Theresianum. Foto: Theresianum Mainz

Von Anja Weiffen

Mit der Idee sollen schlummernde Talente geweckt werden. Im nächsten Schuljahr können sich Schüler der fünften Klassen am Mainzer Theresianum für eine gesangsoder sportbetonte Klasse entscheiden. Kooperationspartner des Projekts ist unter anderen der Mainzer Domchor.

Es lief anders als gedacht – die Vorbereitung eines Konzerts im Mainzer Theresianum. Durch einen persönlichen Kontakt war in der Schule die Idee entstanden, zusammen mit den Mainzer Domchören ein Konzert zu gestalten. Als sich Schulleiter Helmut Schmid und Domkapellmeister Mathias Breitschaft zur Vorbereitung trafen, wurde daraus mehr.

„Nachdem das Organisieren des Konzerts schnell erledigt war, kamen wir auf unsere Wünsche und Hoffnungen zu sprechen“, sagt Schmid. Das Ergebnis: eine Kooperation und ein neues Klassenkonzept, das Schule machen könnte.

„Wir freuen uns drauf. Das ist eine Aufwertung des Unterrichts.“ Elisabeth Räpple, Musiklehrerin

„Wir wollen eine der kommenden fünften Klassen als gesangsbetonte Klasse ausrichten für musikalisch vorgebildete und musikinteressierte Schüler“, sagt Schulleiter Schmid. Voraussetzung für die Entscheidung sei das Interesse. „Kinder und Jugendliche, die Lust am Singen haben, haben in der Regel auch eine gewisse Begabung dazu“, weiß Mathias Breitschaft aus Erfahrung zu berichten.

Umgesetzt wird das neue Konzept durch ein oder zwei zusätzlichen Musikstunden, in denen der Domkapellmeister oder Domkantor Karsten Storck in den Unterricht kommen. Auch in den bereits bestehenden Neigungsgruppen an der Ganztagsschule wird sich diese Klasse mit Musik beschäftigen. Außerdem sind Kleingruppen zur Stimmbildung möglich, sagt Schmid. Musiklehrerin Elisabeth Räpple begrüßt das gemeinsame Unterrichten, das im Fachjargon „Team-Teaching“ genannt wird. „Wir freuen uns darauf. Das ist für uns eine Aufwertung des Unterrichts, wir können von den beiden lernen.“ Für die Chöre am Mainzer Dom und St. Quintin ist diese Zusammenarbeit wiederum eine Möglichkeit, Talente zu sichten und für das Mitmachen in den Kirchenchören zu begeistern.

Parallel zur gesangsbetonten Klasse wird es eine sportbetonte fünfte Klasse geben. Auch hier soll sich „eine homogene Gruppe fi nden, die sich für Sport interessiert und das Fach vertieft“, sagt Rüdiger Baier, Sportlehrer am Theresianum. Kooperationspartner ist in diesem Fall der Sportverein ASC Theresianum.

Baier sieht das Theresianum als Pionier, denn seines Wissens gibt es zurzeit keine Schule, die so ein Konzept konsequent durchführt. Viele Schulen wollten Sport jedoch mehr fördern. „Sport und Musik sind zwei Orchideenfächer“, sagt er. Das Konzept habe gleich mehrere Vorteile. Ziel sei es, täglich eine Stunde Sport auf dem Stundenplan zu haben. Studien hätten gezeigt, dass sich das positiv auf die Schüler und deren Leistungen auswirkt. Natürlich gehe es genauso wie in der musikbetonten Klasse um das Erkennen von Talenten. Rüdiger Baier fi ndet es außerdem vorteilhaft, dass die Sport- und Musiklehrer die Klassenlehrer sind „und die Schüler, wie noch aus Grundschulzeiten gewohnt, einen Lehrer als ,Bezugsperson‘ haben“.

„Gerade die Verzahnung von Schule, Verein und Chor nimmt den Druck.“ Volker Hans, Elternbeirat

Für Domkapellmeister Breitschaft ist eine gesangsbetonte Schulklasse im Sinn der Eltern. „Seit einiger Zeit hat sich ein Gesinnungswandel vollzogen. Eltern erkennen den Wert des Singens für ihre Kinder wieder mehr an und sind offener dafür geworden. Denn das Singen steht im Ruf, die Intelligenz, soziale Kompetenzen und die Gesundheit zu fördern.“ Andererseits habe „G8“ – das verkürzte Gymnasium mit nur acht Jahren bis zum Abitur und die Ganztagsschule – Vereinen, Kinder- und Jugendchören „den Boden unter den Füßen weggezogen“.

Auf die Frage, ob zusätzlicher Unterricht in einer auf Leistung getrimmten Gesellschaft nicht den Stress der Schüler vermehre, ist die Antwort ein Nein. „Klagen über das ,Zuviel‘ höre er von Eltern schon“, sagt Volker Hans, Vorsitzender des Schulelternbeirats. Aber gerade diese Verzahnung von Schule und Verein und Chor nehme den Druck. „Es entsteht ein Zeitgewinn. Einfach schon aus logistischen Gründen, wenn die Schüler nicht noch einmal am Nachmittag von einem Elternteil zur Sportstunde gefahren werden müssen, sondern gleich in der Schule bleiben können.“ Volker Hans sagt, dass es vor allem darum geht, Chancen für die Kinder und Jugendlichen zu öffnen.

Begabungen in den Bereichen Musik und Sport zu vertiefen, bedeutet für die Lehrer des Theresianums aber nicht, an anderer Stelle zu sparen. Schulleiter Helmut Schmid betont: „Wer in einer musik- oder sportbetonten Klasse lernt, hat genauso viel Mathematikunterricht wie alle anderen auch.“

Kontakt: Ganztagsgymnasium Theresianum Mainz, Telefon 0 61 31 / 98 24 40

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