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40 Jahre Ständige Diakone im Bistum Mainz
04.09.11

40 Jahre Ständige Diakone im Bistum Mainz

In allem wie das Auge der Kirche

 

Ausgabe 36 vom 4. September 2011

Ein Familientag zum Jubiläum – Kardinal Karl Lehmann: Eines der kostbarsten Geschenke des Konzils

Von Maria Weißenberger

Eine „richtige Erfolgsgeschichte“ nannte Kardinal Karl Lehmann die 40 Jahre seit der ersten Weihe „Ständiger Diakone“ im Bistum Mainz. An einem „Familientag“ der Ständigen Diakone im Jugendhaus Don Bosco in Mainz zelebrierte er den Festgottesdienst.

Nicht nur im Blick auf die Statistik sei der Ständige Diakonat ein Erfolg, betonte der Kardinal. Erfolgreich sei das vom Zweiten Vatikanischen Konzil erneuerte Weiheamt auch im Blick auf den spirituellen Weg der Ständigen Diakone mit ihren Frauen und Kindern, in Bezug auf die Gemeinden und die anderen pastoralen Berufe sowie vieler Menschen, die diesen Weg mitgegangen sind. Rückblickend könne man das Amt des Ständigen Diakons als eines der „kostbarsten Geschenke des Konzils für die Kirche von heute und für die Zukunft“ bezeichnen.

Durchschnittlich vier Männer pro Jahr

„Wir haben allen Grund, dankbar auf die vielen Männer mit ihren Ehefrauen und Familien zu blicken, die sich dem Ruf Gottes nicht verschlossen haben“, sagte Lehmann. Er dankte den Diakonen und ihren Frauen, aber auch allen, die sie begleiteten, dass sie „an diesem Aufbruch in den letzten 40 Jahren“ teilgenommen haben. „Viele von ihnen haben ihn in und mit Ihrem Leben möglich gemacht.“ Es zeuge von einem „beständigen Aufbruch in unserer Kirche“, dass sich auch in jüngster Zeit durchschnittlich vier Männer pro Jahr mit ihren Familien auf diesen Weg der Nachfolge begeben haben. Besonders hob Lehmann die Bedeutung des Diakons mit Zivilberuf hervor.

Die Not in den Winkeln und an den Rändern aufspüren

Es sei ein unübersehbares Zeugnis, wenn Männer, die sich in der Ehe und im Beruf bewährt haben, sich mit Zustimmung ihrer Frau öffentlich zu Christus und der Gemeinschaft der Glaubenden bekennen, ohne dass Vorteile mit im Spiel sind.

Vor allem aus der Kirche von Syrien sei überliefert, dass der Ständige Diakon „in allem wie das Auge der Kirche“ sein soll. „Das Auge des Diakons weitet immer wieder den Horizont der Kirche, spürt die Not und die Mängel in den Winkeln der Gemeinde und an ihren Rändern auf“, sagte Lehmann. Die Diakonia bringe das Wesen des Amtes und das der Kirche zum Ausdruck, es sei darum auch „das Wort für Amt und Dienst zugleich.“

„Du kennst dich doch da aus...“

Er war der Erste im Bistum Mainz: Walter Kost wurde 1971 zum Ständigen Diakon geweiht

Von Maria Weißenberger

„Ja, ich würde es wieder machen – und zwar wieder am Anfang.“ So antwortete Walter Kost vor vielen Jahren humorvoll auf die Frage von Kardinal Hermann Volk, ob er denselben Weg noch einmal wählen würde. Der erste Ständige Diakon des Bistums hat seine Entscheidung nie bereut.

Klar – der Anfang lässt sich nicht wiederholen. Doch der Reiz der Situation hat Kost fasziniert: „Da war noch nichts geregelt, kein ,Das haben wir immer so gemacht‘ stand im Raum“, erinnert sich der 76-Jährige, der bis heute in seiner Gemeinde in Budenheim mitwirkt.

Einen gesicherten Arbeitsplatz aufgegeben

Unüberlegt ins „Abenteuer“ gestürzt hat Kost sich damals nicht. Als ihn Pfarrer Hermann Mayer 1968 fragte, „Wär das nicht was für dich?“, zögerte er: „Ich hatte einen gesicherten Arbeitsplatz als Dreher in der Glashütte Budenheim“, erzählt er. Außerdem war gut zu überlegen, was eine Weihe zum Diakon für seine Familie bedeuten würde. Das Älteste der drei Kinder war sechs, das Jüngste gerade ein Jahr alt. Auch wenn es „nicht immer einfach“ war, wie sie rückblickend feststellt: Ehefrau Gertrud, mit der er demnächst goldene Hochzeit feiern wird, stimmte der Ausbildung nicht nur zu, sondern trug sie auch mit. „Ohne ihre positive Haltung zu diesem Weg hätte ich es nicht gemacht“, sagt der Geistliche, froh, dass sie ihm „immer den Rücken frei gehalten hat“.

Gut erinnert er sich noch an die Blicke der anderen in einem Kreis von interessierten Männern: „Lauter Juristen, Lehrer und andere Studierte waren da – ich als einziger Handwerker dazwischen. Unausgesprochen lag die Frage in der Luft: Was will der denn da?“

Aber Hermann Mayer wusste, warum er gerade ihn angesprochen hatte: 1967 hatte Kost bereits mit dem Würzburger Fernkurs Theologie begonnen, und selbst für seine Kollegen in der Fabrik war er klar ein „Mann der Kirche“. „Komm, schwarzer Zigeuner“, sangen sie zuweilen mit freundschaftlichem Spott, wenn er die Werkstatt betrat. Aber sie kamen auch mit ihren Fragen zu ihm: „Du kennst dich doch aus mit der Kirche“, begann so manches Gespräch.

Wie die Ausbildung sich gestaltete, das hat der erste Bischöfliche Beauftragte Dr. Paul Picard, der vorher Spiritual im Priesterseminar war, damals „nach und nach entwickelt“, erzählt Kost. Zwei Semester studierte der Familienvater im Priesterseminar, gemeinsam mit dem Pastoralkurs der angehenden Priester; er nahm an denselben Vorlesungen und Übungen teil, eignete sich vertiefte Kenntnisse über die Caritas an. Sein Seelsorgepraktikum absolvierte er bei Pfarrer Rudolf Kroll in der Mainzer Pfarrei Liebfrauen, „schon damals keine Gemeinde wie andere“, erinnert er sich unter anderem an die Erfahrungen im sozialen Brennpunkt „Zwerchallee“. Und als die Weihe näher rückte, stellte sich plötzlich die Frage: Wie geht das mit den Weiheexerzitien? Walter Kost hatte eine Idee, auf die sich Picard gut einlassen konnte: „Schreiben Sie uns doch für jeden Tag einen Brief – ich bespreche abends die Inhalte mit meiner Frau, und wir beten miteinander.“

Als Diakon im Hauptberuf wurde Kost zunächst in den Mainzer Vororten Mombach und Gonsenheim eingesetzt – „wegen der Familie sollte es ja in der Nähe sein“ –, im Jahr 2000 wechselte er nach Mainz-Finthen, wo er bis zu seiner Pensionierung arbeitete. „Ich wolle noch mal neue Sachen angehen“, sagt er.

Zu den Höhepunkten seines Berufslebens gehört für Walter Kost die Assistenz beim Papstgottesdienst auf dem Finther Flugplatz, als Johannes Paul II. 1980 nach Mainz gekommen war.

Religionsunterricht, Firmvorbereitung und Seniorenarbeit, Assistenz in Gottesdiensten, die Durchführung von Trauungen, Beerdigungen, Taufen sowie Krankenbesuche und die Arbeit mit Caritaskreisen – das alles gehörte laut Anweisung von Picard zu seinen Diensten. Kompetenzstreitigkeiten mit den Pfarrern hat er nie erlebt: „Sie haben mich von Anfang an anerkannt“, sagt er. Lernen musste er, sich die Arbeit weitgehend selbst einzuteilen: „Früher hatte die Werkssirene bestimmt, wann ich zu schaffen hatte – auf einmal war ich gefordert, mich selbst zu disziplinieren.“

Der weiß aus Erfahrung, wie es zugeht

Den Zugang zu den Menschen, sagt Kost, haben ihm die Erfahrungen aus dem Handwerksberuf nur erleichtert: „Das Wissen, der war Fabrikarbeiter, legt den Schluss nahe: Der weiß, wie es zugeht, der steht mit beiden Beinen im Leben.“ Dazu gehört auch, dass er mit den Höhen und Tiefen des Familienlebens vertraut ist. Und er „spricht ihre Sprache“ – das hat immer geholfen, unkompliziert Kontakte herzustellen. Oder auch Staunen ausgelöst, wie ein Kommentar verrät, den Kost einmal „aufgeschnappt“ hat: „Der schwätzt ja genau wie mir.“

Zitiert

Brauchen wir diese Leute?

Als Kardinal Hermann Volk sich mit dem Gedanken trug, den Ständigen Diakonat im Bistum einzuführen, fragte er Dr. Paul Picard, den ersten Bischöflichen Beauftragten für den Ständigen Diakonat: „Sagen Sie mal – brauchen wir diese Leute?“ Picard erwiderte: „Ja, wir brauchen sie.“ Daraufhin Volk: „Dann wird’s gemacht.“ (mw)

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