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Viele Wege führen zur Jugend
17.10.10

Viele Wege führen zur Jugend

Weihbischof Neymeyr bei der Diözesanversammlung: Kirchliche Akteure müssen zusammenarbeiten

 

Ausgabe 42 vom 17. Oktober

Die Jugendzeltkirche ist eine Form, um Jugendliche zu erreichen. „Den größten Zuspruch findet sie, wenn sie in Schulen aufgestellt wird“, berichtet Weihbischof Ulrich Neymeyr. An der Gesamtschule in Konradsdorf (Foto) nutzten mehr als 500 Schülerinnen und Schüler während einer Projektwoche die Möglichkeit, sich mit dem Thema „WERDE Welt FAIRänderer“ auseinanderzusetzen. Foto: privat

Auf dem Podium bei der Diözesanversammlung (von links): Generalvikar´Dietmar Giebelmann, Kardinal Karl Lehmann und die geschäftsführende Vorsitzende Dr. Hildegard Dziuk. Foto: Tobias Blum

Von Maria Weißenberger

88 Prozent der 12- bis 25-Jährigen in den alten Bundesländern gehören einer der großen Kirchen an. Auf ihren Glauben lässt das nicht unbedingt schließen: An einen persönlichen Gott glauben laut Shell- Jugendstudie nur 30 Prozent. Nicht die einzige Herausforderung für die kirchliche Jugendarbeit, mit der sich die Diözesanversammlung beschäftigte.

Wie kann es heute gelingen, Jugendliche „im Horizont des Evangeliums“ anzusprechen? Mit dieser Frage hatten sich Verantwortliche und Mitarbeiter aus dem Dezernat Jugendseelsorge und dem Dezernat Schulen und Hochschulen des Bistums in einem Beratungsprozess befasst. Weihbischof Ulrich Neymeyr, Bischofsvikar für die Jugend, und die Dezernentin für Schulen und Hochschulen im Bistum, Gertrud Pollak, stellten die gemeinsamen Überlegungen vor und zeigten Einschätzungen und Möglichkeiten für eine gelingende Kinder- und Jugendpastoral auf.

Dabei wurde deutlich, dass vielfältige Entwicklungen das Leben der jungen Menschen – und damit auch die Bedingungen für die Jugendarbeit – verändern. So sind Jugendliche durchschnittlich zwei Stunden pro Tag im Internet „unterwegs“, ganze Messdienergruppen organisieren sich bereits über „soziale Netzwerke“ im Internet. Dies als Chance zu nutzen, ohne die Risiken zu übersehen, gehört zu den Aufgaben, denen sich die Kinder- und Jugendarbeit stellen muss. In diesem Zusammenhang ist eine sinnvolle Medienpädagogik wichtig, betonten Pollak und Neymeyr.

Großen Einfluss auf das Leben der Kinder und Jugendlichen haben auch die Veränderungen in der Schullandschaft. Wie Dr. Pollak erläuterte, hat sich die Zahl der Ganztagsschulen in den vergangenen zehn Jahren fast verdreifacht. Auch das achtjährige Gymnasium trägt dazu bei, dass Jugendliche immer mehr Zeit in der Schule verbringen. Das macht es einerseits schwieriger, sie in der Gemeinde oder in Jugendverbänden zusammenzuführen; andererseits eröffnet es Chancen für die Kirchen, über den Religionsunterricht hinaus mit Angeboten in der Schule präsent zu sein. Die haupt- und ehrenamtlich Verantwortlichen der Pfarrgemeinden, Pfarrgruppen und Pfarreienverbünde riefen Pollak und Neymeyr dazu auf, die Schule als Ort der Seelsorge verstärkt in den Blick zu nehmen. Der Einwand mancher Gemeinden, nicht an allen Schulen in ihrem Einzugsgebiet präsent sein zu können, sei durchaus berechtigt, sagte Neymeyr. Gleichzeitig ermutigte er dazu, zumindest „Leuchttürme“ zu schaffen und sich an einer, vielleicht der nächstgelegenen Schule, zu engagieren.

Angesichts der Zahl der Schulen und der begrenzten Ressourcen sei eine gute Kooperation aller kirchlichen Akteure notwendig, um die Schule mitgestalten zu können. Dies könne beispielsweise durch den Einsatz junger Leute im Freiwilligen Sozialen Jahr, durch Schulsozialarbeit und Angebote des Referats „Jugend und Schule“, aber auch durch Angebote von Mittagessen geschehen. Gute Beispiele für gelungene Kooperationen gebe es an kirchlichen Schulen, etwa mit Caritas- und kirchlichen Jugend- oder Sozialverbänden sowie Orden.

Wichtig bleibe es, sich für den Erhalt des Religionsunterrichts in der Schule einzusetzen, erklärte Neymeyr: „Den meisten Jugendlichen begegnet Kirche im Religionsunterricht.“

Deutlich wurde bei allem Willen zur Mitwirkung in der Schule aber auch: Auf Angebote außerhalb der Schule darf die Kirche nicht verzichten. „Damit die Jugendlichen auch einen Ort erleben, an dem das Miteinander auf eine andere Weise möglich ist“, erklärte Gertrud Pollak.

Zur Sache

Trotz aller Enttäuschung

Zu einem „neuen Mut zum Kirchesein“ hat Kardinal Karl Lehmann, in einem Vortrag zu Beginn der Diözesanversammlung aufgerufen. Sein Referat trug die Überschrift „In welcher Kirche leben wir? Unsere Erfahrungen und unser Bild von Kirche heute“.

Lehmann forderte dazu auf, der Kirche auch angesichts von Enttäuschungen und Skandalen treu zu bleiben, nicht nur weil sie als Glaubensgemeinschaft eine geistige Heimat sei, sondern, weil sie nicht nur eine menschliche Institution sei: Sie sei „die Kirche Gottes, des Herrn“.

Weiter sagte der Kardinal: „Ich bleibe in der Kirche, weil ich trotz aller Enttäuschungen erfahre, dass sie die Kirche des Herrn ist. Wir haben die Kirche zu sehr als unsere Unternehmung gesehen, auf die wir stolz sind oder derer wir uns schämen. Weil wir fast alles machen und produzieren können, betrachten wir auch die Kirche weitaus in den Perspektiven ihrer menschlichen Herstellbarkeit. Nein, sie ist zuerst die geschichtliche Stätte, wo Gottes unergründliche Liebe zum Menschen auf dem Antlitz Jesu Christi aufleuchtet.“ Lehmann zitierte in diesem Zusammenhang auch einen Satz des heutigen Papstes Benedikt XVI., der 1971 in einem Aufsatz geschrieben hatte: „Wer die Gegenwart Jesu Christi in der Menschheit will, kann sie nicht gegen die Kirche, sondern nur in ihr finden.“

Ein Grund von Traurigkeit und Frustration an der Kirche sei, dass es „so wenig bleibende und tiefgreifende Kirchenreform“ gebe, sagte Lehmann. „Eine solche ist freilich nur möglich, wenn sie beständig und gegen alle Schwierigkeiten aus spirituellen Wurzeln genährt wird. Wer nicht aus dem Quellgrund des Glaubens lebt, wirft die Flinte in das Korn, wenn die ersten Schwierigkeiten auftauchen.“ Eintreten für das ungeschmälerte Evangelium und gehorsam-geduldiges Bleiben in der konkreten Kirche – das gehöre zum christlichen Auftrag. „Es ist die gekreuzigte Liebe zur Kirche, und an ihr erkennt man die Früchte.“

Jeder, der in der Nachfolge des Herrn steht und schmerzlich die Wirklichkeit der Kirche erfährt, kenne diese Zerreißprobe; an ihr sei nicht vorbeizukommen. „Darum gibt es bei aller Identifikation mit der Kirche diese Elemente schmerzlichen Zerrissenseins und der Nicht-Identität. Wer nicht bereit ist, diesen Grundkonflikt des Glaubens auszutragen, beweist am Ende nur, dass er die runde Identität seines Ichs wichtiger nimmt als die ihm bestimmte Sendung. Man flieht vor der Gefährlichkeit, sich schonungslos und ohne Wehleidigkeit auszusetzen, wie dies zum kirchlichen Auftrag gehört. Denn nur auf diesem Weg des Leidens und des Kreuzes lässt sich das auch in der Kirche verdrängte oder entstellte Evangelium wieder einbringen.“ (mbn)

Stichwort

Taufpastoral

Über die Arbeit am Bistums- Schwerpunkt Taufpastoral informierte Rainer Stephan, Referent für Gemeindekatechese. Nach einem Erfahrungsaustausch der Taufspender der verschiedenen Regionen wird das Thema jetzt exemplarisch in den Dekanaten Mainz-Süd und Bingen bearbeitet, um die Erfahrungen dann für das Bistum auszuwerten.

Stephan nannte unter anderem folgende Praxisbeispiele:

  • Neugestaltung der Internetseite mit Infos zur Taufe (fix und fertig vom Bistum geliefert)
  • Postkarten zum Auslegen bei Kinderärzten oder Hebammen (übers Bistum erhältlich)
  • Taufkurs in Kooperation mit einer Kindertagesstätte
  • Elternkurs „Staunen – fragen – Gott entdecken“ (übers Dekanat zu buchen)
  • Taufgespräche in Elterngruppen (Ausbildungskurs auf Pfarrgruppen-Ebene)
  • Glaubenskurs für Erwachsene auf Dekanatsebene (mw)

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