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Pilger sehen soziale „Wunden“
19.09.10

Pilger sehen soziale „Wunden“

Rüsselsheimer Betriebsseelsorge beteiligt sich per Rad an der Dekanatswallfahrt nach Maria Einsiedel

 

Ausgabe 38 vom 19. September

Radwallfahrer mit Ingrid Reidt von der Betriebsseelsorge (links), die auf die „Wunden der Arbeitswelt“ aufmerksam machte. Fotos: Elisabeth Heinen

Wallfahrtspremiere für Maria Köhler (2. von links) und ihre Freundinnen – sie lassen sich nach der langen Wanderung die Suppe schmecken..

Auch zu Fuß sind Pilger aus dem Dekanat unterwegs.

Von Elisabeth Heinen

Es sind keine Reliquien, auf deren Spuren sich die Wallfahrer begeben. Radpilger der Dekanatswallfahrt informieren sich über Missstände in der Arbeitswelt, die ihnen auf den 40 Kilometern bis zum Ziel begegnen – Missstände, die nicht nur Arbeitnehmer betreffen.

„Da kommen sie!“ ruft Ingrid Reidt fröhlich. Die Radfahrergruppe der Wallfahrer nach Maria Einsiedel hat wieder ein Etappenziel hinter sich gebracht. Reidt, Leiterin der Betriebsseelsorge Rüsselsheim und Organisatorin der Radwallfahrt, winkt und weist ihnen den Weg. Nacheinander rollen die 16 radelnden Pilger auf den Parkplatz der geschlossenen Schleckerfi liale in Stockstadt und stärken sich mit Butterbroten.

Um viertel nach acht sind sie heute morgen in Rüsselsheim losgefahren und haben schon fast die 40 Kilometer geschafft. Während sie ausruhen, erzählt Ingrid Reidt ihnen vom Schicksal der Schlecker-Mitarbeiter. Die geschlossene Filiale ist eine der „Brennpunkt-Stationen“ dieser Wallfahrt.

Unter dem Motto „Wunden der Arbeitswelt“ sprechen die Radfahrer hier über soziale Missstände. Reidt nennt Fakten von Betrieben wie Schlecker, die ihre Mitarbeiter um des schnellen Profits willen ausgebeutet haben. So wurde bekannt, dass Mitarbeiterinnen des Drogeriemarktes entlassen und für ein geringeres Gehalt wieder eingestellt wurden.

„Auch die Schließung vieler Filialen wie hier in Stockstadt ist schlimm“, sagt Reidt, „und zwar nicht nur für die Mitarbeiter. Denn gerade ältere Kunden ohne Auto sind auf ein vielfältiges Angebot in ihren Heimatgemeinden angewiesen.“ Sie zitiert aus der päpstlichen Sozialenzyklika Laborem exercens, die Papst Johannes Paul II. 1981 veröffentlichte: „Der Irrtum des Ökonomismus ist, die menschliche Arbeit ausschließlich nach ihrer wirtschaftlichen Zielsetzung zu betrachten.“

„Mir gefallen die Punkte, die wir hier besprechen“

Vielen Wallfahrern spricht sie damit aus dem Herzen. Hannelore Mehler fährt bereits zum vierten Mal mit der Gruppe. Sie ist Rentnerin, doch die Arbeitswelt interessiert sie trotzdem: „Mir gefallen die Punkte, die wir hier besprechen. Vieles weiß man zwar aus der Zeitung, doch wenn es so persönlich gesagt wird, hat man gleich mehr Bezug dazu.“ Ingrid Reidt will die Gruppe aber nicht ohne Optimismus weiterfahren lassen. „Man muss trotzdem nicht die ganze Wirtschaftswelt schlecht reden“, sagt sie, „es gibt auch viele Menschen in leitenden Positionen, die sehr verantwortlich handeln.“ Dazu fallen ihr spontan die vielen Betriebsräte ein, die sich für andere einsetzen.

Möglichkeit, die Menschen im Dekanat kennenzulernen

Die Radfahrer schwingen sich wieder auf ihre Sättel. Während sie ihrem Ziel näher kommen, sind viele andere Wallfahrer schon fast da. Nach einer Schifffahrt sind 60 Pilger aus Rüsselsheim und Umgebung betend und singend anderthalb Stunden lang durch Wald und Flur gelaufen. Viele weitere Kleingruppen aus den umliegenden Pfarreien sind ebenfalls zu Fuß angekommen und freuen sich auf das Mittagessen. Blasmusik und der Duft von Gulaschsuppe liegen in der Luft. Elisabeth Ballweg aus Groß-Gerau ist schon bei der ersten Wallfahrt nach Maria Einsiedel vor zehn Jahren mitgegangen. Sie freut sich jedes Jahr darauf: „Es ist schön, hier Gottesdienst zu feiern und die Gemeinschaft zu erleben.“

Maria Köhler aus Bauschheim und ihre Freundinnen sind zum ersten Mal dabei. „Es hat uns sehr gefallen“, erzählt sie. Dies sei gewiss nicht ihre letzte Dekanatswallfahrt. Für Tobias Sattler ist die Wallfahrt eine Möglichkeit, die Menschen im Dekanat besser kennen zu lernen. Er ist gerade Pastoralassistent in Kelsterbach geworden. Und: „Eine Wallfahrt mit dem Rad zu machen, das ist mal was anderes“, findet er.

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