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Der Jugend eine Chance
20.03.11

Der Jugend eine Chance

Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier über Jugendliche und Politik

 

Ausgabe 12 vom 20. März 2011

So wie hier bei Ferienspielen für Kinder engagieren sich in den Jugendverbänden des BDKJ viele junge Menschen ehrenamtlich. Foto: KNA

Die Beteiligung der jungen Generation ist für Volker Bouffier „der Schlüssel zu einer demokratischen Gesellschaft“. Foto: BDKJ

Die bevorstehenden Kommunalwahlen in Hessen zeigen: Nur wenige junge Menschen sind unter den Kandidaten. Der BDKJ (Bund der Deutschen Katholischen Jugend) in Hessen will das Interesse der Jugendlichen an der Politik fördern. Fragen zum Thema an Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU).

Leider findet man auf den Listen der Parteien und Wählervereinigungen wieder nur vereinzelt junge Menschen. Wie ist das mangelnde Interesse an Kommunalpolitik Ihrer Meinung nach zu erklären?

Bouffier: Ich denke, dass wir in Hessen eine beachtliche Anzahl Jugendlicher haben, die sich mit großem Engagement auf unterschiedlicher Ebene einsetzen, sei es im Bereich der Jugendorganisationen der politischen Parteien, der Jugendparlamente oder auch in der Schule auf der Ebene der Klassen- und Schulsprecher. Dieses Interesse müssen wir fördern und stärken, wobei das Vertrauen in die eigene Kompetenz und der Wunsch, etwas verändern zu wollen, im Mittelpunkt stehen. Denn: Die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen ist der Schlüssel zu einer demokratischen Gesellschaft.

Könnte die geringe Anzahl Jugendlicher, die sich in ihrer Heimatgemeinde engagieren, auch am mangelnden Vertrauen der Parteien und Wählervereinigungen ihnen gegenüber liegen? Ist es nicht oft so, dass lieber ein Rentner als ein Jugendlicher angefragt und auf die Liste gesetzt wird?

Nein, ich denke, so pauschal kann man das nicht sagen. Zuerst einmal ist es ja so, dass man in Deutschland mindestens mit dem Erreichen der Volljährigkeit gewählt werden kann. Wenn sich ein Heranwachsender aber ernsthaft und verlässlich in seiner Gemeinde engagiert, wird er ebenso wie ein älterer Mitbürger Akzeptanz finden und als Kandidat vorgeschlagen werden, davon bin ich überzeugt. Außerdem ist es wichtig, den jungen Menschen eine Chance zu geben.

Am Tag der Kommunalwahl haben die Menschen auch die Möglichkeit, über eine so genannte Schuldenbremse abzustimmen. Was steckt hinter dieser Abstimmung, und warum ist sie so wichtig?

Eines meiner wichtigsten Ziele ist die Rückführung der Staatsverschuldung, der wir über die im März zur Abstimmung stehenden Schuldenbremse ein Stück näher gekommen sind. Die reichste Generation aller Zeiten hat die größten Schulden aller Zeiten gemacht. Hier muss ein Paradigmenwechsel erfolgen. Im Sinne der Verantwortlichkeit für kommende Generationen wollen wir über eine Volksabstimmung im Rahmen der Kommunalwahl den hessischen Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit geben, direkt und unmittelbar diese Weichenstellung vorzunehmen.

Die Schuldenbremse ist nötig, damit eine Politik zulasten der Kinder in unserem Land nicht mehr möglich ist. Landesregierung und Landtag werden damit verpflichtet, ab dem Jahr 2020 keine neuen Schulden zu machen. Dies ist gerade für junge Menschen wichtig.

In den Jugendverbänden des BDKJ Hessen engagieren sich täglich hunderte Jugendliche im sozialen Bereich. Auch wir nehmen wahr, dass die Voraussetzungen für ehrenamtliches Engagement immer schwieriger werden. Wie kann man aus Ihrer Sicht diesem Trend begegnen, und wie kann die Landesregierung verstärkt das Ehrenamt fördern?

Der Staat kann den gesellschaftlichen Zusammenhalt nicht verordnen. Aber er kann vieles dafür tun, dass Räume für das zwischenmenschliche Miteinander geschaffen werden. Viele Menschen engagieren sich in Hessen ehrenamtlich für unser Gemeinwesen und ermöglichen uns, eine Gemeinschaft zu erleben, stabile soziale Verhältnisse zu haben und dadurch unsere Potentiale maximal ausschöpfen zu können.

Wir möchten deshalb als Landesregierung diese Strukturen, eine Kultur des Helfens, stärken, die den Menschen in Hessen nicht zuletzt auch ihr Selbstvertrauen geben. Die Vereine sind dabei ein maßgebliches Fundament – sie führen die Menschen zusammen und sind der Kitt unserer Gesellschaft. Sie geben der Gemeinschaft eine Identität und häufig ein Gesicht. Diesen Einsatz der ehrenamtlich Engagierten im Land zu würdigen, sie zu ermutigen und zu fördern, bleibt für uns eine besondere Verpflichtung, der wir unter anderem durch die Stärkung der von uns eingeführten Ehrenamtskampagne „Gemeinsam aktiv“ Rechnung tragen werden.

Was war Ihr persönliches Highlight in den ersten Monaten als Ministerpräsident?

Da hat es einige gegeben. Besondere Bedeutung haben für mich aber vor allem die zahlreichen Kontakte mit den hessischen Bürgerinnen und Bürgern, mit denen ich bei vielen Gelegenheiten im ganzen Land ins Gespräch komme.

Interview: Sebastian Frei/BDKJ Hessen

Zur Person

30 Jahre aktiv

Volker Bouffier ist seit mehr als 30 Jahren politisch aktiv. Zunächst in seiner Heimatstadt Gießen, wo er im Dezember 1951 geboren wurde. Mit 31 Jahren wurde er Abgeordneter für die CDU im Hessischen Landtag. Vor seiner Wahl zum Ministerpräsidenten am 31. August 2010 war der Jurist elf Jahre lang Innenminister in Hessen. Der frühere Basketballspieler des MTV Gießen und Jugendnationalspieler ist evangelisch, verheiratet und hat drei Kinder. (bp)

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