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Besucher erleben Zeitreise
17.04.11

Besucher erleben Zeitreise

Die Ausstellung „Der verschwundene Dom“ zeigt neue Erkenntnisse über die Mainzer Bischofskirche

 

Ausgabe 16 vom 17. April 2011

Köpfe machen neugierig: Hans-Jürgen Kotzur vor Exponaten am Beginn der Schau Foto: Nicole Weisheit-Zenz

Von Nicole Weisheit-Zenz

Die vielen Gesichter des Mainzer Wahrzeichens stehen im Mittelpunkt der großen Sonderschau „Der verschwundene Dom“. Die Ausstellung, die gerade ihre Pforten öffnet, soll im dritten Domjubiläumsjahr ein noch größeres Interesse für die Kathedrale wecken.

„Nichts ist so beständig wie der Wandel“, sagt Museumsdirektor Dr. Hans-Jürgen Kotzur und schaut auf die Gruppe steinerner Köpfe von jahrhundertealten Figuren. Das faszinierende Arrangement ist das erste, worauf der Blick der Besucher fällt. Die Wände sind mit schwarzem Stoff bespannt, und durch das geheimnisvolle Licht werden die Exponate besonders hervorgehoben.

„Auch wenn viele Mainzer und Gäste mit dem alten Bauwerk vertraut sind, gibt es viele unbekannte Seiten unserer Bischofskirche zu entdecken“, sagt der Dom- und Diözesankonservator. Er beschäftigt sich bereits seit mehr als zehn Jahren intensiv mit den Veränderungen, die die Kathedrale im Laufe der Jahrhunderte erlebt hat

Viele Stücke zuvor noch nie öffentlich gezeigt

Die ausgestellten Steinplastiken stehen symbolisch für die konzeptionelle Ausgangssituation der Schau: Etliche Stücke, die schon seit langem in Magazinen lagerten, waren nicht inventarisiert, was ihre Zuordnung schwierig machte. Dennoch haben sie enorm dazu beigetragen, neue Erkenntnisse über die Domgeschichte zu gewinnen. „Die mehrjährigen Forschungsarbeiten wurden zum großen Teil hier im Haus durchgeführt, worauf ich sehr stolz bin“, sagt Hans-Jürgen Kotzur.

Um mehr über die baulichen Veränderungen und manche Geheimnisse des Gotteshauses zu erfahren, führte die Spurensuche in Bibliotheken, Staats-, Diözesan- und Stadtarchive. Zusammengetragen wurden überraschende Erkenntnisse und zahlreiche neu entdeckte Stücke, von denen die meisten zuvor noch nie öffentlich gezeigt wurden. Außer vielen Original-Zeitzeugnissen lassen aufwendige Modelle den verschwundenen Dom wieder aufleben. Fachleute aus unterschiedlichen Disziplinen waren an den anschaulichen Rekonstruktionen auf Computer- und Leuchtbildern beteiligt, die wie ein roter Faden durch die Ausstellung führen.

Bevor die Besucher mitgenommen werden auf eine Reise durch die mehr als 1000-jährige Geschichte, laden große Collagen dazu ein, sich zunächst mit der Wahrnehmung des Gebäudes zu beschäftigen – denn, so Hans- Jürgen Kotzur: „Jeder sieht den Dom mit anderen Augen: Frauen und Männer, junge und ältere Menschen, evangelische oder katholische Christen.“

Wie haben Menschen früher den Dom gesehen?

Auf informative und zugleich unterhaltsame Weise wird ein spannender Blick in die Vergangenheit geworfen: von der Architektur und Raumgestaltung über Farben und Innenausstattung bis hin zur Atmosphäre und den damit verbundenen Erfahrungen von Dombesuchern früherer Zeiten.

Die riesigen Willigis-Türen, drei Säulen der Gotthard-Kapelle, gut erhaltene Teile der mittelalterlichen Chorschranken und prächtige Wandteppiche sind nur einige Beispiele aus einer Sammlung kostbarer Schätze. Der Museumsdirektor gerät ins Schwärmen: „Mit der aufwendigen Schau wollen wir einen glanzvollen Schlusspunkt des Domjubiläums setzen.“

Öffnungszeiten im Dom- und Diözesanmuseum: dienstags bis mittwochs 10 bis 17 Uhr, donnerstags 10 bis 19 Uhr, freitags bis sonntags 10 bis 17 Uhr, montags geschlossen, Eintrittspreise: regulär 8 Euro, ermäßigt 6 Euro. Die Ausstellung ist bis zum 16. Oktober 2011 zu sehen.

Drei Fragen an…

Domkonservator will Wissenslücken schließen

…Dr. Hans-Jürgen Kotzur, Direktor des Dommuseums.

Frage: Weshalb sollte man sich die Sonderausstellung unbedingt anschauen?

Zum ersten Mal seit längerer Zeit gibt es über den Dom wirklich Neues zu erfahren. Die Ausstellung zeigt den Besuchern anhand von Rekonstruktionen und Modellen historische Raumbilder und Ausstattungszustände, die längst nicht mehr existieren. Die Schau ist nicht nur für den Fachkundigen spannend, sondern für jeden, der den Dom kennt und sich für seine Geschichte interessiert.

Warum wird „Der verschwundene Dom“ gerade 2011 gezeigt?

Die Ausstellung bildet den Schlusspunkt des dreijährigen Domjubiläums von 2009 bis 2011. Darüber hinaus sind in Mainz zwei Jubiläen von Bedeutung: Wir gedenken in diesem Jahr dem 1000. Todestag des Domgründers Erzbischof Willigis sowie dem 200. Geburtstag Bischof Kettelers.

Diese zwei Persönlichkeiten und ihr Wirken werden auch in der Ausstellung nicht unberücksichtigt bleiben.

Wie entstand die Idee?

Wenn ich den Dom betrete, stellt sich mir oft die Frage, wie die Raumwirkung vor 500, vor 250 oder noch vor 100 Jahren gewesen sein muss. So entstand die Idee, diesen „verschwundenen“ Raumbildern in einer Ausstellung nachzuspüren.

Mit der Absicht, Wissenslücken zu schließen, soll sich die Domausstellung entscheidend von der letzten im Jahre 1975 absetzen. Stattdessen will sie bisher Unbekanntes und völlig Neues über den Dom zeigen.

Die Besucher sind herzlich eingeladen, sich von dem Ergebnis zu überzeugen.

Interview: Nicole Weisheit-Zenz

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