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Ein Wallfahrtsort im Stadtgebiet
31.10.10

Ein Wallfahrtsort im Stadtgebiet

Eine Kirchengemeinde pflegt die Tradition und stellt sich neuen Herausforderungen: Ein Porträt

 

Ausgabe 44 vom 31. Oktober

Wallfahrt durch den Ort Foto: privat

Korbgassenmadonna in der Seitenkapelle der Pfarrkirche

Von Nicole Weisheit-Zenz

Es gibt ihn noch, den Brunnen, der Marienborn seinen Namen gab. Sein Wasser ist inzwischen versiegt, und um das Pilgerziel „wächst Stadt“. Die Katholiken des Mainzer Vororts halten die Wallfahrtstradition des Orts wach. Gleichzeitig fördern sie Ökumene und interkulturelles Gespräch.

1000 Jahre ist Marienborn alt. Willigis, von 975 bis 1011 Erzbischof von Mainz und Erbauer des Mainzer Doms, ließ in Marienborn eine Kapelle errichten und weihte sie zu Ehren des heiligen Stephanus. Marienborn war im Mittelalter unter Namen wie „Brunnon“, „Burnen“, im 13. Jahrhundert unter „Borne und „Born“ verzeichnet (siehe Hintergrund). Die Zusammenführung von Maria und Born hing mit der Wallfahrt „Zur Trösterin der Betrübten“ zusammen. Mit „Trösterin“ ist ein Gnadenbild, gemeint, das um 1425 geschaffen wurde. Es zeigt Maria, die auf einem Gesicht steht, darunter eine Mondsichel.

Eine Stimme rief aus dem Brunnen: Maria im Born

Im Lauf der Jahrhunderte kamen viele Menschen in den Ort, um von Maria Hilfe zu erbitten. Einige Begebenheiten sind in Pfarrbüchern niedergeschrieben: Ein stummes Mädchen konnte wieder sprechen, Wunden wurden geheilt. Eine besondere Bedeutung kommt dabei dem Brunnen zu, den man vom Kirchenvorplatz aus über eine schmale Gasse erreicht, wenn man dem Schild „Zum Marienbrunnen“ folgt.

An diesem Ort wurde das Gnadenbild versteckt gehalten, vermutlich um es vor Feuer oder Zerstörung zu schützen. „Der Überlieferung nach soll eine Stimme aus dem Brunnen gerufen haben ,Maria im Born‘“, berichtet Hans Schwalbach, der früher als Drucker tätig war und sich sehr für die Geschichte seines Heimatorts interessiert. Bis zur Mitte der 60er Jahre war es noch möglich, Wasser aus dem Marienbrunnen zu trinken, heute ist er verschlossen.

Zahlreiche Pilger kommen nach wie vor in den Ort, auch um die Figurengruppen der „sieben Schmerzen“ zu besichtigen, die 1900 im Garten der Wallfahrtskirche aufgestellt wurden. Die bekannten Darstellungen erinnern an die Schmerzen, die Maria vor und nach Jesu Tod erlitt. Das Hauptwallfahrtsfest zur „Trösterin der Betrübten“ wird am Fest Maria Heimsuchung Anfang Juli, beziehungsweise an dem darauffolgenden Sonntag, gefeiert.

Am Wallfahrtstag kommen Gruppen aus den benachbarten Orten nach Marienborn. „Nach dem Gottesdienst stärkt sich die Wallfahrer im Pfarrgarten beim gemeinsamen Eintopfessen“, erzählt Birgit Herbst, die jedes Jahr bei den Vorbereitungen hilft. Vor allem durch das Engagement von Pater Reinhard Vitt sei die Wallfahrt in den vergangenen Jahren wieder sehr populär geworden, meint sie.

Die katholische Kirchengemeinde bietet für jede Altersgruppe etwas, von den „Kirchenkids“ und der Pfadfinderinnengruppe über den Frauen- und Familienkreis bis zum Seniorennachmittag und dem Kirchenchor.

Familien ansprechen, die ins Neubaugebiet ziehen

Regelmäßig werden Kleinkinder- und Kinderwortgottesdienste gefeiert. „Damit möchte die Gemeinde vor allem die Familien ansprechen, die gerade ins Neubaugebiet ziehen, und ihnen zeigen, dass sie herzlich willkommen sind“, betont Hans Schwalbach.

Besonderer Beliebtheit erfreuen sich auch die Taizé-Gebete, Jugend-Sommerfreizeiten und ökumenischen Gemeindefeste. Für Birgit Herbst ist das kirchliche Engagement zu einem wichtigen Lebensbereich neben Beruf und Familie geworden. Als Vorsitzende des Pfarrgemeinderats von St. Stephan ist sie in verschiedenen Gruppen aktiv und hilft mit, wenn es darum geht, den Adventsbasar zu organisieren oder zu Ostern den Brunnen herauszuputzen. Für den Kirchenschmuck mit frischen Blumen sorgen einige Maria Ward-Schwestern und Vinzentinerinnen, die auch die Wallfahrt mitbetreuen.

Ein wichtiges Anliegen ist den Marienborner Katholiken die Integration des Wohngebiets „Am Sonnigen Hang“. Verschiedene Initiativen setzen sich dafür ein, die Wohnqualität in dem Hochhausviertel zu verbessern.

„Miteinander zu reden statt übereinander, das ist das wichtigste“, betonte daher auch Ortsvorsteher Bernd Noll zum dritten Interkulturellen Fest im „Centrum der Begegnung“ (siehe Stichwort), das von der Ökumenischen Initiative in Kooperation mit dem Treffpunkt Marienborn veranstaltet wurde. In einer interreligiösen Andacht kamen Sinnsprüche und Texte aus verschiedenen Religionen und Kulturen zur Sprache. Vertreter verschiedener Glaubensrichtungen luden ein, zum Thema „Religion und Integration“ ins Gespräch zu kommen.

Austausch über religiöse Orientierung

Als Diskussionsgrundlage hatten Pfarrer Markus Kölzer und Pfarrer Harald Jaensch von der evangelischen Gemeinde Thesen mitgebracht. Unter anderem treten die Marienborner Kirchen dafür ein, dass alle Bürger ihr Grundrecht auf Mitwirkung wahrnehmen können.

Die Gesprächsteilnehmer waren sich einig, dass Unterschiede geachtet und der Austausch über religiöse Orientierungen gefördert werden sollen. Dass auch künftig ein gutes Miteinander gelingt, sei der Wunsch vieler Marienborner.

Drei Fragen an…

Die Pfarrgruppe soll zusammenwachsen

…Pfarrer Markus Kölzer, gleichzeitig Dekan von Mainz-Stadt, leitet die Pfarrgruppe Zaybachtal, zu der vier Gemeiden gehören, darunter St. Stephan in Marienborn.

Wie sehen Sie die Entwicklung der Gemeinde?

Die Pfarrei Marienborn erlebt zur Zeit einen Zuzug durch ein in den letzten Jahren gestaltetes Neubaugebiet. Im Gegensatz zu den Innenstadtgemeinden kommen hier junge Familien in die Gemeinde. Das bedeutet eine besondere Sensibilität für die Fragen und das Leben dieser Menschen.

Was macht für Sie das Besondere am Gemeindeleben in Marienborn aus?

Nicht nur die Kirche hat ihren besonderen Reiz, sondern die Gemeinde besteht gewissermaßen aus „lebendigen Steinen“: Viele arbeiten in St. Stephan ehrenamtlich mit, sei es im Chor, in der Kirchenmusikkapelle, in den Räten oder im caritativen Bereich. Ein Schwerpunkt liegt in der Arbeit im „Centrum der Begegnung“ und im „Haus der Familie“. Selbstverständlich ist auch die Wallfahrt zur „Trösterin der Betrübten“ zu nennen.

Ihr Wunsch für die Zukunft?

Ein Zusammenwachsen in der Pfarrgruppe in den nächsten Jahren wäre wünschenswert. Viele Fragen können zukünftig besser gemeinsam gelöst werden. Wir wollen die gut gelingende Ökumene weiterführen und den interkulturellen Dialog verstärken. Ein ermutigendes Zeichen ist beispielsweise das gelungene interkulturelle Fest.

Fragen: Nicole Weisheit-Zenz

Kontakt: Gottfried-Schwalbach-Straße 38, 55127 Mainz-Marienborn, Telefon 0 61 31 / 33 13 23, E-Mail: st.stephan.marienborn@freenet.de

Stichwort

Centrum der Begegnung

Als Reaktion auf eine Sozialraumanalyse 2006, die für das Mainzer „Quartier Marienborn-Nord“ dringend Handlungsbedarf sah, gründeten die beiden Marienborner Kirchengemeinden die „Initiatve Soziales Marienborn“. Im gleichen Jahr wurde von der ökumenischen Initiative das „Centrum der Begegnung“ für Menschen unterschiedlicher Religionen und Kulturen eröffnet. Im „Centrum der Begegnung“ wird unter anderem das „Kinderfrühstück“ angeboten, das 2009 mit dem ersten Preis beim Wettbewerb der Wilhelm Emmanuel von Ketteler-Stiftung ausgezeichnet wurde. Weitere Angebote sind die Hausaufgabenhilfe ab der fünften Klasse, Bewegungsangebote, das Internetcafé und gemeinsames Backen und Kochen.(pm)

Centrum der Begegnung, Telefon 0 61 31 / 5 86 26 86, E-Mail: cdb-marienborn@arcor.de

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