Die Kirchenzeitungen für die Bistümer Fulda, Limburg und Mainz
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Der versteckte Domherr auf dem Doppelbild
21.06.09

Das Doppelbild ist auf der linken Seite an Scharnieren befestigt und an der rechten Seite nicht verankert. Dadurch ist das Bild drehbar. Foto: Anja Weiffen

Wer ahnt schon, dass ein Gemälde von beiden Seiten bemalt ist? Das Bild, das in der Seitenkapelle St. Viktor im Nordost-Flügel des Doms links neben dem kleinen Chorgestühl hängt, ist ein sogenanntes Doppelbild. Es zeigt auf der Vorderseite eine „Ecce Homo“-Darstellung. Der lateinischische Ausdruck bedeutet: „Da ist der Mensch!“ Diese Wendung rührt vom Ausspruch des Pilatus her, der bei der Geißelung Jesu rief: „Seht, welch ein Mensch“. Diese Szene der Passion Jesu Christi taucht im Johannes-Evangelium auf und ist vor allem im 15. und 16. Jahrhundert künstlerisch umgesetzt worden.

Sucht man einen Hinweis über die Herkunft dieses Doppelbilds, findet man diesen auf dem Bild selbst. Dompfarrer Franz-Rudolf Weiner hat sich näher mit dem 1,83 Meter hohen und 1,25 Meter breiten Bild beschäftigt und fand heraus, dass der Stifter des Gemäldes auf der Rückseite abgebildet ist: Albert von Pütz, der als Geistlicher im Talar vor dem heiligen Achatius kniet. Laut Legende erlitt Achatius mit 10 000 anderen Soldaten unter Kaiser Hadrian in Armenien das Martyrium. Der Heilige sei mit Dornen gepeitscht und gekreuzigt worden.

Der abgebildete Albert von Pütz stammte aus Düren im Rheinland; nach seinem Theologiestudium war er Vikar am Ritterstift St. Alban und später Mainzer Domherr. 1599 wurde er Pfarrer von St. Emmeran, 1601 Pfarrer von St. Quintin und vier Jahre später Rektor der Mainzer Universität, schreibt Weinert.

1606 starb Albert von Pütz überraschend. Als Erben hatte er die Schwestern des Mainzer Klosters St. Agnes eingesetzt. Aus Dankbarkeit ließen sie ihren Gönner auf das Doppelbild malen. Nach der Auflösung des Klosters kam das Bild um 1802 in den Dom.

Anja Weiffen

© Annegret Burk