Die Kirchenzeitungen für die Bistümer Fulda, Limburg und Mainz
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Mit dem Himmel verbunden – Putten für Georg Adam von Fechenbach
12.12.09

Christoph Hartmann von Fechenbach gab das Grabdenkmal mit dem traurigen Engel für seinen verstorbenen Cousin in Auftrag. Es befindet sich gegenüber der Tür zur Memorie. Foto: Anja Weiffen

Pausbäckige Knäblein, die sich über die Geburt Jesu freuen, haben als Motiv zur Advents- und Weihnachtszeit Hochkonjunktur. Die nackten Engelchen, auch Putten genannt, schmücken aber auch Grabmale und drücken das Vertrauen der Angehörigen aus, dass Gott bei den Toten ist.

So könnte es auch Christoph Hartmann von Fechenbach ergangen sein. Der Cousin des 1772 verstorbenen Domdekans Georg Adam von Fechenbach ließ fünf Jahre nach dessen Tod im Mainzer Dom ein Denkmal für seinen Verwandten errichten.

Im Stil des Spätbarock sitzen zwei Putten rechts und links auf dem Sockel, die Beinchen in der Luft baumelnd. Der linke Engel trägt eine Mitra; der rechte wischt sich traurig die Augen und hält in der anderen Hand eine umgedrehte Fackel.

Die künstlerische Darstellungsform der Putten ist auf die kindlichen Liebesgötter in der Antike zurückzuführen. Ab dem 15. Jahrhundert erscheinen sie in der christlichen Kunst, wie etwa Raffaels Kinderengel zu Füßen der Sixtinischen Madonna. Dem Kleinkind immer ähnlicher wird die Engeldarstellung im Barock. Ganze Heerscharen von Putten zieren die Kirchen dieser Zeit. Noch im Spätbarock sind die Engel beliebte Motive, bevor unter dem Einfluss der Aufklärung Kritik an der Häufigkeit der Puttendarstellungen aufkommt.

Kunsthistoriker sind sich noch nicht sicher, ob von Fechenbachs spätbarocke Engel von Johann Peter Melchior oder Johann Jakob Juncker geschaffen wurden. Anrührend sind die Putten allemal, zeigen sie doch offen die Trauer des Erben, der sogar den Betrachter mit in seinen Schmerz hineinnehmen wollte. So beginnt seine Inschrift am Denkmal folgendermaßen: „Halt ein Wanderer, und trauere.“

Anja Weiffen

© Annegret Burk