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„Nie wieder Krieg!“ Zur Person
08.03.09

„Nie wieder Krieg!“ Zur Person

Neue Glocken läuten zum Gedenken an die Zerstörung von Mainz

Von links: Schott-Vorstandsvorsitzender Dr. Udo Ungeheuer; Dr. Klaus-Volker Schütz, Propst der Evangelischen Kirche Rheinhessen; Kardinal Karl Lehmann; Norbert Schüler, Mainzer ürgermeister Fotos: Anja Weiffen

Von Anja Weiffen

Mainz. Das Geläut von St. Stephan erklingt wieder im Quartett. Die drei neuen Glocken läuteten zusammen mit der älteren „Beatrix“-Glocke erstmals zum Gedenken an die Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg. Auch Zeitzeugen kamen in die Kirche mit den Chagall-Fenstern.

Der 83-Jährigen laufen Tränen über das Gesicht. Sie bahnt sich einen Weg durch die Menschenmenge, um Kardinal Karl Lehmann die Hand zu schütteln. Jedes Jahr zur Gedenkveranstaltung anlässlich der Zerstörung von Mainz kommen in ihr die Erinnerungen wieder hoch.

Dach der Christuskirche lief herunter wie grünes Wasser

„Ich sah das Kupferdach der Christuskirche, das herunterlief wie grünes Wasser“, erzählt die Zeitzeugin. Am 27. Februar 1945 glich Mainz einem Inferno, Bomben der Alliierten zerstörten 80 Prozent der Stadt. Lieselotte Bleck wurde an jenem Tag in der Mainzer Innenstadt verschüttet. „Es war in der Binger Straße, ich stand vor dem Eingang eines Kellers. Unten kamen alle ums Leben.“

Über das Läuten der neuen Glocken von St. Stephan freut sich die Kostheimerin, „aber die Erinnerung tut immer noch weh“. In den Keller geht sie nicht mehr. „Und ich bete heute noch, dass es nie wieder Krieg gibt!“

In ganz Mainz läuteten die Glocken zum Gedenken

Die Stunde zum Gedenken an die Zerstörung von Mainz, die erstmals in St. Stephan statt in der Ruine von St. Christoph gehalten wurde, zog viele Menschen in die Kirche auf den Stephansberg. Als die neuen Glocken um 12 Uhr läuteten, herrschte in der überfüllten Kirche Schweigen. Fünf Minuten später stimmten die restlichen Glocken der Stadt mit ein.

Neben vielen anderen Gebäuden war auch St. Stephan von den Bombenangriffen stark betroffen, die Glocken wurden bereits 1942 zerstört. Eine Spende der Mainzer Schott AG in Höhe von 200 000 Euro anlässlich des 125-jährigen Bestehens der Firma in diesem Jahr ermöglichte den Guss der neuen Glocken sowie die Renovierung des Glockenturms.

Sich der relativ langen Friedenszeit bewusst sein

Kardinal Karl Lehmann bezeichnete in seiner Ansprache das Läuten der Glocken als „abgrundtiefe Trauer“ über die Zerstörung von Mainz. „Zugleich ist es eine ernste Mahnung, damit uns das Geschenk einer relativ langen Friedenszeit bewusst bleibt“, sagte Lehmann.

Er unterstrich die Bedeutung der Erinnerung. Sie erfolge nicht nur aus Pietät für die Opfer des 27. Februar 1945. „Wir fragen uns nämlich, ob wir dieses Unrechts und Tötens so eingedenk bleiben, dass wir dieser Grausamkeit für heute und alle Zukunft abschwören.“ Die Bereitschaft der Schott AG, für die Glocken zu spenden, sieht Lehmann mitten in der Finanzkrise als Zeichen der Hoffnung: „Es ist ein Zeichen für die Kraft des Menschen, in jeder Situation neu anzufangen.“

Glocken seien intensiv verbunden mit den Erfahrungen der Zeit, sagte er im Gespräch. „Sie künden von Hochzeiten, vom Tod, vom Feuer und vom Kriegsende.“ Der Kardinal erinnert sich an ein prägendes Ereignis: „Ich war neun Jahre alt, als am 24. April 1945 die Alliierten in Deutschland einzogen. Das Glockenläuten damals verband ich mit einem Gefühl der Befreiung.“

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