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Die Ostergeschichte in Bildern
24.04.11

Die Ostergeschichte in Bildern

In Alzey-Weinheim begleiten biblische Erzählfiguren die Gläubigen von Palmsonntag bis Ostern

 

Ausgabe 17 vom 24. April 2011

Ostern: Das Grab ist leer, die Wachsoldaten sind überwältigt. Als die Frauen am Morgen des ersten Wochentags zum Grab kommen, verkündet ihnen ein Engel, dass Jesus auferstanden ist. Fotos: Christian Burger

Karfreitag: Alles scheint aus, Jesus ist am Kreuz gestorben. Voller Trauer verlassen die Frauen und Männer, die zu ihm gehören, die Hinrichtungsstätte.

Palmsonntag: Noch wenige Tage vor der Kreuzigung jubelte die Menge Jesus beim Einzug in Jerusalem zu. Karl-Joachim Schmorl erklärt seiner Nachbarin Leni Birkenstock, worauf es ihm bei der Szene ankommt.

Von Christian Burger

15 Jahre lang ruhte sie gut verpackt im Keller der Privatwohnung von Pfarrer Johannes Merkel. Jetzt hat Karl-Joachim Schmorl sie wieder hervorgeholt. Zu Ostern wird sie wieder in der Pfarrkirche zu sehen sein: die Osterkrippe in St. Gallus, Alzey-Weinheim.

Ursprünglich kümmerte sich die inzwischen verstorbene Waltraud Merkel, Mutter von Pfarrer Johannes Merkel, um die Osterkrippe. Und vor 15 Jahren bastelte Karl-Joachim Schmorl selbst schon einmal an der Szenerie mit. Dann geriet die Krippe in Vergessenheit. Jetzt fasste der Rentner sich ein Herz und erzählte Pfarrer Merkel, der heute in der Bischöflichen Kanzlei tätig ist, sowie dem Pfarrgemeinderat von seiner Idee, die Osterkrippe neu aufleben zu lassen. Die Verantwortlichen nahmen seinen Vorschlag erfreut auf.

Drei Kurse hat Karl-Joachim Schmorl besucht, um die biblischen Erzählfiguren basteln zu können. Die dabei entstandenen Figuren benutzt seine Tochter Claudia Vogt heute im Religionsunterricht. Sie ist Lehrerin an einer katholischen Schule in Herford.

Sie kamen in drei großen Koffern an

Ihren Kelleraufenthalt hatten die Figuren größtenteils ohne schwerwiegende Schäden überstanden. „Sie kamen hier an in drei großen Koffern.“ Mit ausladenden Armbewegungen unterstreicht Irene Schmorl ihre Erzählung. Da Pfarrer Merkel über Jahre hinweg immer nur einige Figuren für die Weihnachtskrippe benutzte, benötigten manche von ihnen neue Gewänder. Und ein oder zwei neue Wachsoldaten wären auch nicht schlecht, fand Karl-Joachim Schmorl, damit die Demonstration römischer Macht in den letzten Tagen Jesu deutlicher wird. Vom Restaurationseifer gepackt machte er sich an die Arbeit. Das Ergebnis lässt sich sehen, vor allem das Grab, das aus einer Mischung aus Gips und Styropor besteht. Darin befindet sich eine Liege mit gefaltetem Leichentuch. „Gefaltet ist wichtig“, meint er, „denn wenn Jesus gestohlen worden wäre, dann hätte das Tuch nicht so ordentlich dagelegen.“ Über die Konzeption der Krippe hat er viel nachgedacht. Was hier auf dem Wohnzimmertisch steht, ist nicht einfach eine Ansammlung an Figuren, sondern die Ostergeschichte in Bildern, mit geübter Hand aufgestellt von Karl-Joachim Schmorl, der in dieser Ostergeschichte als Regisseur fungiert. „Es ist wie beim Schreiben, die Ideen kommen, nachdem die erste Arbeit fertig gestellt ist.“

Die Frauen lassen sich von seiner Energie anstecken

„Wer ist denn überhaupt auf die Idee gekommen?“, fragt die Nachbarin Leni Birkenstock, die zufällig vorbeikommt, während Karl-Joachim Schmorl die Kreuzigungsszene aufstellt. Sofort antwortet die Ehefrau des handwerklich versierten 78-Jährigen: „Der Achim natürlich!“ Eine spontane Entscheidung. Und wirklich, er scheint in seinem Element zu sein. Auch die Nachbarin und seine Frau lassen sich von seiner Energie anstecken, und kurz darauf stellen sie gemeinsam die Palmsonntagsszene auf. Die Krippe fasziniert sie offensichtlich: Mit ähnlich glänzenden Augen, wie sie auch kleine Kinder haben, wenn sie mit Legobausteinen spielen, sind die drei Erwachsenen am Werk. Mit zahlreichen Details schmücken sie die verschiedenen Szenen liebevoll aus: Krüge und Teller für das Abendmahl, Kleider und Palmzweige zur Ankunft Jesu in Jerusalem.

Bei der Gestaltung der Karfreitagsszenerie verzichtet Schmorl bewusst darauf Figuren an die Kreuze zu hängen. Jedoch unterscheiden sich die Kreuze von-einander: Die Kreuze der Verbrecher links und rechts vom Jesuskreuz sind aus Kirsche. Einem Baum, der im Winter seine Blätter verliert, erklärt Schmorl. Das Kreuz des Sohnes Gottes hat er aus immergrünem Efeu angefertigt.

Die biblischen Erzählfiguren machen es Menschen leicht, sich mit ihnen zu identifizieren, zeigt die Erfahrung von Karl-Joachim Schmorl. Sie sind sehr beweglich und da sie kein Gesicht haben, kann man mit ihnen die unterschiedlichsten Haltungen und Gefühlslagen ausdrücken. „Sie können sogar ihre Fäuste ballen“, sagt der Hobby-Restaurator und demonstriert es gleich mal.

Schade, wenn sie wieder verschwinden würde

Fünf verschiedene Szenen gestaltet Schmorl. Von Palmsonntag bis Ostersonntag ist die Osterkrippe ständig im Wandel. Im Rückblick auf seine Arbeit an der Osterkrippe stellt der Rentner allerdings fest, dass es zwar eine sehr schöne Idee ist, aber viel zu viel Arbeit für einen Einzelnen. „Ich hoffe allerdings, dass sich Interessierte finden und sich der Osterkrippe annehmen, damit daraus eine Tradition entstehen könnte. Es wäre sehr schade, wenn sie wieder in der Versenkung verschwinden würde.“ Seine Frau nickt zustimmend.

Gemeindepfarrer Matthias Becker jedenfalls ist sehr interessiert an der Osterkrippe und wird sie wahrscheinlich auch in den Gottesdienst miteinbeziehen. Nicht nur Kindern wird die anschauliche Darstellung sicherlich helfen, die Ostergeschichte besser zu verstehen.

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