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Der "angestrichene" Dom - Mineralfarben für die Haut der Kathedrale
02.11.09

Dietmar Lanius setzt zurzeit den Pinsel an der Nordfassade des Mainzer Doms an. Noch arbeitet er an dieser Stelle mit einer Grundierung, auf die später die typisch rote Lasur aufgetragen wird. Foto: Anja Weiffen

„Es ist, als wenn man die Welt für ein paar Stunden verlässt“, sagt Dietmar Lanius auf dem Weg nach oben, hinauf auf die Baustelle an der Domfassade. Er ist einer von drei Malern, die der Bischofskirche die typische sandsteinrote Farbe geben. Leitern rauf- und runtersteigen gehört auf den Gerüsten zum Tagesgeschäft. „ Immer schauen, wohin man die Füße setzt – und auf den Kopf achten“, weiß der 2-Meter-Mann. Er ist zurzeit an der Nordfassade oberhalb der Gotthard-Kapelle im Einsatz.

Das Restaurierungskonzept für den Mainzer Dom, das seit 2001 umgesetzt wird, sieht vor, die Kathedrale mit einer Lasur in der Farbe von Sandsteinrot zu versehen. So geschah es bereits in den 1970er Jahren, als Kriegs- und Verwitterungsschäden repariert wurden. Damals entschieden die Verantwortlichen, den Dom dem Stadtbild anzupassen und ihm den rötlichen Ton zu geben, ähnlich dem, der auch andere historische Gebäude ziert wie etwa das Kurfürstliche Schloss.

Das Aussehen des Doms wurde in den 1970er Jahren viel – auch in der Öffentlichkeit – diskutiert. Vor der Restaurierung wurde festgestellt „dass die vielfach den Dom überziehende, von der Bevölkerung durchaus geschätzte dunkle Patina aus einer steinzerstörenden Kruste aus Ruß, Abgasen und zersetztem Staub bestand“, wie Domkonservator Dr. Hans-Jürgen Kotzur in einem Artikel über die Farbe des Doms in den „Domblättern“ schreibt. Diese musste aus konservatorischen Gründen entfernt werden.

Die dadurch freigelegte, farblich uneinheitliche Außenhaut der Kirche sollte nun mit einer Farbe auf Mineralbasis und mit Naturfarbpigmenten geschützt werden. Bis zu sieben verschiedene Rottöne wurden damit aufgebracht. Die Furcht vor einer uniformen Farbgebung sei durch das natürliche Farbspiel der mehrfachen Lasuren und der abgestuften Töne des Naturgesteins widerlegt worden, schreibt der Konservator. Und so soll der Dom auch in der heutigen Restaurierungsphase aussehen.

Die verschiedenen Farbschichten dienen aber nicht nur dazu, das Auge zu erfreuen. „Sie verfestigen den Stein“, erklärt der Maler Dietmar Lanius. „Die mineralische Farbe ,verkieselt‘ mit der sandigen Oberfläche.“ Dazu braucht es bis zu vier Schichten: „Zuerst die Fixierung, partiell eine Vorfixierung, dann eine Grundierungen, schließlich die eigentliche Lasur“, erklärt Lanius, der nach den genauen Anweisungen des Domkonservators streicht. Denn an der Fassade sind ab und zu einzelne Steine zu sehen, die mit Folie abgeklebt sind. „Das sind Stellen, die ihr bisheriges Aussehen behalten sollen. Etwa die kleinen, schwarzen Schiefersäulen an der Nordwand“, sagt der Handwerker. Wie lange das Werk seiner Hände hält, darüber spekuliert Dietmar Lanius nicht groß. „Dann bin ich höchstwahrscheinlich schon in Rente“, sagt der 32-Jährige.

Anja Weiffen

© Annegret Burk