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Lehrstunde in Bescheidenheit
02.08.09

Lehrstunde in Bescheidenheit

Schwester Floriberta Hagemann wollte bereits als 17-Jährige zu den Maria-Ward-Schwestern

Genießt ihren Lebensabend im Kreise ihrer Mitschwestern: Floriberta Hagemann. Foto: Thomas Zelinger

Von Thomas Zelinger

Bensheim. Vor 75 Jahren erlebte Schwester Floriberta Hagemann ihre Einkleidung. Jetzt wird das seltene Jubiläum mit einem Gottesdienst und einem Empfang gewürdigt.

Liebhaber Bergsträßer Weine kennen die Bensheimer Kalkgasse als eine hervorragende Lage des südhessischen Weinbaugebiets. Unterhalb der von der Natur verwöhnten Wingerte sitzt eine Frau auf einer sonnenbeschienenen Terasse und genießt ihr Leben im Alter. Ihre Ausgeglichenheit und ihr zurückhaltendes Auftreten beeindrucken. 96 Jahre ist sie alt, ihr Name: Schwester Floriberta Hagemann.

Ihr Leben lang hat sie an unterschiedlichsten Stellen im Dienste des Ordens Congregatio Jesu – auch unter dem Namen Maria-Ward-Schwestern bekannt – gearbeitet. Zumeist hat sie Kinder betreut und Haushalts- und Näharbeiten übernommen. Am 22. Juli vor 75 Jahren erlebte die Schwester ihre Einkleidung. Gefeiert wird am 1. August im Beisein von Mitschwestern und Familienangehörigen.

Ein Lächeln für die nicht erzählten Geschichten

Wer sich mit Schwester Floriberta unterhält, erlebt eine Lehrstunde in Bescheidenheit. Sie spricht über sich, über ihr Leben. Aber sie wird nie überschwänglich. Bestenfalls steht ein sympathisches Lächeln um ihre Mundwinkel für die nicht erzählten Geschichten. Ihr Leben, sagt sie, würde sie wieder so leben wollen wie sie es gelebt hat.

Dabei ist es nicht immer leicht gewesen. Vor allem als sie während des Zweiten Weltkriegs im Dienste ihres Ordens in den Niederlanden war und lange Zeit kein Kontakt in die Heimat möglich gewesen ist. Erst nach Kriegsende erfährt sie, dass die Mutter und weitere Angehörige gestorben sind.

„Der liebe Gott will mich noch hier haben“

Ein Stück Trauer ist geblieben. Es sind aber auch viele andere, schöne Erinnerungen an 16 Jahre in den Niederlanden gegenwärtig. Manchmal, erzählt Schwester Floriberta, bete sie den Rosenkranz auf Niederländisch. Dann, wenn sie nicht so genau hört, an welcher Stelle ihre Schwestern im gemeinsamen Gebet gerade sind. „Ich höre nur noch auf dem rechten Ohr“, gesteht sie.

Unabhängig von solch kleinen Einschränkungen weist sie eine beeindruckende Gesundheit und geistige Fitness auf. Auf die Frage, wie sie so rüstig alt werden konnte, ist ihre Antwort kurz und klar: „Der liebe Gott will mich noch hier haben.“

Geboren wurde Schwester Floriberta nicht weit von Bensheim, in Viernheim. Dort hat sie als Mädchen das Wirken der Maria-Ward- Schwestern erlebt. Gleich nach der Schule wollte sie in Mainz in die Gemeinschaft eintreten. Doch mit 17 Jahren war sie zu jung. Sie ging zunächst nach Offenbach, wo sie die Arbeit der Schwestern in einer Schule unterstützte. Ihr Wunsch, Schwester in dem Orden zu werden, blieb.

Die Ordensfrau sitzt in der Sommersonne auf der Terrasse des großen Hauses, in dem zur Zeit 17 Maria-Ward-Schwestern die Jahre nach ihrem aktiven Wirken für die Gesellschaft im Sinne ihres Glaubens erleben. Hier sind sie in Gemeinschaft, und wenn notwendig haben sie medizinische Betreuung.

Hinter einem gepflegten Garten mit prächtigem Grün und bunt blühenden Blumen geht der Blick über die Dächer von Bensheim, aus denen sich die Türme der nahen Kirche Sankt Georg abheben. Vom Balkon ihres Zimmers hat Schwester Floriberta zudem einen Blick auf eine Lourdes-Grotte mit einer Marienstatue im Garten des Hauses. Die wohltuende Umgebung gibt ihr ausreichend Gelegenheit zum Gebet.

Ihre Profess legte die Schwester 1936 ab. Außer in den Niederlanden war sie in Deutschland tätig, in Fulda und in Kleinsassen in der Rhön hat sie viele Jahre verbracht. Im Februar dieses Jahres ist sie nach Bensheim umgezogen. Hier spricht sie über ihr Leben.

Dabei erzählt sie auch von einer Flugreise im hohen Alter nach Spanien. Verwandte hat sie dort besucht. Auf die Frage „War es schön?“ sagt sie kurz: „Natürlich.“ Und lächelt wieder dieses gewinnende Lächeln.

Zur Sache

Jubiläum

Vor 75 Jahren wurde Schwester Floriberta Hagemann eingekleidet. Am 1. August wird das Jubiläum mit einem Festgottesdienst in der Ordensniederlassung der Maria-Ward-Schwestern, Kalkgasse 7 in Bensheim gefeiert; Beginn: 10 Uhr. Es zelebriert Pfarrer Karl Kunkel. Danach fi ndet ein Empfang statt. (zel)

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