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Wachstum um jeden Preis?
27.03.11

Wachstum um jeden Preis?

Die Finanzbranche war Thema des ersten Kreuz-Gangs in Rüsselsheim

 

Ausgabe 13 vom 27. März 2011

Wenn Geld „arbeitet“ und wächst: Bei der Auftaktveranstaltung der ökumenischen Kreuz-Gänge zur Passionszeit ging es in Rüsselsheim um Banken und Finanzen. Foto: Susanne

Rapp

Von Susanne Rapp

Ein schlichtes hölzernes Kreuz steht auf dem Rüsselsheimer Marktplatz. Der Abend zieht herauf, am dunkler werdenden Himmel lärmen Flugzeuge. Ein unangenehmer Wind zerrt an dem schwarzen Tuch, auf dem Kerzen vor dem Kreuz stehen. Rund 20 Besucher haben sich am Start der „Kreuz-Gänge durch die Region“ versammelt.

Direkt hinter dem Geschehen leuchtet blau das Emblem einer Bank. Die Wahl des ersten von fünf Verweilorten der ökumenischen Veranstaltung ist passend gewählt. Denn das Thema in diesem Jahr lautet „Wachstum gleich Wohlstand!?“

Die erste Kreuz-Gänge-Station widmete sich der Banken- und Finanzbranche: „Wenn Geld ,arbeitet‘ und wächst.“ Pastoralreferentin Ingrid Reidt von der katholischen Betriebsseelsorge Rüsselsheim und Pfarrer Volkhard Guth von der evangelischen Pfarrstelle gesellschaftliche Verantwortung, laden bereits zum zweiten Mal zu Kreuz-Gängen ein, mit denen sie in der Fasten- und Passionszeit auf Ungerechtigkeiten, Leid und menschliche Sorgen und Nöte aufmerksam machen wollen.

Höhen und Tiefen, Unsicherheit und Angst

Das Holzkreuz wird von Station zu Station sein Aussehen verändern. Denn Menschen aus unterschiedlichen Bereichen werden es gestalten. Den rechten Arm des Kreuzes hatte der Personalratsvorsitzende der Sparkasse Groß-Gerau, Norbert Merz, entworfen. Börsengrafiken und die Farben Gold, Silber und Schwarz sind zu sehen. Steigende und sinkende Kurse, ein knallender Sektkorken, eine Tablettenpackung, ein Fragezeichen und verbranntes Geld symbolisieren die Höhen und Tiefen in der Finanzbranche, die Unsicherheit und Angst.

Merz spricht von der Situa-tion der Mitarbeiter einer Bank. Von den Beratern, die von der Leistung abhängig sind, die sie vorweisen müssen. Er spricht vom Druck, vom Wettbewerb, von den psychischen Belastungen im Alltag dieser Mitarbeiter. „Jesus sagt: Ihr könnt nicht zwei Herren dienen, Gott und dem Mammon zugleich.“ Denn der ständige und unausgesprochene Zwang zum Wachsen, sagt Ingrid Reidt, sei der Beginn des Götzendienstes. Jeder Götzendienst aber fordere Opfer. Dies bedeute „Wachstum und Gewinnorientierung auf dem Rücken anderer und auf Kosten Schwächerer, auf Kosten ganzer Staaten und Kontinente“.

Gebet für die Opfer der Katastrophe in Japan

Bei den Fürbitten sprachen die beiden Seelsorger auch die aktuellen Geschehnisse in Japan an und baten für die Opfer des Erdbebens, des Tsunami und der Reaktorkatastrophe. Ein Gast der Veranstaltung bat um Frieden und die Zuversicht, „dass unsere Politiker die Atomkraftwerke abschalten“.

Fürbitten bezogen auf das Kreuz-Gänge Thema lauteten: „Für alle, die über Macht und Reichtum verfügen. Dass sie nicht dem Größenwahn eines grenzenlosen Wachstums unterliegen, sondern bei allem Wirtschaften die Möglichkeit eines Lebens in Fülle für alle achten.“ Eine weitere Fürbitte galt allen, „die unter den Folgen der Finanzkrise leiden, weil sie verloren haben, was sie in die Hände der Banken gelegt haben und betrogen sind um das, was sie zum Leben gebraucht hätten“.

Service

Kreuz-Gänge in der Fastenzeit

  • 23. März, Königstädten, Städtische Kindertagesstätte, Auerbacher Straße 5. Thema: Wachsen zwischen Spiel und Bildung. Kita-Arbeit heute
  • 30. März, Raunheim, Mönchhofkapelle Thema: Schneller, höher, weiter. Wachsende Mobilität
  • 6. April, Real-Markt Rüsselsheim, Außerhalb Thema: Auswuchs Ladenöffnungszeiten
  • 13. April, Rüsselsheim, Nachbarschaftszentrum Dicker Busch, Virchowstraße 23 Thema: Wachstum auf dem Arbeitsmarkt
  • 20. April, Matthäuskirche Rüsselsheim, Schlussliturgie Thema: „Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen“ (Johannes 3,30)

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