Die Kirchenzeitungen für die Bistümer Fulda, Limburg und Mainz
 Startseite -  Verlag -  Stellenangebote -  Inhalt -  Impressum -  Kontakt 
Sozialpolitik notwendig
26.09.10

Sozialpolitik notwendig

Ketteler-Stiftung besteht seit zehn Jahren / Kapital auf neun Millionen Euro angewachsen

 

Ausgabe 39 vom 26. September

Feier zum zehnjährigen Bestehen der Wilhelm Emmanuel von Ketteler-Stiftung (von links): Wilhelm Schulze, Kardinal Karl Lehmann, Thomas Karst und Winfried Mönch. Foto: Jürgen Strickstrock

Im kommenden Jahr feiert das Bistum den 200. Geburtstag von Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler. Ein Grund, sich wieder mehr mit dem „Sozialbischof“ zu beschäftigen. Seine Botschaft ist gerade heute wieder aktuell.

Ketteler habe sich energisch für die Armen seiner Zeit in der Folge des industriellen und gesellschaftlichen Umbruchs eingesetzt. Sein Wirken sei eine Ermutigung für heute, das, was er geschaffen hat, fortzuführen. Das sagte Kardinal Karl Lehmann im Gottesdienst zur Feier des zehnjährigen Bestehens der Wilhelm Emmanuel von Ketteler-Stiftung. Mit dem Jubiläumsgottesdienst war ein Stiftertreffen im Mainzer Kolpinghaus verbunden.

Der Stiftungsvorsitzende, Finanzdirektor a.D. Thomas Karst, bekräftigte in der Feierstunde, bei dem Treffen gehe es darum, „unserer Dankbarkeit für das Engagement der Stifter und der dadurch möglichen Hilfe für bedürftige Menschen Ausdruck zu verleihen“.

Nicht aus einer Laune heraus

Karst erinnerte daran, dass Bischof Ketteler sich vor allem die sozialen Fragen seiner Zeit zu Eigen gemacht habe, und verwies auf die Vielzahl seiner Gründungen von sozialen Einrichtungen wie Waisenhäuser, Anstalten für hilfsbedürftige ledige Frauen und Krankenhäuser. In seinem Fastenhirtenbrief von 1859 habe er in einem leidenschaftlichen Appell zu Werken der christlichen Nächstenliebe aufgerufen und gemahnt, die Erfüllung dieser „heiligen Pflicht“ nicht dem Zufall zu überlassen, sondern sie zu planen und zu ordnen.

Dazu stellte der Stiftungsvorsitzende fest: „Menschen, die ihr Vermögen für soziale Zwecke in Form einer Stiftung einsetzen, erfüllen in dieser Form in besonderer Weise die wegweisenden Worte Bischof Kettelers. Sie machen die Hilfe in Not nicht von einer momentanen Laune abhängig, sondern möchten dauerhaft und wohlüberlegt, auch über ihr Leben hinaus ein Werk der Nächstenliebe fördern.“

In seinem Rückblick auf die vergangenen zehn Jahre zeigte der Vorstandsvorsitzende der Stiftung auf, wie die Zahl der Treuhandstiftungen mit ihren unterschiedlichen Zweckbestimmungen wie „Netzwerk Leben“ für Frauen in Schwangerschaft und Not, Altenhilfe, Sozialstation, Kinder- und Jugendhilfe, Alleinerziehende, psychisch Kranke, Suchtkranke, behinderte Kinder, Caritasverbände und Pfarrarbeit kontinuierlich gestiegen ist.

Ebenso seien die Bilanzwerte kontinuierlich gewachsen, besonders stark in den beiden letzten Jahren mit einem Zuwachs von fast vier Millionen Euro durch Zustiftungen und eine Erbschaft. Nach der Gründung wurde die Ketteler-Stiftung mit einem Startkapital von rund 500 000 Euro ausgestattet, das inzwischen auf insgesamt neun Millionen Euro angewachsen ist.

Wettbewerb macht Engagement sichtbar

In seinem Rückblick stellte Karst den Ketteler-Wettbewerb heraus, der seit 2005 jährlich durchgeführt wird. Dabei ging es bisher um Projekte in Kindertagesstätten (2005), um Arbeitslosenhilfe (2006), Chancen für benachteiligte Jugendliche (2007), Kindererziehung (2008), Initiativen gegen Armut (2009) und Konzepte der Seniorenarbeit (2010), die jeweils am „Tag der Caritas“ vorgestellt und prämiert wurden.

Sensibilität für Not und Talent für wirksame Hilfe

Der Ketteler-Wettbewerb werfe ein Licht auf die oft im Stillen erbrachten Dienste und sporne dazu an, als engagierte Christen unentgeltlich Verantwortung zu übernehmen und zu helfen, betonte Karst.

Kardinal Lehmann hob in seinem Festvortrag besonders Kettelers Sensibilität für soziale Not hervor, sein Talent für rasche Planung und wirksame Hilfe. In seinen Hirtenbriefen habe er oft konkrete Notstände benannt, zur Hilfe aufgerufen und selbst geholfen. Lehmann kündigte an, dass das von der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz zwischen 1977 und 2002 herausgegebene Gesamtwerk Kettelers im kommenden Jahr durch einen Band mit seinen Hirtenbriefen komplettiert werde. Bisher lägen die gesammelten Hirtenbriefe nur in einer Ausgabe aus dem Jahr 1900 vor.

Ketteler habe in geradezu revolutionärer Weise erkannt, dass karitative Hilfe allein nicht ausreiche, sondern dass Sozialpolitik notwendig sei. Der verstorbene Historiker und Ökumeniker Erwin Iserloh habe dies als Mitherausgeber der Werke Kettelers sehr gut herausgestellt. (sk)

Zur Sache

Stiftung wächst

Die „Caritative Gemeinschaftsstiftung für das Bistum Mainz“ wurde am 1. September 2000 vom Bistum Mainz, dem Diözesan- Caritasverband und den fünf Caritasverbänden Darmstadt, Gießen, Mainz, Offenbach und Worms gegründet, um die karitative soziale Arbeit im Bistum zu fördern und dauerhaft zu sichern. Unter dem Dach der Ketteler-Stiftung wurden bis jetzt 30 weitere Stiftungen in treuhänderischer Verwaltung mit eigener Zweckbestimmung gegründet. Weitere Treuhandstiftungen seien in Vorbereitung, teilte der Stiftungsvorsitzende, Finanzdirektor a.D. Thomas Karst, mit. (sk)

Ihr Draht zu uns

Redaktion

Liebfrauenplatz 10
55116 Mainz
Tel. 06131 / 28755-0
Fax 06131 / 28755-22
Mail: info@kirchenzeitung.de

Abonnenten

Tel. 06431 / 9113-24
Fax. 06431 / 9113-37
Mail: vertrieb@kirchenzeitung.de

Anzeigen

Tel. 06431 / 9113-22
Fax. 06431 / 9113-37
Mail: anzeigen@kirchenzeitung.de