Die Kirchenzeitungen für die Bistümer Fulda, Limburg und Mainz
 Startseite -  Verlag -  Stellenangebote -  Inhalt -  Impressum -  Kontakt 
„Sie ist durch nichts zu ersetzen“
10.10.10

„Sie ist durch nichts zu ersetzen“

Hochschulgemeinden erreichen junge Menschen in einer für sie wichtigen Lebensphase

 

Ausgabe 41 vom 10. Oktober

Ein starkes Team: Studenten des Mainzer KHG-Wohnheims und Hochschulpfarrer Christoph Klock (rechts). Foto: Elisabeth Heinen

Von Elisabeth Heinen

Wie ein eigener Kosmos liegt die Mainzer Katholische Hochschulgemeinde (KHG) gegenüber dem Campus der Johannes Gutenberg-Universität. Für viele Studenten bedeutet die KHG Gemeinschaft, Austausch der Kulturen, Miteinander der Religionen. Vor allem gibt sie ihnen ein Gefühl von Zuhause.

Christian Kimmling hat nicht bewusst nach einer kirchlichen Einrichtung Ausschau gehalten, als er auf der Suche nach einem Wohnheimplatz für sein Studium war. „Aber in der KHG hat eben alles gestimmt: eine gute Atmosphäre, die Nähe zum Campus, die vielen interessanten Veranstaltungen hier.“

Ähnlich wie dem 25-jährigen BWL-Studenten ging es auch Judith Welschof. Die 20-Jährige studiert Mathematik und Religion für das Lehramt, das Angebot der KHG gefiel ihr nicht nur wegen ihres Studienfachs: „Ich war schon vor meinem Einzug ins Wohnheim oft in der KHG-Mensa.“

Das Wohnheim ist das Herzstück der KHG und bietet 96 Apartments. Wer hier leben möchte, muss sich bewerben und wird zu einem Gespräch eingeladen. Katholisch muss man nicht sein. „Wir wohnen hier im kulturellen Miteinander, auch mit verschiedenen Religionen“, betont Hochschulpfarrer Dr. Christoph Klock. „Worauf wir allerdings achten, ist eine gute Mischung. So sollte der Anteil der Frauen und Männer sich die Waage halten, ebenso wie der deutscher Studenten und solcher mit Migrationshintergrund.“

Kirchliches Engagement ist kein Muss

Obwohl kirchliches Engagement kein Muss ist, bringen viele Bewohner dies mit. Medizinstudent Philipp Horst war als Jugendlicher Ministrant. „Da war es klar, dass ich hier irgendwo mitmache“, sagt er. Er und Judith Welschof sind im studentischen Gemeinderat der KHG aktiv. Sie planen die Veranstaltungen der KHG, gestalten die Gottesdienste zu Semestereröffnung und -schluss und organisieren Ausflüge. Doch die Möglichkeiten, sich einzubringen, reichen weiter. Auch während des Semesters sind die Studenten eingeladen, Gottesdienste vorzubereiten. Ein Filmclub, ein Weltladen und eine Bar werden von den Studierenden betrieben. Chorgesang, meditativ tanzen, Spanisch lernen – vieles ist möglich in der KHG.

Viele Ansprechpartner zu allen Fragen

Die Bewohner und Besucher der KHG haben nicht nur Pfarrer Klock als Ansprechpartner, denn er arbeitet mit einem engagierten Team zusammen. Für jeden theologischen Studiengang an den Mainzer Hochschulen gibt es eine Pastoralreferentin in der Katholischen Hochschulgemeinde. Monika Müller ist geistliche Mentorin für angehende Diplomtheologen. „Die Arbeit mit den Studierenden macht mir sehr viel Freude, entscheidend ist das Vertrauensverhältnis“, sagt sie. Einmal im Monat trifft sie sich mit Studenten zur geistlichen Begleitung. Sie vermittelt zwischen Hochschulgemeinde und Uni.

Sechs Prozent der Mainzer Studierenden sind bereits Eltern. Weil man bei der Doppelbelastung von Studium und Kind schon mal einen guten Rat braucht, gibt es in der KHG Martina Pentz. Sie ist „Ausländer- und Sozialreferentin für internationale Arbeit und für Studierende mit Kind“. Auch wenn ein ausländischer Student Hilfe benötigt, weiß sie weiter. In der KHG-Kinderkrippe „Sausewind“ werden Kinder unter drei Jahren betreut, damit ihre Eltern lernen können. Christiane Becker ist seit 1993 in der KHG für Buchhaltung und Verwaltung zuständig. Täglich kommen Studenten mit Anliegen zu ihr. „Die Studierenden haben sich im Laufe der Jahre eigentlich nicht geändert, nur der Leistungsdruck im Studium ist größer geworden“, erzählt sie.

„Darum ist das Programm der KHG wichtig für die Studierenden, um auch mal aus dem Uni- Alltag herauszukommen“, sagt Pfarrer Klock. „Kirche ist ja nicht nur Gottesdienst.“ Das Wohnen in der KHG sei für die Studenten so etwas wie eine Lebensabschnittspartnerschaft: „Es zählt, wie Kirche in dieser Zeit auftritt, wie offen sie ist, während man hier andockt. Wir versuchen, hier nachhaltig zu arbeiten und zu zeigen: Kirche kann Lebensräume eröffnen.“

Jeden Sonntag sind die Gottesdienste gut besucht

Weil eine KHG diese besondere Stellung besitzt, verstehen Pfarrer Klock und sein Team auch nicht, warum solche Einrichtungen in anderen Bistümern nicht mehr gefördert werden. Die Mainzer KHG ist die größte im Bistum und eine eigene Pfarrei. Jeden Sonntag sind die Gottesdienste gut besucht – mit weit mehr jungem Publikum als in anderen Pfarreien der Stadt. Während man die Hochschulgemeinden im Bistum Trier aus Kostengründen schließen will, wurde die Frankfurter KHG in die Citypastoral eingebunden. „Aber diese Bereiche“, sagt Klock, „sind zunächst einmal verschieden. Die Hochschulpastoral kann dabei verlieren. Sie ist durch nichts zu ersetzen.“ Es freut ihn, dass es auch andere Entwicklungen gibt: In Flensburg wurde gerade eine neue KHG eröffnet.

Klock ist mit Leib und Seele Hochschulpfarrer: „Es ist unglaublich faszinierend, jungen Menschen in dieser Lebensphase ein Wegbegleiter sein zu dürfen.“

Zur Sache

Kleine Pfarrei

Die Katholische Hochschulgemeinde (KHG) Mainz wurde 1946 noch vor der Wiedereröffnung der Johannes Gutenberg- Universität von Bischof Albert Stohr ins Leben gerufen. Ernst Strasser war der erste Hochschulpfarrer. Zur Pfarrei der KHG gehört der gesamte Campus, mit 250 Gemeindemitgliedern ist sie nach der Uniklinik die kleinste Pfarrei im Bistum Mainz.

Ihr Draht zu uns

Redaktion

Liebfrauenplatz 10
55116 Mainz
Tel. 06131 / 28755-0
Fax 06131 / 28755-22
Mail: info@kirchenzeitung.de

Abonnenten

Tel. 06431 / 9113-24
Fax. 06431 / 9113-37
Mail: vertrieb@kirchenzeitung.de

Anzeigen

Tel. 06431 / 9113-22
Fax. 06431 / 9113-37
Mail: anzeigen@kirchenzeitung.de