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Die Taufe ist erst der Anfang
18.10.09

Die Taufe ist erst der Anfang

Pastorale Räte diskutieren auf der Diözesanversammlung über Taufe und neue Gemeindestrukturen

Kardinal Karl Lehmann sprach über „Christsein und Mitverantwortung“, links Generalvikar Dietmar Giebelmann, rechts Dr. Hildegard Dziuk, Geschäftsführende Vorsitzende der Diözesanversammlung. Fotos: Tobias Blum

Von Anja Weiffen

Mainz. Jeweils ein abendfüllendes Thema für sich – die Taufe und die Gemeinden in erneuerten pastoralen Einheiten. Auf der Diözesanversammlung im Erbacher Hof verband Kardinal Karl Lehmann beides in seinem Referat „Christsein und Mitverantwortung“.

„Mit der Taufe ist der Mensch noch nicht am Ziel, auch wenn die Taufe durchaus wirksam ist“, sagte Kardinal Karl Lehmann vor den pastoralen Räten, die sich im Erbacher Hof in Mainz zur Herbst-Diözesanversammlung getroffen hatten. Das Sakrament sei Gottes Gabe, „aber auch unsere menschliche Antwort gehört dazu“, betonte der Kardinal und bezog sich dabei auf den Apostel Paulus, für den Taufe und Glaube zusammengehörten.

Gemeinsames Priestertum ist wichtiges Fundament

Die Taufe wird demnächst das Grundthema der pastoralen Räte sein. Sie sei, so Lehmann, die Aufforderung an alle Christen, ein neues Leben zu führen, das im Alltag „zu immer neuer Wirksamkeit kommt“. Dieses „gemeinsame Priestertum“, das der Kardinal auch als gelebtes Christsein bezeichnet, müsse als entscheidendes Fundament des christlichen Lebens beachtet werden.

Die neuen pastoralen Strukturen sollen helfen, das Christsein besser im konkreten Leben umsetzen zu können. Dazu brauche es Menschen, die ihre besonderen Gaben in die Gemeinde einbringen. „Das müssen nicht unbedingt Wundertaten sein“, macht der Kardinal deutlich. Paulus sei misstrauisch gewesen gegenüber diesen Gaben. Ein klares Kriterium für den Apostel war: Das beizutragen, was dem Aufbau der Gemeinde dient.

Um die besonderen Gaben zu fördern, sei deren Wahrnehmung und Anerkennung wichtig. Genauso gehöre der öffentliche Dank dazu. Gemeinden müssten in manchen Dingen aber auch umlernen, beispielsweise Verständnis zeigen für begrenzte Zeit des Engagements. „Wir dürfen nicht die Nase rümpfen, wenn jemand sich nur für ein Projekt einsetzt. Es muss nicht alles auf Lebenszeit angelegt sein“, sagt der Kardinal.

Gleichzeitig betont er das „echte Delegieren von Aufgaben“. Auch ein neues Verhältnis zwischen Amt und Ehrenamt müsse eingeübt werden. Laien seien nicht nur in weltlichen Dingen wie etwa in Familie, Beruf und sozialen Diensten mitverantwortlich, sondern auch spirituell etwa in der Gestaltung des Gottesdienstes.

In der Ökumene bezeichnet Lehmann die Taufe als großen Schatz: „Sie ist das sakramentale Band der Einheit, das jedoch ein unvollkommenes ist, ausgerichtet auf ein weiteres Wachsen in das Maß der Fülle Jesu Christi.“ Und weiter: „Dies ist gewiss der noch nicht genügend entdeckte Sinn der ökumenischen Taufanerkennung vom 29. April 2007 im Magdeburger Dom.“

„Wir befassen uns zuviel mit Strukturfragen“

In der Diskussion machten die Räte noch einmal auf begrenzte Ressourcen im Ehrenamt aufmerksam. „Wir befassen uns zuviel mit Strukturfragen. Die Kraft für Missionarisches fehlt“, warf Pfarrgemeinderat Dr. Wolfgang Modery aus Bad Vibel ein. Er forderte im Bistumsprozess mutigere Entscheidungen. Ingrid Reidt, Betriebsseelsorgerin aus Rüsselsheim, mahnte, diejenigen Getauften trotzdem wahrzunehmen, die wegen Geldnot aus der Kirche ausgetreten sind, weil sie ihren Arbeitsplatz verloren haben oder um ihn bangen.

Zum Thema Taufe berichtete Hildegard Pieroth, Abgeordnete der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) aus Hanau-Steinheim, dass Tauffeiern zunehmend „privatisiert“ würden und im Familienkreis ohne die Gemeinde stattfänden. „Sie sprechen einen wunden Punkt an“, beantwortete der Kardinal diesen Einwand. Den Beiträgen der Versammelten stimmte er zu, sagte aber auch, dass es keine Patentrezepte gebe.

Die allgemeine Befürchtung, dass immer mehr Menschen der Kirche fern bleiben, teilte er nur bedingt. „Wir müssen uns fragen, warum kommen die Leute nicht mehr? Aber wenn wir dies beantworten, habe ich keine große Sorge, dass wir neues Gehör finden.“

Eine andere Perspektive eröffnete eine Räte-Delegation aus Erfurt. „Wir sind ein kleines Bistum mit einem Anteil von fünf bis sechs Prozent Katholiken. In machen Orten sind Kindergärten die einzigen katholischen Einrichtungen, über die wir die Menschen erreichen. Einen Pfarrer gibt es dort nicht“, sagte der Vorsitzende Alois Wolf. „Wir müssen selbst etwas tun. Das Ehrenamt, das ist der Schatz, den die katholische Kirche hat.“

Zur Sache

Afrikaprojekt

Die Diözesanversammlung hat beschlossen, ein Hilfsprojekt für ägyptische Christen zu unterstützen. Es ist im Kontakt mit dem Mainzer Pfarrer Joachim Schroedel entstanden, der für die Seelsorge der deutschsprachigen Gemeinden im Nahen Osten zuständig ist. Auslöser war die von der ägyptischen Regierung angeordnete Massentötung von Schweinen, um der Schweinegrippe vorzubeugen. Damit sei vielen Christen die Lebensgrundlage entzogen worden. Die Räte helfen nicht nur fi nanziell, sondern schließen die ägyptischen Christen auch in ihr Gebet ein.

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