Die Kirchenzeitungen für die Bistümer Fulda, Limburg und Mainz
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Verborgene Türen zu versunkenen Palästen
05.05.09

Foto: Anja Weiffen

Wo früher einmal ein Durchgang war, befindet sich heute eine weißgetünchte Mauer. Die einstige Türöffnung im oberen Stockwerk der Gotthardkapelle hinter der Orgel ist jedoch noch deutlich zu erkennen. Sie weist ins Mittelalter, in die Zeit, als der Mainzer Erzbischof Adalbert I., Graf von Saarbrücken, die Gotthardkapelle am Dom bauen ließ.

„Die Gotthardkapelle sollte Adalbert als Pfalzkapelle für seinen Hof dienen. Durch die Türöffnung hätte er Zutritt von seinen Palastgebäuden zur Kapelle gehabt, um von der Empore aus dem Gottesdienst beiwohnen zu können“, erzählt Domdekan Heinz Heckwolf.

Adalbert von Saarbrücken erlebte die Fertigstellung der Gotthardkapelle jedoch nicht mehr. Er starb am 23. Juni 1137 im Alter von nur 26 Jahren. „Den Altar der Kapelle weihte eine Woche später Bischof Bucco von Worms ein“, berichtet Heckwolf aus der Geschichte der Gotthardkapelle. Mehrere Jahrhunderte hindurch gelangten nun die Erzbischöfe durch diese Tür in ihre „Hofkapelle“. Ihre Wohngebäude lagen westlich des Doms. „An den Hof der Erzbischöfe erinnert uns heute noch der Straßenname Höfchen“, erklärt der Domdekan. Erst Erzbischof Diether von Isenburg verlegte seine Residenz vom Dom in den Nordosten der Stadt und nahm damit der Tür zur Kapelle ihre Funktion. „Diether von Isenburg ließ von 1477 bis 1481 die Martinsburg als seinen Wohnsitz errichten“, erzählt Heckwolf weiter. Die Burg lag in etwa auf dem Gebiet des Kurfürstlichen Schlosses, das der Burg als Bischofsresidenz folgte.

Genauso wie die Martinsburg existiert auch der Bischofspalast am Dom nicht mehr. Eine Erinnerung an letzteren: die verborgene Tür. Einen Blick auf den zugemauerten Durchgang erhaschen Dombesucher vielleicht bei einer Führung durch die Stockwerke der Gotthardkapelle. Zu sehen ist außerdem das Grab des Erzbischofs Adalbert des I. von Saarbrücken: Er liegt im unteren Stockwerk vor dem Altarraum der Kapelle begraben.

Anja Weiffen

© Annegret Burk