05.12.10
Essen, Kleidung, Wissen teilen
Initiative für hilfsbedürftige Menschen im Raum Nieder-Olm/Saulheim
Ausgabe 49 vom 5. Dezember
Dekanatsreferent Harald Reinfelder berichtet von den Ergebnissen seiner Sozialraumanalyse in Nieder-Olm. Foto: Denise Küchenmeister
Von Denise Küchenmeister
„Wer bereit ist, sich zu engagieren, der wird sein Leben gewinnen“: Unter diesem Motto ist die Initiative „Leben teilen“ der Pfarrgemeinde St. Georg in Nieder-Olm gestartet.
„Leben teilen“ bedeutet für die Initiatoren konkret: Kleidung teilen, Wissen teilen, Essen teilen. „Man hörte immer wieder von Kinderarmut in Deutschland, so dass wir uns vor anderthalb Jahren gefragt haben, wie es damit eigentlich in unserer Gemeinde aussieht“, erzählt der Pfarrgemeinderatsvorsitzende Adalbert Duhr. Schließlich habe der Pfarrgemeinderat den Arbeitskreis „Armut“ gegründet, „und schnell wurde klar, dass das Thema auch in Nieder-Olm nicht vernachläs-sigt werden darf“, sagt Duhr.
150 Familien sind von Armut betroffen
Die Beweise dafür lieferte Dekanatsreferent Harald Reinfelder, der eine Sozialraumstudie über Nieder-Olm erstellte. „150 Familien in Nieder-Olm leben an der Armutsgrenze oder darunter“, berichtet er von seinen Ergebnissen. „Ich hätte nie gedacht, dass es so viele Menschen sind“, sagt Duhr. „Schließlich besteht eine Familie meistens aus drei bis vier Personen.“
Die Initiative „Leben teilen“ will nun dieser Armut entgegenwirken. In der Kleiderkammer („Kleidung teilen“) steht den Betroffenen mittwochs von 9 bis 11.30 Uhr eine große Auswahl gut erhaltener Kleidungsstücke zur Verfügung“, berichtet Andrea Keber, geschäftsführende Vorsitzende des Seelsorgerats der Pfarrgruppe Nieder-Olm. Der Brotkorb („Essen teilen“) verteilt allen hilfsbedürftigen Mitbürgern im Gebiet der Pfarrgruppen Nieder-Olm und Saulheim jeden Mittwoch von 10 bis 11.30 Uhr Lebensmittel, und mit der Schreibstube („Wissen teilen“) soll den Menschen mittwochs von 9 bis 11.30 Uhr auch für den Alltag Sicherheit und Hilfe beim Ausfüllen von Anträgen und Bescheiden gegeben werden. „Allein zum Brotkorb kommen jetzt schon 27 Abholer, vor sechs Wochen waren es gerade mal drei“, berichtet Adalbert Duhr. „Trotzdem muss sich diese Aktion noch herumsprechen.“
Für alle da – gleich welcher Religion sie angehören
Dekan Hubert Hilsbos dankt den 30 ehrenamtlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen aus Nieder-Olm und Umgebung. „Ich freue mich über dieses Selbstverständnis, einander beizustehen, denn obwohl wir statistisch gesehen keine armen Gemeinden sind, ist Armut vorhanden“, sagt er. Adalbert Duhr betont, dass sich das Angebot keineswegs nur an katholische Gemeindemitglieder richtet: „Wir bieten allen hilfsbedürftigen Mitbürgern Hilfe an, egal welche Religionszugehörigkeit sie haben.“