Die Kirchenzeitungen für die Bistümer Fulda, Limburg und Mainz
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“Einmal auftanken, bitte"
05.05.09

Foto: Paavo Ondreka

Dichtes Gedränge herrscht zu Beginn der Karwoche in der Dom- Sakristei. Pfarrer, Dekane und mehrere Jugendliche stehen vor einer reich verzierten Kammer Schlange. In ihren Händen halten die Wartenden kleine Dosen. Die meisten sind schlicht gehalten, aus Messing oder Silber. Auf anderen thront oben ein kleines Kreuz. Praktisch. So lässt sich der Deckel leichter abnehmen.

„Einmal auftanken, bitte!“, schallt es durch die Dom-Sakristei. Die Stimmung unter den Anwesenden ist ausgelassen. Gerade ist die Ölweihmesse, an der Firmbewerber aus dem ganzen Bistum teilgenommen haben, zu Ende gegangen.

Nach einem Kirchenjahr, in dem Priester wieder Taufen, Firmungen und Krankensalbungen vorgenommen haben, dürsten die Pfarreien im Bistum nach neuem Öl für die Sakramentenspendung. Frischer „Kraftstoff“ wartet in der ehemaligen Schatzkammer des Domstifts auf sie.

Drei Priesteramtskandidaten zapfen, was das Zeug hält. Weil die Domküster draußen im Dom aufräumen, haben sie heute die Aufgabe der Tankwarte übernommen. Mit kleinen metallenen Krügen schöpfen sie die Heiligen Öle aus drei kochtopfgroßen Messingbehältern und befüllen damit die mitgebrachten Döschen.

Doch Vorsicht! Ähnlich wie an der Zapfsäule, die wahlweise Benzin, Super und Diesel ausspuckt, müssen die Priesteramtskandidaten zwischen verschiedenen Salbungsölen unterscheiden: dem Katechumenen-Öl, das dem Taufbewerber einige Tage vor der Taufe auf die Brust gerieben wird; dem Krankensalbungs-Öl, das der Priester auf Stirn und Hände des Kranken aufträgt, und dem Chrisam-Öl, das unter anderem bei der Taufe, der Firmung und der Priesterweihe Verwendung findet.

„Immer schön der Reihe nach“, fordert ein „Tankwart“ einen Drängler auf. Diözesan-Jugendseelsorger Markus W. Konrad, der bei der Ölweihmesse konzelebriert hat, schaut dem Treiben amüsiert zu. Anzustehen braucht er nicht. Er wohnt in Mainz und kann jederzeit zum „Nachtanken“ vorbeikommen. „Ich hole mein Öl unter der Woche“, sagt er entspannt.

Inzwischen ist auch Frank Wiegand, einer von drei Domküstern, zurück in der Sakristei. „Für die Heiligen Öle wird reinstes Olivenöl verwendet“, klärt er auf. Einzig und allein dem ChrisamÖl werde ein Duftstoff zugesetzt: der nach Vanille riechende Peru- Balsam, der aus der Rinde des Balsambaums gewonnen wird. Und Pfarrer Konrad ergänzt: „In drei verschiedenen Weihegebeten erhält das Olivenöl seine spätere Bedeutung für die Sakramentenspendung.“

Paavo Ondreka

© Annegret Burk