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Kein Aberglaube, keine Magie
13.02.11

Kein Aberglaube, keine Magie

700 Jahre Verehrung des heiligen Valentinus in Worms – Festwochen und Gottesdienst mit Kardinal

 

Ausgabe 7 vom 13. Februar 2011

Monsignore Manfred Simon Foto: privat

Von Alexander Matschak

Unter dem Motto „Höre jedes Herzens Bitte“ feiert die Liebfrauengemeinde in Worms vom 14. bis 27. Februar 700 Jahre Verehrung des heiligen Valentinus in der Stadt – mit Gottesdiensten, Vorträgen und einer Paarsegnung. Fragen zu dem Jubiläum an den Gemeindepfarrer, Monsignore Manfred Simon, der auch Dekan des Dekanats Worms ist.

Frage: Wer war der heilige Valentinus? Was kann er Christen heute bedeuten?

Simon: Man weiß relativ wenig über ihn: Er war Bischof in Terni, einer kleinen Stadt rund 100 Kilometer nördlich von Rom, und wurde 268/269 nach Christus enthauptet. Schon bald rankten sich viele Legenden um ihn: Zum einen galt er als Schutzpatron der Kranken. Zum anderen erzählte man sich, dass er Menschen die Hochzeit ermöglichte, die damals nicht heiraten durften, beispielsweise Sklaven.

Jeder Heilige ist bis in unsere Zeit ein Glaubenszeuge. Auch heute suchen Menschen, beispielsweise bei einer Krankheit, Kraft und Trost. Im Blick auf den heiligen Valentinus erleben Menschen, dass sie getröstet werden.

Sie laden am Valentinstag zu einer Paarsegnung ein. Warum?

Die Liebesbeziehung zweier Menschen möchte ich mit einem Gefäß vergleichen, das immer auch zerbrechen kann. Wir beobachten alle, dass viele Ehen und Beziehungen auseinandergehen. Da entsteht viel Schmerz. Der Valentinstag wird in unserer Gesellschaft als Tag der Liebenden begangen. Wir laden Paare ein, ihre Beziehung unter den Segen Gottes zu stellen und Gott um Begleitung und Stärkung zu bitten. Dazu kommt, dass wir in den Pfarrgemeinden nach der Hochzeit selten die Menschen als Paar im Blick haben. Der Valentinstag hilft uns, dies zu tun.

Zum wievielten Mal bieten Sie diese Paarsegnung an? Wer lässt sich den Segen spenden?

Wir laden zum sechsten Mal zu dieser Segnung ein, jedes Mal kommen 30 bis 40 Paare. Es sind überwiegend Ehepaare – von jung Vermählten bis zu Paaren, die schon Jahrzehnte verheiratet sind. Es sind auch immer wieder Paare dabei, die sich auf die Ehe vorbereiten. Die Paare kommen einzeln nach vorne, ich lege ihnen die Hände auf und erbitte Gottes Segen. Das ist ein besonderer Moment: Fast alle Paare fassen sich an der Hand, viele sind gerührt. Einige Paare sind fast jedes Jahr dabei. Ich habe auch schon erlebt, dass ein Paar sagte: „Wir waren drauf und dran uns zu trennen. Aber wir wollen es noch mal miteinander versuchen. Bitte segnen sie uns.“ Für mich ist diese Segnung jedes Jahr sehr bewegend.

Was können Sie über die Verehrung des heiligen Valentinus in Worms berichten?

Man weiß, dass die Reliquie über Frankreich hierher kam und die Verehrung sehr populär war. Die Wormser Reliquie wurde geteilt, ein Teil kam nach Kiedrich, ein Teil nach Breslau, diese befindet sich heute im polnischen Kulm. Als nach der Stadtzerstörung 1689 die Wormser Reliquie verschollen war, hatte man nur noch die Tücher, in denen sie aufbewahrt wurde. Diese Tücher wurden Kranken aufgelegt. Im 19. Jahrhundert gab die Kiedricher Pfarrei einen Teil der Reliquie zurück. Sie wird in der Liebfrauenkirche aufbewahrt.

Während der Wallfahrt tragen wir die Reliquie bei einer Lichterprozession durch die Kirche. Den Gläubigen wird sie nach allen Gottesdiensten in einem Medaillon auf die Stirn gelegt. Das ist kein Aberglaube und keine Magie, sondern es ist die dringende Bitte, dass Gott auch uns mit der Kraft stärken möge, die Valentinus getragen hat. Für mich ist das ein bewegender Augenblick. Denn es wird deutlich, dass wir Menschen nicht alles aus eigener Kraft bewältigen können. Der Mensch, der sich die Reliquie auflegen lässt, weiß, dass er auf die Kraft Gottes angewiesen ist.

Warum stehen die Festwochen unter dem Motto „Höre jedes Herzens Bitte“?

Der Satz ist ein Zitat aus dem Valentinus-Lied, das in unserer Gemeinde gesungen wird. Wenn Menschen sich auf eine Wallfahrt begeben, haben sie meist ein Anliegen. Sie wollen Gott danken oder um etwas bitten, zum Beispiel um Kraft in einer Krankheit oder das Gelingen einer Beziehung. Dies wollten wir thematisieren.

Zur Sache

Die Festwochen

  • 14. Februar: 10 Uhr Wallfahrtsamt. 19.30 Uhr Paarsegnung.
  • 15. Februar: 15 Uhr Gottesdienst mit Spendung der Krankensalbung.
  • 17. Februar: 19.30 Uhr Vortrag „Worms – ein Zentrum der Valentinus-Verehrung seit 1311“. Referent: Josef Schork.
  • 20. Februar: 17.30 Uhr Vesper mit Lichterprozession.
  • 24. Februar: 19.30 Uhr Dia- Vortrag „Das Martyrium der Heiligen in der europäischen Malerei“. Referent: Dieter Till.
  • 27. Februar: 10 Uhr Pontifikalamt mit Kardinal Karl Lehmann, dem „Liebfrauenchor“ und den „Antiphonaren“.

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