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Sie steht verfolgten Frauen bei
17.10.10

Sie steht verfolgten Frauen bei

Wo Mädchen und Frauen wertlos, entrechtet und der Gesellschaft lästig sind

 

Ausgabe 42 vom 17. Oktober

Die 31-jährige Franziskanerin Leeza Paiyapalli aus Indien

Von Thomas Zelinger

Bei der Arbeit werden sie erniedrigt, in der eigenen Familie sind sie Gewalt ausgesetzt: Das Leid vieler Frauen und Mädchen in Indien ist groß. Eine, die ihre Augen davor nicht verschließt, ist Schwester Leeza Paiyapalli. Mehrere Tage war die indische Ordensfrau Gast im Bistum.

Die Franziskanerin mit den dunkeln Augen und den zurückgekämmten schwarzen Haaren wirkt in Lucknow, der Hauptstadt des nordöstlichen Bundesstaats Uttar Pradesh. Im Bistum Mainz hat Leeza Paiyapalli Schulen und Kirchengemeinden besucht.

Sie hat erzählt. Von der Schönheit und der Vielfalt ihres Landes. Doch das war nur kurz ihr Thema. Vor allem hat die 31-Jährige ein grausames System aufgezeigt, in dem Mädchen scheinbar wertlos sind. Nicht selten sind sie den eigenen Eltern eine Last, da sie bei der Hochzeit mit einer hohen Mitgift ausgestattet werden müssen. Viele Frauen und Mädchen erleiden furchtbare Schicksale: Gewalt, Vergewaltigung, auch Morde werden verübt.

Fest im christlichen Glauben verwurzelt

Menschen wie Schwester Leeza sind es, die dem etwas entgegensetzen. Sie ebnen Mädchen und Frauen den Weg zu Bildung, geben ihnen Schutz vor Verfolgung und Beistand für ein neues, besseres Leben. Sie sind aufopferungsvoll und fest im christlichen Glaben verwurzelt für jene da, die sich ganz unten in der sozialen Hierarchie finden.

Das Internationale Katholische Missionswerk Missio nutzt in diesem Jahr den Monat der Weltmission, um indische Ordensfrauen wie Leeza Paiyapalli und deren Arbeit vorzustellen. Die zentrale Veranstaltung des Besuchs der Franziskanerin im Bistum fand im südhessischen Bensheim statt. Weihbischof Ulrich Neymeyr feierte dort in der Kirche Sankt Georg mit Pfarrer Thomas Groß und Pfarrvikar Pater Jacob Thanniyil, einem gebürtigen Inder, und vielen Gläubigen Gottesdienst.

Mission im Sinne von Gemeinschaft wurde dabei als weltumspannende Aufgabe dargestellt. Sehr deutlich kam das Leid in Indien zum Ausdruck. Der Gottesdienst ließ aber auch Platz für die Fröhlichkeit und Freundlichkeit, die den Subkontinent prägen. Musik, Gesang und Tanz eines indischen Ensembles aus Frankfurt zogen die Kirchgänger in ihren Bann. Für einen Sonntagsgottesdienst in einer deutschen Pfarrkirche mögen die Klänge und Darbietungen von Tänzerinnen in bunten Kleidern ungewöhnlich gewesen sein. Letztlich waren sie wie eine Einladung in eine Welt, die vielen weit entfernt erscheint.

Gift im Essen, als nichts mehr zu holen schien

Die Schattenseiten dieser Welt zeigt Schwester Leeza auf. Unter anderem setzt sie sich für die entrechteten Hausangestellten ein, dies sind oft Frauen und Mädchen. Sie erzählt von Traditionen, die einer Familie den Sohn wichtig und ein Mädchen minderwertig machen. Lesen, Rechnen, Bildung, vieles bleibt ihnen verwehrt. Ordensschwestern kümmern sich um die Mädchen und jungen Frauen. Sie gehen in Slums und kämpfen gegen das Analphabetentum. Und auch später, wenn Frauen misshandelt aus Ehen flüchten, sind sie für sie da.

Selbst Mädchen aus wohl situierten Familien und mit guter Ausbildung sind vor Gewalt nicht sicher. Das zeigte Schwester Leeza am Leidensweg einer Frau auf, die in ihrer Ehe immer weiteren Mitgiftnachforderungen ausgesetzt war. Als nichts mehr zu holen schien, sei ihr Gift ins Essen gegeben worden. Zuletzt konnte sie flüchten, kam bei Leeza Paiyapalli und deren Mitschwestern unter und hatte so das Glück, ein neues Leben beginnen zu können.

Natürlich, sagt die Ordensfrau, müssen die aus der Tradition herrührenden Probleme regional differenziert betrachtet werden. So sei Südindien durchaus liberaler. Im Kampf gegen das Leid spiele Bildung eine wichtige Rolle. Die zierliche und sympathische Franziskanerin erreichte mit ihrer Darstellung bei den Zuhörern das, was Weihbischof Neymeyr im Gottesdienst als eine vordringliche Aufgabe des Monats der Weltmission benannt hat: „Den Blick weiten.“

Zur Sache

Nachfolge

Es ist Mutter Teresa, die in diesem Jahr mit ihrem Wirken wie eine Patin für den Monat der Weltmission steht. Missio hat diesem die Überschrift „Geh und handle genauso“ (Lukas 10,37) gegeben. Dabei werden indische Ordensfrauen vorgestellt, die ebenso wie einst Mutter Teresa für Arme und Unterdrückte da sind. Dass Mission ein Appell an alle ist, machte Leeza Paiyapalli deutlich. Übersetzt von missio-Diözesanreferentin Schwester Annette Fleischhauer, sagte sie: „Alle zusammen bauen wir am Reich Gottes.“

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