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Engel für Eltern
07.08.11

Engel für Eltern

Das Projekt „Paten pro Eltern“ in der Verbandsgemeinde Wörrstadt hilft Familien

 

Ausgabe 32 vom 7. August 2011

„Patin“ Anja Wilk genießt die Zeit mit Darius, Cosima, Alexander (von links) und der kleinen Sarah – und unterstützt dadurch die Mutter der vier Kinder. Foto: Daniela Tratschitt

Von Daniela Tratschitt

„Eltern werden ist nicht schwer, Eltern sein dagegen sehr.“ In diesem altbekannten Spruch steckt viel Wahres. In der Verbandsgemeinde Wörrstadt gibt es jetzt Paten, die Eltern zur Seite stehen.

Es gibt viele Dinge, die sich in Familien zu Problemen auswachsen können. Selbst bei sogenannten Musterfamilien ist nicht immer alles im „grünen Bereich“. Da tut es gut, Hilfe zu haben. Aber auch dabei kann es zu Schwierigkeiten kommen – die guten Ratschläge der eigenen Mutter oder Schwiegermutter sind nicht immer gern gehört. Manchmal möchten Eltern auch mit ihren Problemen nicht zur eigenen Familie gehen, um nicht als Versager dazustehen. Zwar muss sich niemand schämen, um Hilfe zu bitten. Trotzdem: Es ist nicht einfach einzugestehen, dass man überfordert ist.

Mit dem Projekt „Paten pro Eltern“ ist in Verbandsgemeinde Wörrstadt ein „niederschwelliges“ Hilfsangebot für Familien, insbesondere für Alleinerzehende, entstanden. Niederschwellig, das heißt, es soll den Betroffenen leicht gemacht werden, sich zu melden. „Wir wollen nicht den erhobenen Zeigefinger, sondern die helfende Hand“, erklärt Projektleiterin Agnes Weires-Strauch vom Caritaszentrum Alzey. „Die Patenschaften sollen nicht dazu dienen, jemanden nur auf eventuelle Fehler hinzuweisen. Wir wollen aktive Hilfe leisten.“

Eltern brauchen auch mal eine Stunde für sich

20 Paten haben sich gefunden. Sie alle wollen helfen. Nicht, wie man zunächst denken könnte, den Kindern, sondern den Eltern. „Natürlich machen die Paten viel mit den Kindern, aber in erster Linie geht es darum, die Eltern zu entlasten und ihnen Zeit zu geben, wichtige Dinge zu erledigen.“ Das heißt, Besuche beim Arzt oder bei Ämtern ebenso zu ermöglichen wie Mußestunden. „Eltern, gerade Alleinerziehende, brauchen auch mal eine Stunde für sich.“

Neben Zeit ist von den Paten auch Wissen gefordert. „Sie sollen vorhandene soziale Netzwerke kennen und darüber informieren.“ So können sich die Eltern auch mit Fragen nach Arbeitslosengeld, Wohnförderung oder anderen Leistungen an den Paten wenden. Selbst wenn er sich mit dem Thema nicht auskennt: Er wird wissen, wer helfen kann.

Von den ehrenamtlichen Paten wird also viel verlangt. Sie investieren Zeit, Gefühle, Wissen. Da sind eine qualifizierte Ausbildung und eine gute Kommunikation zwischen den Paten wichtig. „Bei ,Pro Eltern‘ geht es darum, den Familien von der Erledigung der Hausaufgaben bis zur Bewältigung schwieriger Lebenslagen helfen zu können. Da braucht es eine Qualifizierung“, erklärt Weires-Strauch. Deshalb wurden alle 20 Paten intensiv auf ihre Rolle vorbereitet – mit Kommunikationstraining und Konfliktlösungsstrategien, mit Schulungen über rechtliche Fragen und Versicherungsschutz.

Profile müssen zueinander passen

Während der Qualifizierung wird ein Profil der Paten erarbeitet. Das heißt, sie definieren in einer Ehrenamtsbudget-Erklärung, was genau sie leisten wollen und wie oft. Weires-Strauch ermittelt entsprechend den Bedarf der Familien. „Wir müssen sehen, was die Eltern wollen und brauchen. Dann wird geschaut, welcher Pate passt.“ Bislang hat es 13 Mal gepasst.

So wie bei Anja Wilk und ihrer Patenfamilie in Udenheim. Seit November steht sie einer alleinerziehenden Mutter mit vier Kindern zur Seite. „Der Grund, weswegen wir uns angemeldet haben, ist recht einfach“, erklärt die Hilfesuchende. „Ich bin noch nicht so lang alleine und kann mich nicht durch vier teilen. Deshalb kann ich mich meinen Kindern nicht in dem Maße widmen, wie sie es verdient haben oder brauchen. Anja ist mir da eine echte Hilfe.“ Für Wilk ist es zu einer lieben Pflicht geworden, Zeit mit Alexander, Darius, Cosima und Sarah zu verbringen. „Ich bin mit der Zeit ein wenig zum Familienmitglied geworden. Ich genieße die Zeit, die ich mit den Kindern verbringe, und überlege mir immer wieder Neues für sie.“

Dabei ist wichtig, dass jeder auch mal einen Tag nach seinen Vorstellungen gestalten kann: Alexander ist Pfadfinder, Darius spielt Schach, Cosima tanzt Ballett, die einjährige Sarah spielt einfach gern. Unterschiedliche Kinder, unterschiedliche Vorlieben. „Wir dürfen auch oft mit zu ihr“, freuen sie sich. „Für meine Kinder ist es auch mal schön, im Mittelpunkt zu stehen“, sagt die Mutter.

„Natürlich würde ich meine Kinder nicht einfach jedem geben“, erklärt sie. „Dieses Projekt gibt mir da ein Stück Sicherheit.“ Für Anja Wilk hat sich die ganze Familie entschieden. „Man darf seine Kinder zu nichts zwingen. Für so ein Projekt braucht es absolute Offenheit – gegenüber dem Paten genauso wie gegenüber den Kindern“, erklärt die zurzeit arbeitslose Altenbetreuerin. „Ich bin froh, dass das mit Anja so gut geklappt hat. Sie ist unser Engel.“

Zur Sache

Es sind noch Paten „frei“

Projektpartner der „Paten pro Eltern“ sind das Bistum Mainz, das Katholische Bildungswerk Rheinhessen, die Caritas, das Netzwerk Leben, die Kreisverwaltung Alzey-Worms und der Treff Aktiv Wörrstadt. Familien, die Unterstützung in schwierigen Lebenssituationen suchen, werden kostenlos geboten: praktische Handlungsanleitungen für den Alltag, Förderung der Erziehungskompetenzen, Unterstützung bei Behördengängen und Stärkung der elterlichen Ressourcen.Zurzeit gibt es noch Paten ohne Familien. (ela)

Kontakt: Agnes Weires-Strauch, Caritaszentrum Alzey, Telefon 0 67 31 / 94 15 97

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