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„Mama und Papa streiten auch“
05.12.10

„Mama und Papa streiten auch“

Bensheimer Nikoläuse wollen Andenken an den Heiligen von Myra aufrechterhalten

 

Ausgabe 49 vom 5. Dezember

Freunde des Nikolaus, darunter Titus Möllenbeck (links) und Rainer Sartorius (2. von links) Foto: privat

Von Anja Weiffen

Nicht aufgeräumte Kinderzimmer und Geschwisterstreit gehören zu den häufigsten Klagen, die Titus Möllenbeck jedes Jahr erreichen. Er ist ein „Nikolaus vom Dienst“ und nimmt seinen Job ernst.

Seit 13 Jahren ist Titus Möllenbeck ehrenamtlich im „operativen Nikolausgeschäft“ tätig, wie er es nennt. „Inzwischen gehe ich die Besuche sehr situativ an“, sagt der Diplom-Theologe und -Pädagoge, der im „richtigen“ Leben im Haus am Maiberg als stellvertretender Direktor in der Erwachsenenbildung arbeitet.

Die Aufgabe, von Haustür zu Haustür eilend in gut 20 Minuten Erziehungsprobleme lösen zu wollen, habe eine gewisse Komik, sagt er. Dennoch mache er sich keinen Jux daraus. Die Besuche sind für ihn ernsthafte Beziehungsberatung.

„Manche Eltern schreiben mir ganze Romane“

Jedes Jahr am Vortag und am Nikolaustag selbst können sich Familien in den Bensheimer Pfarreien St. Georg, St. Laurentius und Heilig Kreuz von den Nikoläusen besuchen lassen. Zur Anmeldung über das Pfarrbüro in St. Georg gehört, dass Eltern den Nikoläusen ihre Anliegen mitteilen, „positive und kritische Punkte aufschreiben“, die ihre Zöglinge betreffen. Diese Information dient dem Nikolaus als Arbeitsgrundlage. „Manche Eltern schreiben mir ganze Romane“, erzählt Möllenbeck.

Als moderne Nikoläuse bringen Möllenbeck und seine Dienstkollegen nicht nur Geschenke, sondern Kindern und Eltern auch eine Rückmeldung auf ihr Verhalten untereinander. Wieso den Eltern? Der Pädagoge erfährt beim Besuch auch manche Schwäche der Gro-ßen. Möllenbeck: „Ich höre von den Kindern zum Beispiel: Aber Mama und Papa streiten sich auch. In diesem Fall wäre meine Antwort: Streiten ist nicht so schlimm, aber man soll fair miteinander umgehen und vor allem: sich wieder vertragen (lernen).“ Lob und ab und zu Kritik geben die Nikoläuse humorvoll, „denn wir wollen ja nicht verbiestert wirken“, sagt der Pädagoge schmunzelnd.

Die Figur des heiligen Nikolaus von Myra habe viel zu sagen, auch gesellschaftspolitisch. Vor allem gehe es darum, das Bild vom strafenden Nikolaus, der mit seinem Knecht Ruprecht unterwegs ist, aus den Köpfen zu vertreiben. Dieses Bild entstand im 19. Jahrhundert und war verquickt mit der „schwarzen Pädagogik“, die Kinder durch Gehorsam und Strafe gefügig machen sollte.

Botschaft: Freund der Kinder und Streiter für die Armen

„Der heilige Nikolaus hat eine ganz andere Botschaft“, sagt Möllenbeck. Der Bischof sei ein Freund der Kinder, ein Streiter für die Armen; jemand, der dafür steht, Reichtum zu teilen und sich für Benachteiligte einzusetzen. Der Theologe verweist auf die Legende von den drei Goldkugeln, die der Heilige drei Töchtern eines verarmten Kaufmanns geschenkt und sie damit vor der Prostitution bewahrt haben soll. Aus dieser Legende speise sich die Tradition des Schenkens am Nikolaustag.

Gern beantworten die Besucher Fragen zum Unterschied zwischen dem Nikolaus und dem Weihnachtsmann. Letzterer habe im Grunde mit Weihnachten nichts zu tun. „Wir sind immer auch bestrebt, dass die Leute mehr Hintergrundwissen haben. Der Nikolaus ist keine Konkurrenz zum Christkind, und unser Besuch nur ein Vorgeschmack auf das Weihnachtsfest.“

Zur Sache

Koordinator

Der Bensheimer Rainer Sartorius koordiniert den Besuchsdienst. „Vier Nikoläuse mit Sekretär werden am 5. Dezember unterwegs sein, am 6. Dezember sind es sechs“, erläutert er. Die Teams besuchen insgesamt 70 bis 80 Familien. Danach erwartet die Männer ein „Geschäftsessen“ bei Familie Sartorius.

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