Globaler Werbestratege

Rabbiner Henry G. Brandt eröffnet die Domvorträge zum Paulus-Jahr

(pm/wei) Als den vielleicht erfolgreichsten Werbefachmann bezeichnete Henry G. Brandt den Apostel Paulus im Mainzer Dom. Mit seinem Vortrag „Paulus aus dem Ursprung lesen. Der Apostel aus jüdischer Sicht“ startete der Rabbiner die Domvorträge zum Paulus-Jahr und trug zum interreligiösen Dialog bei.

„Paulus war ein begnadeter Verbreiter der Idee des Göttlichen in der Welt.“ Das sagte Rabbiner Henry G. Brandt aus Augsburg im Mainzer Dom. Zwar lehne er als Jude dessen Lehren ab, „aber ich muss mich auch als Jude fragen, ob er nicht auch ein Instrument in der göttlichen Vorsehung war, um die Idee Gottes und der Bibel in der Welt zu verbreiten“.

Er könne Paulus viel milder beurteilen, als zu früheren Zeiten, meint Brandt. Im Judentum sei er zeitweise „als Ketzer, der die Tora verraten hat“, betrachtet worden. Der bis dahin auf Israel beschränkte Gottesglaube habe sich durch Paulus auf die ganze Welt ausgedehnt. „Was für ein Riesenerfolg und Fortschritt“, betont der Rabbiner. Es sei nicht die Absicht von Paulus gewesen, die Spaltung mit dem Judentum herbeizuführen. „Paulus musste den Juden ein Jude sein und den Griechen ein Grieche, wenn er Erfolg haben wollte. Das kam der Quadratur des Kreises gleich.“

Unweigerlich musste es zum Bruch mit der Tora, dem Gesetz der hebräischen Bibel, kommen. Aber: „Ohne die Tora wären die Juden wie Wanderer in der Wüste ohne Kompass und Landkarte gewesen“, führt Brandt aus. „Die Juden sahen es als Blasphemie an, wenn man ihnen die Tora streitig machen wollte.“

Generalvikar Dietmar Giebelmann hob das unermüdliche Engagement von Brandt für den interreligiösen Dialog hervor. Er verwies darauf, dass der Rabbiner in hohem Maße Verständnis und Begeisterung für das Judentum wecken könne.

Am Mittwoch, 22. April, um 19.30 Uhr, folgt Landesbischof Eduard Lohse aus Göttingen mit dem Thema „Paulus und Martin Luther“