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(„Viele schauen mittlerweile weg“
11.10.09

(„Viele schauen mittlerweile weg“

Kardinal Volk-Preis: Schüler aus Hessen und Rheinland-Pfalz diskutieren zum Thema Verantwortung

Die Preisträger des Kardinal-Volk-Wettbewerbs 2009 mit der Studienleiterin des Erbacher Hofs, Dr. Bernadette Schwarz-Boenneke (2. Reihe 3. von links) Foto: Elisabeth Heinen

Von Elisabeth Heinen

Mainz. „Wofür bin ich verantwortlich?“ – diese Frage war das Thema des Wettbewerbs um den Kardinal Volk-Preis. Bereits zum sechsten Mal wurde der Preis von der Bistumsakademie Erbacher Hof vergeben. 120 Schülerinnen und Schüler hatten ihre Arbeiten eingereicht, 24 von ihnen zeichnete Weihbischof Ulrich Neymeyr mit Preisen aus.

„Was mich wirklich begeistert, ist, dass die Jugendlichen den Begriff ,Verantwortung‘ als ihre Fähigkeit begreifen, für andere da zu sein“, sagt Dr. Bernadette Schwarz- Boenneke, Studienleiterin der Jungen Akademie der Bistumsakademie. Die 35-jährige betreut seit drei Jahren den Wettbewerb um den Kardinal Volk-Preis. Sie leitet auch die jährliche Tagung, zu der die Preisträger für ein Wochenende in den Erbacher Hof eingeladen werden.

„Das ist etwas, das von den Eltern ausgeht“

„Es ist toll, auf dieser Tagung mit so vielen unterschiedlichen Menschen über dieses Thema nachzudenken“, fi ndet Teilnehmerin Melanie Wester (17), „zuhause setzen wir uns ja nicht mit unseren Freunden zusammen und sagen: ,So, jetzt reden wir mal über Verantwortung!‘“

Neben vielen Gesprächen mit den anderen Teilnehmern haben die Schüler auch die Gelegenheit zum Austausch mit Vertretern aus Wirtschaft, Medien, aus dem sozialen und kirchlichen Bereich. In Kleingruppen führen sie Interviews zum Thema. Im Alfred Delp- Saal des Erbacher Hofs diskutiert eine Gruppe mit Hans Günther Mann, dem Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Mainz. „Ich denke, dass Verantwortung etwas ist, was von den Eltern ausgeht. Sie müssen es den Kindern vermitteln, damit diese sie leben können“, sagt er. Er selbst trage gern Verantwortung, auch wenn er in seiner Position auch für Fehler seiner Mitarbeiter gerade stehen müsse. Doch er sehe die Verantwortung als Herausforderung, betont Mann.

„Eigentlich versuchen wir auf dieser Tagung erst einmal zu definieren, was Verantwortung überhaupt ist, das ist sehr spannend“, erklärt die 20-jährige Vanessa Flath, die das Gymnasium in Nieder-Olm besucht. „Viele Menschen schauen mittlerweile weg und sehen ihre eigene Verantwortung nicht mehr, es gibt ein geringeres Interesse der Menschen an ihrer Umwelt“, glaubt sie.

Dies lässt sich von den Teilnehmern der Tagung nicht behaupten. Sie setzen sich in den Interviews mit Ansichten auseinander, die für sie nicht alltäglich sind: Jannik Möldner aus Stromburg, Markus Parlasca aus Trier und Steffen Link aus Dieburg haben mit Schwester Theresia Hüther gesprochen, der Äbtissin des Klosters der Ewigen Anbetung in Mainz.

Auch ein Kloster zu leiten, beinhaltet Verantwortung

„Es war ein sehr offenes Gespräch, was wir gar nicht so erwartet hätten“, erklärt Steffen Link, und Markus Parlasca ergänzt: „Es ging in diesem Gespräch für uns um die Grundfrage, ob sie sich durch ihr zurückgezogenes Leben als kontemplative Ordensfrau nicht der gesellschaftlichen Verantwortung entzieht.“ Sie habe das aber auf ihre Art entkräftet, denn sie sehe ihre Verantwortung auf der geistigen Ebene, indem sie für jeden Menschen betet. Außerdem leite sie ihre Klostergemeinschaft, was ebenfalls Verantwortung beinhalte.

Was bedeutet das Wettbewerbsthema für die Jugendlichen selbst? Wollen sie einmal beruflich Verantwortung übernehmen? „Ich würde mich bei meiner Berufswahl nicht unbedingt daran orientieren, ob ich diese Pflicht einmal haben werde, doch ich glaube, dass ich mit einem gewissen Maß an Verantwortung umgehen könnte“, meint Jannik Möldner.

Steffen Link hat sich deutlicher festgelegt, der 20-jährige möchte Offizier bei der Bundeswehr werden: „Das bringt einfach Verantwortung mit sich.“ Vanessa Flath findet: „Verantwortung hat man doch immer, egal, in welcher Position man arbeitet.“ Für die Teilnehmer beschränkt sich dies nicht nur auf die berufl iche Zukunft, es ging bei den Gesprächen auch um andere Felder, bei denen persönliche und gesellschaftliche Verantwortung gefragt ist: etwa die Bundestagswahl, an der die meisten von ihnen schon teilnehmen konnten.

Bernadette Schwarz-Boenneke zieht eine positive Bilanz der Tagung. Sie zeige ihr wieder einmal, dass „es sich lohnt, unsere jungen Erwachsenen mit Begriffen wie Toleranz und Verantwortung zu konfrontieren. Sie haben eine Selbstverständlichkeit, an diese Themen heranzugehen, die wohltuend ist.“

Zur Sache

Die Gewinner

Der erste Preis, dotiert mit 500 Euro, ging an die Dieburger Schülerinnen Julia Brückmann, Stefanie Gebert, Anika Herd und Anastasia Krjukow. Sie haben mit einer Gruppe geistig behinderter Mädchen gearbeitet. Platz zwei ging mit 250 Euro ebenfalls an eine Dieburger Schülerin: Ruth Bucherer überzeugte die Jury mit einem Gemälde, das die Armut in Afrika zum Thema hat. Den dritten Platz belegten fünf Schüler des Stefan-George- Gymnasiums in Bingen, die eine Ausgabe der Schülerzeitung dem Thema Verantwortung gewidmet haben. Sie teilen sich den Preis (125 Euro) mit Konstantin Korenchuk aus Bad Kreuznach, der einen Film über eine Krankenhauspraktikantin und ihre Arbeit mit einem todkranken Mädchen gedreht hat.

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