Die Kirchenzeitungen für die Bistümer Fulda, Limburg und Mainz
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Eine neue Touristenattraktion
22.08.09

Steinmetz Andreas Schmitz Auge in Auge mit der von ihm geschaffenen Replik „Albanus ohne Kopf“. Foto: Paavo Ondreka

Sie zieht Touristen magisch an: die schaurig-schöne Figur des heiligen Albanus im Kreuzgang des Mainzer Doms. Wohl auch, weil der Kontrast zwischen dem friedlichen Gesichtsausdruck des gerade Enthaupteten und den Blutfontänen, die aus Rumpf und Hals schießen, nicht schockierender sein könnte.

Geschaffen hat diesen realistischen Effekt Steinmetz Andreas Schmitz. Vor zwei Jahren erhielt er vom Leiter des Dommuseums, Dr. Hans-Jürgen Kotzur, den Auftrag, eine Kopie des stark verwitterten Originals aus der Barockzeit anzufertigen. Ein halbes Jahr dauerten die Arbeiten. Vom Ergebnis, sagt der Steinmetz heute, sei er selbst ein wenig überrascht gewesen. Schmitz: „Erst im Nachhinein ist mir aufgefallen, wie drastisch das Dargestellte ist.“

Nicht immer konnte der damals 46-Jährige die Konturen der Originalfigur eins zu eins übertragen. Denn dem in die Jahre gekommenen Albanus fehlte beispielsweise die Nase. Der abgebrochene Sandstein war nur „notdürftig ausgebessert“ worden, erinnert sich der 48-Jährige. Was also tun? In einem war sich Schmitz sicher: das „klobige Ding“ musste ersetzt werden.

Da es nur wenige Darstellungen des „Mainzer Heiligen“ Albanus gibt – der Priester erlitt 406 nach Christus vor den Toren der Stadt Mainz den Märtyrer- Tod – entschied sich Schmitz für einen geraden Nasenrücken mit schmalen Flügeln. „Es sollte passen“, beschreibt er die damalige Suche nach einer pragmatischen Lösung.

War ihm am Ende die eigene Nase Vorbild für seine bildhauerische Arbeit? „Vielleicht“, sagt Schmitz und lächelt ein wenig. Er weiß, dass er mit seiner ersten größeren bildhauerischen Arbeit an der Dombauhütte mehr als nur eine bloße Kopie geschaffen hat. Seinen kopflosen Albanus nennt er deshalb gerne eine „vervollständigte Kopie“.

Ein gutes Auge und ein räumliches Vorstellungsvermögen hat Schmitz schon früh besessen. Den Beruf des Steinmetzen erlernte er jedoch erst im Alter von 34 Jahren im Rahmen einer Umschulung. Zuvor hatte er in der Caritas-Druckerei in Mainz Mombach gearbeitet. „Schon damals habe ich in einer Ateliergemeinschaft gezeichnet und Abgüsse angefertigt“, sagt Schmitz über die Zeiten in denen er bildhauerische Grundkenntnisse erwarb. Von 2001 bis 2004 vertiefte er diese an der Akademie der Bildenden Künste in Mainz.

Den Stein, aus dem Schmitz die neue Touristen-Attraktion des Mainzer Doms meißelte, hat er selbst ausgesucht. Dabei hat er darauf geachtet, dass die weiße Bänderung des Odenwälder Sandsteins nicht über das Haupt des Heiligen läuft. Aus gutem Grund: „Sonst hätte er ausgesehen wie ein Irokese.“

Paavo Ondreka

© Annegret Burk