Unübliches soll Spiritualität entfalten

Fotoausstellung „L’Art sacré“ beleuchtet kontroverse Debatte um moderne Kunst in der Kirche

 

Ausgabe 21 vom 22. Mai 2011

Mainz (kbw). Großformatige Fotos des Künstlers Manfred Zimmermann zieren in leuchtenden Farben die Wände des Vortragssaals im Haus am Dom in Mainz. Sie zeigen eindrucksvoll Architektur und künstlerische Ausstattung französischer Kirchenbauten, wie die Rosenkranzkapelle in Vence von Henri Matisse, die Wallfahrtskapelle von Ronchamp oder das Kloster La Tourette von Le Corbusier.

Die Erbauer der nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenen sakralen Gebäude versuchten, das Verhältnis zwischen Kunst und Kirche neu zu definieren, erklärt Professor Matthias Müller bei der Eröffnung der Ausstellung. Die für jene Zeit ungewöhnlichen Bauten waren Ausdruck kontroverser Debatten über zeitgenössische Kunst in der Kirche, die bereits Jahre zuvor in der Zeitschrift „L’ Art Sacré“ der Dominikanerpatres Marie-Alain Couturier und Pie-Raymond Regamey begonnen hatten. Die damaligen Diskussionen, etwa ob Unübliches fähig sei, die Gläubigen zu erreichen und religiöse Spiritualität zu entfalten, sowie kritische Haltungen hierzu seien auch heute noch aktuell, bestätigt der Professor für Kunstgeschichte. Gegenwärtige Beispiele seien zum einen die Debatte um die 2007 im Kölner Dom enthüllten abstrakten Glasfenster von Gerhard Richter. Ebenso erregten die neu gestalteten Naumburger Domfenster des Leipziger Malers Neo Rauch bundesweit Aufmerksamkeit sowie kürzlich die von dem Graffiti- und Street Art-Künstler Stefan Strumbel neu ausgestaltete Kirche im badischen Goldscheuer.

Konzipiert und ergänzt wurde die Mainzer Ausstellung von 15 Studierenden des Instituts für Kunstgeschichte der Universität Mainz unter Leitung von Professor Matthias Müller und Dr. Felicitas Janson, Akademie des Bistums Mainz.

Die Fotoausstellung „L‘Art sacré – Liturgische Räume der Moderne“ ist bis zum 3. Juni im Haus am Dom in Mainz zu sehen.