Die Kirchenzeitungen für die Bistümer Fulda, Limburg und Mainz
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Ein ruhender Pol im stetigen Besucherstrom
30.07.09

Immer ansprechbar – Dietrich Baltz von der Domaufsicht. Hier füllt er den Opferstock mit frischen Wachskerzen auf. Foto: Paavo Ondreka

Diesen Tag wird Dietrich Baltz nie vergessen: am 4. Juli 2004 störten zwei Randalierer im Mainzer Dom die Jubiläumsmesse zu 25 Jahren ZDF-Fernsehgottesdienst. „Alles ging so schnell“, sagt Baltz über die Ereignisse damals.

Als Mitarbeiter der Domaufsicht hatte er an diesem Tag für einen reibungslosen Ablauf des Gottesdiensts zu sorgen. Doch es kam anders. Kardinal Karl Lehmann predigte gerade, als sich plötzlich ein Mann mit einem Megaphon im Mittelschiff erhob und unverständliche Parolen brüllte.

Baltz stand damals vor den Treppenstufen zum Hochaltar. „Ich habe mich umgedreht, wie alle anderen auch.“ Das hatten die beiden Täter einkalkuliert. Denn in der Zwischenzeit stürzte der Komplize des Störenfrieds an den Altar und riß mit dem Altartuch auch Leuchter, Schmuck und Messbuch herunter. „Der Kardinal konnte gerade noch den Kelch festhalten“, erinnert sich Baltz.

Nach diesen wenigen Schrecksekunden hielten Baltz und weitere Gottesdienst-Teilnehmer die beiden Randalierer bis zum Eintreffen der Polizei fest. Diese wurden später zu mehrmonatigen Haftstrafen verurteilt.

Dietrich Baltz, einer von acht Mitarbeitern bei der Domaufsicht, hat weitere brenzlige Situationen im Dom erlebt: wenn er etwa Bettler vor die Tür setzen oder gegenüber aggressiven Besuchern die Ruhe bewahren musste. „Man darf sich nicht provozieren lassen“, sagt der mittlerweile 77-Jährige. Dann lacht er und fügt hinzu: „Als Vater von acht Kindern habe ich da Erfahrung.“

Zur Domaufsicht kam der ehemalige Krankenpfleger vor 12 Jahren. „Die ganze Atmosphäre, die Orgelmusik und dass es in dem riesigen Bauwerk immer etwas Neues zu entdecken gibt“, das hat den gebürtigen Leipziger und Wahl-Mainzer von Anfang an beeindruckt. Baltz: „Ich fühle mich hier zu Hause.“

Die Leute, die sich an ihn wenden, spüren das. „Wenn einer was zum Dom wissen will, schicke ich ihn zur Dominformation, wenn einer verzweifelt ist, verweise ich ihn an einen Priester.“ Baltz sagt das mit der Ruhe eines Menschen, der als „Aufpasser vom Dienst“ schon viel erlebt hat. Schlechtes wie Gutes.

Auf die Abendstunden im Dom freut er sich besonders. Dann steht er inmitten des stetigen Besucherstroms, in der Nähe des Marienaltars, und sorgt dafür, dass die Betenden in Ruhe Andacht halten können.

Paavo Ondreka

© Annegret Burk